Power of the Dog
Ein Film, der den Zuschauer definitiv nicht an die Hand nimmt und viele vermutlich in der ersten Stunde bereits verliert. Er erzählt in der ersten Hälfte von dem Leben der beiden Rancher Phil und George und wie letzterer seine eine Frau Rose findet, die er auf die Ranch holt, die sich aber mit Phil so gar nicht versteht. Es passiert erstaunlich wenig, der Film legt ein langsames Tempo vor und zeichnet in vielen kleinen Szenen ein Bild der Charakter der Protagonisten. Das ist nicht sonderlich spannende, aber auch nötig, um in der zweiten Hälfte dann darauf aufzubauen und diese Charakter sich langsam ändern zu lassen.
Dabei wird vieles nicht direkt ausgesprochen, der Zuschauer muss permanent zwischen den Zeilen lesen und versuchen das Innenleben der Figuren zu entschlüsseln. Das geht meist sehr gut, weil Benedict Cumberbatch als Phil und Kirstin Dunst als Rose eine wirkliche tolle Performance abliefern, verlangt aber eben auch immer die volle Aufmerksamkeit, auch oder gerade bei eher langweiligen Szenen.
Das Grundthema ist Männlichkeit und wie sie definiert wird. Dabei verkörpern alle drei Männer in diesem Film (3. ist Roses Sohn) eine andere und oft sehr ambivalente Art der Männlichkeit an der sich die Konflikte entzünden.
Das Ende ist offener, als ich es mir erhofft hatte, passt aber sehr gut zur Geschichte. Insgesamt ein Film, auf den man sich einlassen und dessen erste Stunde man ertragen muss. Danach wird man aber belohnt, wenn man denn mit solchen Filmen etwas anfangen kann. 7/10
Der Rausch
Da hatte ich mir ehrlich gesagt mehr erhofft. Vielleicht wird auch viel durch die lieblose deutsche Synchronisation kaputt gemacht. Aber an der grundlegenden Geschichte und dem Fokus auf Drama und weniger auf Comedy (so gut wie gar nicht vorhanden) ändert das auch nichts.
Die Prämisse ist super, wird aber viel zu schnell zugunsten der kompletten Eskalation fallen gelassen. Das ist ein wenig unglaubwürdig, handelt es sich hier doch um 4 Männer zwischen 40-50 Jahren, die Erfahrung mit Alkohol haben müssen.
Die Idee, das Experiment wissenschaftlich anzugehen, passt eigentlich sehr gut. Nur verkommt auch das sehr schnell zu einem Gag am Rande und der Alkoholkonsum ist mehr Ausbruch aus der Midlife Crisis, denn der Versuch gezielt und kontrolliert einen Pegel von 0,5 Promille zu halten, um das eigene Leben lebenswerter zu machen (s. der Kanu Trip). Es geht irgendwann nur noch um Besaufen, was als Eskalation ok ist, im Film aber mMn viel zu früh kommt.
Was man dem Film aber zugute halten muss, ist der fehlende moralische Zeigefinger und dass er in der zweiten Hälfte, wenn alles schon den Bach runtergeht, nicht mit großen Lebensweisheiten kommt. Nein, gerade das Ende zeigt noch mal wunderbar, dass das alles nicht so einfach ist. Und der Eskalation zuzusehen ist am Ende nicht so schlecht gewesen, wie hier beschrieben. Es ist nur nicht das, was ich mir vom Film erhofft hatte. 7/10