The Batman
Toller Film und ein sehr guter Batman, der sich angenehm von Nolans Interpretation abhebt. Noch mehr geerdet, noch ernster und düsterer. Dieser Batman wirkt so geerdet, weil er fast gänzlich auf seine Gadgets verzichtet und die Gegenspieler auch in einem Seven oder ähnlichen Filmen hätten auftauchen können. Durch den Riddler wird der Film mehr zu einem Thriller um die Jagd nach einem Serienmörder, als zu einem klassischen Superheldenfilm. Das macht eine Facette des ernsten und düsteren des Filmes aus.
Die andere Facette ist die Stadt Gotham, die hier so gut in Szene gesetzt wird, man könnte meinen, sie ist der heimliche Hauptstar. Gerade die Bilder am Anfang des Films erzeugen eine Atmosphäre, die ich so intensiv schon lange nicht mehr in einem Film gesehen habe. Dazu hat er Szenen und Bilder, die ganz fantastisch sind. Eine kennt man schon aus dem Trailer, wo Batman vor einer Feuerwand auf die Kamera zuläuft. Oder wenn das erste mal das Batmobil gestartet wird. Beides mal Gänsehaut.
Was viele vom Film abschrecken kann ist zum einen die Länge. 3h sind eine Ansage und ein Film muss sie auch zu füllen wissen. Zum anderen ist er bewusst langsam erzählt. Das in Kombination könnte einschläfernd wirken, wird hier aber wunderbar zusammengeführt. Der Film ist lang, aber nicht langatmig (mir kam er eher wie 2h vor). Er ist langsam erzählt, aber nicht langweilig.
Ich finde es erfrischend, wenn die Kamera auch mal 3-6 Sekunden länger auf einer Szene gehalten wird, als es andere Filme tun würden. Das macht die Szene nur intensiver. Passend dazu sind viele Handlungen von Batman eher langsam. Er agiert sehr überlegt und bewusst. Keine der ausgeführten Bewegung ist unnötig. Dazu sagt er wenig, lässt andere Reden und hält Stille bewusst aus, bzw. nutzt sie zu seinem Vorteil. Ich kann verstehen, wenn man das nicht mag. Aber es ist so gut inszeniert und passt perfekt zum Rest des Films, alles andere hätte ihn nur schlechter gemacht
Es gibt auch Dinge zu kritisieren. Nicht alle Rätsel des Riddler zünden. Batman schafft es nicht herausfindet, wer die "Ratte" ist (passt nicht zu seiner sonst schnellen Auffassungsgabe). Der Pinguin bleibt eher schwach. Die leichte Romanze mit Catwoman hätte man sich sparen können. Das Finale war leider nicht das Highlight des Films, die finden sich eher zu beginn. Und klar, an der ein oder anderen Stelle hätte man sicher noch kürzen können.
Grundsätzlich lebt der Film vor allem von seiner Atmosphäre. Der Rest passt aber auch, ich zücke nur deshalb eine 8/10, weil ich nicht das Bedürfnis verspüre ihn in nächster Zeit noch mal zu sehen, auch wenn er ein wirklich guter Film ist.
Lion
Der Film erzählt die wahre Geschichte von Saroo, einem Inder, der als Kind von seinem Bruder getrennt wird und mit dem Zug 1600km durch Indien fährt, in einem Heim landet und von einer australischen Familie adoptiert wird. Als Erwachsener versucht er mit Google Maps sein Heimatdorf und dort seine Familie zu finden. Das ist alles eigentlich recht wenig Handlung für einen ganzen Spielfilm, aber Lion schafft es diese Geschichte mit so viel Leben und Herzschmerz zu füllen, dass ich ihn wirklich gerne gehen habe. Er drückt genau die richtigen Knöpfe und rührt einen einfach. Der kleine Saroo ist dazu noch wirklich süß, wie er da so einsam durch die Straßen von Kalkutta irrt. Das ist meiner Meinung nach auch der stärkste Part des Films. Die Suche des erwachsenen Saroo ist da weniger spektakulär. Aber die Auflösung am Ende, warum der Film Lion war, die war richtig klasse. 7/10