Thor (Blu-ray)
Comicverfilmungen erfreuen sich seit einiger Zeit größter Beliebtheit, und das zu recht. Denn entgegen vieler älterer Filme, die jedenfalls zum Teil ziemlich schauerlich waren, wissen die Streifen der Moderne durchaus zu überzeugen. Filme wie Spider-Man, 300, Fantastic Four, X-Men, Hulk, Iron Man, Batman und Watchmen bedienen sich modernster Technik, sehr guter Schauspieler und ebenso guten Regisseuren und setzen Fans allerorten in Verzückung.
Im Falle von Thor geben u. a. gleich zwei wahrlich prominente Namen ihr Stelldichein: Kenneth Branagh als Regisseur, seines Zeichens bekannter Shakespeare-Liebhaber und Schöpfer zahlreicher Verfilmungen seiner Werke, und dann noch J. Michael Straczynski als Drehbuchautor (dem Erfinder der Space-Saga Babylon 5).
Und auch als Schauspieler konnten einige alte und neue Größen verpflichtet werden. Chris Hemsworth als Thor ist bis dato nicht sonderlich in Erscheinung getreten, der blonde Hüne aus Australien (mit 1,91 m Körpergröße) sieht aber wie der perfekte Nordmann aus und stellt die Figur sehr überzeugend dar.
Natalie Portman hat bereits in jungen Jahren an der Seite von Jean Reno in Léon (von Luc Besson) gezeigt, was sie kann und konnte auch hernach in bedeutenden Produktionen mitwirken (Heat, Mars Attacks, Star Wars, V wie Vendetta - und nicht zuletzt in Black Swan, für den sie den Oscar gewann).
Anthony Hopkins stellt Odin dar, den König der Götter; Jamie Alexander (am ehesten bekannt durch die Serie Kyle XY) spielt die Kriegerin Sef; Ray Stevenson (bekannt aus Bulletproof Gangster) stellt Vostagg dar. Nebenrollen bekleiden noch Rene Russo (Lethal Weapon) und Samuel L. Jackson, der wieder Nick Fury aus Iron Man mimt.
Die Geschichte ist im Grunde schnell erzählt: Thor, Erstgeborener Odins, soll König werden. Er ist aber aufbrausend, eitel, vorlaut, narzisstisch, unreif und nicht wirklich ehrbar. So kommt es, daß er durch einen nicht autorisierten Überfall auf die Welt Jötunheim (wo die Eisriesen ihre Heimat haben) bei Odin in Ungnade fällt und in der Folge seiner Kräfte beraubt und auf die Erde verbannt wird. Dort ist er, trotz seiner Einschränkung, nun ein Mensch zu sein, noch immer sehr von sich überzeugt; zumindest so lange, bis er tatsächlich der Tatsache gewahr wird, keinerlei Macht mehr zu besitzen (denn er kann seinen Hammer nicht mehr führen). Lug und Trug durch seinen Bruder Loki führen letztlich dazu, daß Thor seine Taten bereut und sein Wesen ändert - sehr zum Gefallen seines Vaters, der ihm seine Kräfte wiedergibt, damit Thor die neu gewonnen Freunde unter dem Menschen vor Loki retten kann.
Dabei verliebt er sich noch, rettet seine Heimatwelt Asgard und ist fürderhin der Stolz seiner Rasse.
So weit so gut. Hört sich alles leicht plakativ an und das ist es auch. Dies ist aber keinesfalls störend, denn die einfach Formel funktioniert schließlich nicht zum ersten Mal - das einzige, was man dem Film ein wenig anmerkt ist, daß er im Grunde nur eine Vorbereitung auf das eigentlich Abenteuer der Avengers ist.
Und hier kommen wir zu einem Knackpunkt der letzten Comicverfilmungen. Hulk, Iron Man, Captain America und nun auch Thor sind für sich genommen bereits gute, sehr gute oder großartige Filme - aber allesamt sind eigentlich nur die Einleitungen zum kommenden Avenger-Film, indem sich dann alle gemeinsam gegen das Böse stemmen.
Eines der Features auf der Blu-ray ist dann auch sehr sehenswert: es werden noch einmal die Schlußszenen aus Hulk (Tony Stark trifft sich mit dem General), Iron Man 2 (Thors Hammer wird gefunden) und weitere wiederholt, um dann umzuschwenken auf eine Szene auf der ComicCon 2010, auf der der kommende Avenger-Film offiziell bekannt gegeben wurde und alle Schauspieler ihren Auftritt hatten.
Begeisternd!
Thor ansich besticht durch eine herausragende Bildqualität und phantastische Kulissen - lediglich der Ton ist ab und zu ein wenig konfus abgemischt (Umgebung lauter als Stimmen), was aber nicht wirklich stört.
Freilich ist die Portman mit solch einer Rolle deutlich unterfordert, sie verleiht dem Film aber gleichermaßen das gewisse Etwas, wenn sie mit ihrer entzückenden Art der Rolle den nötigen Feinschliff verpaßt.
Anthony Hopkins braucht eigentlich kaum etwas zu machen, der Mann wirkt alleine durch seine Präsenz. Der Rest spielt sehr solide.
Mag man die (vorhersehbare) Handlung vielleicht ein wenig kritisieren, so muß man aber auch zugeben, daß das Action-Spektakel als unterhaltsamer Film alles richtig macht. Die bildgewaltige Verquickung von Action- und Mythikfilm gelingt sehr gut; und letztlich lebt der Streifen von der Erwartung, mehr über SHIELD und den Weg hin zu den Avengers zu erfahren. Die Story verblaßt aber durchaus etwas hinter der gleißenden Inszenierung (vor allem Asgards); jedoch bleibt das Tempo hoch und Längen fehlen völlig.
Am Ende wurde man hervorragend unterhalten mit außerordentlichen Bildeindrücken, guten Schauspielern, ein paar netten Bonuszugaben auf der BD und dem gewissen Etwas, das in der unbedingten Erwartung manifestiert, endlich den Vereinigungsfilm Avengers sehen zu wollen. Nun, 2012 ist es dann soweit. Bis dahin können wir uns noch ein paar Male Hulk, Iron Man, Thor und Captain America ansehen, um uns einzustimmen.
Fazit: kaufen!
PS: über eine positive Bewertung meiner
Amazon-Rezension würde ich mich sehr freuen
THX 1138
THX 1138 ist der erste Vollzeit-Spielfilm von Star Wars-Schöpfer George Lucas und basiert auf einem eigenem Kurzfilm, den der Regisseur noch zu Studienzeiten drehte (THX 1138:4EB (Electronic Labyrinth)).
Der Film ist im sog. Stil des New Hollywood anzusiedeln und zeigt eine Dystopie (Anti-Utopie), in der die Menschheit unter Tage lebt und mittels kontrollierter Verabreichung von Drogen von jedweder Emotion befreit wird. Die Menschen werden 24 Stunden am Tag überwacht und kontrolliert. So dient der staatlich verordnete Drogenkonsum auch dazu, die Leistungsfähigkeit eines jeden Einzelnen und damit gleichzeitig die Produktivität zu erhöhen.
Jeder Mensch bekommt eine Identifikation zugewiesen, die Namen ersetzen. THX1138 ist die Bezeichnung des Hauptdarstellers, dargestellt durch Robert Duvall (MASH, Der Pate). Seine ihm zugewiesene MItbewohnerin LUH3417 wird gespielt durch Maggie McOmie (die seinerzeit die einzige Darstellerin war, die bereit war, sich der für die Produktion notwendigen Kahlrasur am Kopf zu unterziehen). Den emotional-entrückten Part des SEN5241 übernimmt Donald Pleasence (Halloween).
Die Bild- und Soundqualität begeistert, vor allem, wenn man bedenkt, daß der Film nunmehr 40 Jahre alt ist. Für die Restaurierung des stark beschädigten Materials zeichnen Industrial Light and Magic und Lowry Digital Images verantwortlich (letztere haben auch schon Indiana Jones und Star Wars wieder fit gemacht). Bedenkt man die meist grellweißen Kulissen, muß der Aufwand enorm gewesen sein - er hat sich aber gelohnt, und wirft geichsam die Frage auf, warum dies nicht auch mit den letzten alten, originalen Star Wars-Negativen möglich sein soll, aber das nur am Rande. Insgesamt ist der Film film- und tricktechnisch derart brilliant umgesetzt, daß man glauben könnte, er sei erst wenige Jahre alt. Leider aber konnte es Lucas auch hier nicht lassen, nachträglich Dinge digital zu ändern oder hinzuzufügen. So ist einer Szene bspw. eine echte Ratte durch einen computeranimierten Skorpion (oder etwas ähnliches) ersetzt worden. Warum, weiß wohl nur George Lucas...
THX verstört auf vielen Ebenen, es fehlt dieser Welt praktisch an allem: Kunst, Literatur, Abwechslung, Farbe, Kultur allg., menschliches Miteinander. Sexuelle Kontakte werden strafrechtlich verfolgt und die Nichteinnahme der Sedativa führt zur Sanktion und gilt als "Drogenmißbrauch".
Alle Räume sind in mehr oder weniger klinischem Weiß gehalten - wie eine Irrenanstalt mutet dies an. Wer sich nicht wohl fühlt oder anfängt zu viel zu denken, der kann sich in kleine Beichtzellen flüchten und zu einer Photographie von Jesus Christus beten, bzw. sich von diesem Bildnis die Beichte abnehmen lassen, während von einem Computerband wohlwollende Phrasen erklingen, die den gläubigen Arbeiter beruhigen sollen. Zuwiderhandlungen gegen das System werden unter Einhaltung eines vorgegebenen Budgets von Roboter-Polizisten geahndet. Arbeit ist die Religion dieser Fiktion.
Die einzige Zerstreuung von diesem Drohnenleben bietet ein reglementieres Fernsehen (eine Art Hologramm-Show) mit einigen wenigen Auswahlmöglichkeiten. So gibt es jeweils einen Sender für Männer und einen für Frauen, in dem jeweils ein Mensch des anderen Geschlechtes nackt tanzt; währenddessen läßt sich der Zuschauer von einer Maschine künstlichen befriedigen. Ein anderer Sender zeigt, wie einer der Robo-Cops auf einen Straftäter einprügelt und damit praktisch niemals aufhört.
LUH wird bereits von der Regierung wegen Drogenmißbrauchs beobachtet - sie entwickelt zunehmend Emotionen und sehnt sich nach körperlicher Nähe zu ihrem Mitbewohner. Dies führt dazu, daß sie dessen Seditva austauscht und somit erreicht, daß auch THX' unterdrückte Emotionen wieder hochkommen. Er verliebt sich in LUH und begeht "sexuelle Perversionen" mit ihr, die zur Anklage der beiden führen. Sie werden getrennt und THX muß bald feststellen, daß LUH vernichtet wurde. Er beschließt daraufhin, aus der Zwangsgesellschaft auszubrechen.
George Lucas Film läuft, trotz der grelldüsteren Zukunftsvision, in eher ruhigen, nachdenklichen Bahnen ab und soll eher zum Nachdenken anregen, denn dazu, sich von anderen Eindrücken übermannen zu lassen - wie dies bspw. in Clockwork Orange von Stanley Kubrick geschieht, der ebenfalls dem New Hollywood zugerechnet werden kann und vor allem durch Gewaltakte verstört.
Für Liebhaber dieser Filme (dystopisches New Hollywood) ist der Film absolut zu empfehlen; wer lieber "echte" Science-Fiction und Tempokino mag, sollte hier nicht zugreifen. Vergleichbare Filme wären: Clockwork Orange, Alien, 2001: Odyssee im Weltraum, Flucht ins 23. Jahrhundert, Dawn of the Dead, Der Omega-Mann, Soylent Green und vielleicht noch Die Körperfresser kommen.
Fazit: sehr sehenswert.