Nun, da hilft es dann vielleicht das Buch zu kennen, aber eigentlich reicht es einfach den Film zu verstehen, weil auch der Film eine ganz überspitzte Version unserer Welt zeigt (hauptsächlich über die Charaktere) um Metaphern für Probleme unserer Gesellschaft zu zeigen. Das macht Palahniuk in fast all seinen Büchern, dass er in unsere Welt quasi sehr surreale, verzerrte, überzeichnete Charaktere packt und darum eine ebenso absurde Geschichte schreibt. Dabei spielt Palahniuk auch gern mit "Palahniuk facts" wie ich sie selbst nenne und versucht dir schlüssig Dinge zu erklären, die dir sogar logisch erscheinen und bei denen du dann oft gar googlen musst ob sie stimmen (oft tun sie das auch absolut, aber sind überspitzt dargestellt) - bei Fight Club z.B. Tylers Insomnia.
Auf der anderen Seite, ist es in Fight Club am Ende eine Figur die trotzdem durchaus existieren könnte, egal wie fremd vieles wirkt....Bruce Willis ist tot und der Bub sieht tote Menschen. Plus, 6th Sense fällt beim Rewatch eh auseinander. Die Logik des Films ist anders als in Fight Club nicht vorhanden.
Und kann nur von mir sprechen, weil ich Sixth Sense beim 1. Gucken als Kind auch sehr gefeiert habe: Weil hinter Fight Clu eben so viel mehr steckt als nur der Twist, konnte ich mir den immer und immer wieder aussehen......bei Sixt Sense hatte ich nach 2x gucken eigentlich nie das Bedürfnis den wieder bewusst zu sehen.
Um es zu konkretisieren, warum das mit dem "sieht lächerlich aus" für mich nicht gilt im Vergleich zu 6th Sense: In 6th Sense funktionieren Szenen mit dem Twist im Hinterkopf dann nicht mehr ohne auf "Ghost logic" zurückzugreifen. Warum realisiert es Bruce Willis nicht? Weil er es nicht realisieren will und Ghosts alles tun um sich einzureden, dass alles normal ist vermutlich. Es bricht trotzdem in sich zusammen. Der Film vermittelt dir kein Gefühl von Zeit, es ist fast so als würde auch Ghost-Bruce bewusst nur in den Szenen un in Raum und Zeit vom Film existieren.
In Fight Club hast du einen mental angeschlagenen, depressiven Menschen, der massive Probleme mit dem Alltag hat. Unter massiven Schlafstörungen leidet und sich Abhilfe sucht, indem er in Selbsthilfegruppen todkranke Menschen umarmt und sich als einer von ihnen ausgibt...um sich selbst wieder zu spüren, um Emotionen für einen Moment wahrzunehmen, die ihm diese Gesellschaft und der übliche Lebensstil unserer Welt, gar nicht mehr geben können. Von seiner extremen Schlaflosigkeit getrieben (die enen normalen Menschen natürlich schon killen würde), erschafft er dann ein Alter Ego, das sich von ihm abkapselt. Durden ist so wie er als Mann sein will: sieht besser aus, fickt besser, ist eloquenter (wird quasi allen Anforderungen an einen klassischen Mann der 90er gerecht....deswegen auch etwas amüsant wenn Feministen den Film heute abstrafen, obwohl er sich durchaus auch mit der toxischen Seite des Mannes schon damals befasst hat. Er stellt es halt nur zu cool da...und das darf ja nicht sein) und ist vor allem in der Lage aus der Comfortzone und dem Alltag auszubrechen, der gar keine Comfortzone mehr für ihn ist, sondern eine Belastung. Thematisch ein Punkt den Palahniuk immer gerne ins extreme verpackt aufgreift: geh dorthin wo du Angst hast, such deine Freunde schlecht aus, wenn du verliebt bist, mach dich so verletzlich wie nur möglich....das alles macht gute Geschichten. Ein Motiv das ich immer spannend finde, auch weil ich Teile davon auch anziehe oder mich anziehen - bei Frauen brauche ich fast jemanden der mich aufreibt, das schafft gerade auch jemand sehr gut. Jedenfalls steht ja auch der Fight Club dafür...für diesen Ausbruch von der Comfortzone, der Wegwerfgesellschaft, der Konsumgesellschaft, schlicht von einem Alltag der nicht immer ganz gesund ist. Sich wieder spüren und aus Alter Ego Durdens Sicht quasi "erwachen". Vor dem Hintergrund dieser Identitätskrise, die von einem Extrem ins andere schlittert um am Ende doch gemeinsam zu versuchen etwas Neues zu erschaffen, muss man es dann halt sehen, dass sich da jemand selbst verprügelt. Selbstzerstörung zur Selbstverbesserung. Regel Nummer 7: Jeder Kampf dauert so lange wie er eben dauern muss - auch die mit sich selbst.