Ich schau schon einiges – Schreibe aber i.d.R. an anderer Stelle - Vieles zieht auch so an einem vorbei und ist kaum einer Erwähnung wert - Im Kopf geblieben ist mir seit langem nur ein Film, welchen ich 2017 anschaute.
Nocturnal Animals -
Tom Ford's zweiter Film nach
A Single Man (2009). Grundlage bildet das Buch
Tony & Susan von
Austin McGiffert Wright.
Für mich persönlich mein Highlight in 2017 – Kein Film beschäftigt mich so wie dieser und lässt mich nicht los. Ein Zitat aus dem Film, so profan es auch scheinen mag, geht mir hier nicht mehr aus dem Kopf.
"Wenn man jemanden liebt, dann muss man behutsam damit sein - vielleicht findet man so etwas nie wieder."
In der heutigen Zeit, in welcher alles nur noch in Abschnitten eingeteilt und vollzogen wird, geht vieles verloren, welches man möglicherweise später sehr bedauert und sogar bereuen könnte
Der Kern der Geschichte von Nocturnal Animals dreht sich um eine solche Erfahrung. Die sehr erfolgreiche
Susan hatte in frühen Jahren im Grunde das, wonach andere Menschen oft ein ganzes Leben suchen und es doch nie finden. Eine Liebe, welche sie so nie wieder finden wird.
Sie gibt dies auf, um weiter zu ziehen. Sie sieht nur ihre eigene Person und verletzt dabei ihren Partner
Edward, welcher diese Liebe ebenso für sie empfindet auf eine sehr brutale Art und Weise.
Es vergehen 20 Jahre - Susan hat ihren Weg gemacht. Sie ist sehr erfolgreich, wohlhabend und hat das erreicht wofür sie ihre Liebe opferte – Aber sie lebt in einer Scheinwelt, ist mit einem Mann verheiratet der sie schon lange betrügt und ist von Menschen umgeben, welche an Oberflächigkeit kaum zu überbieten sind. Sie spürt die in sich wachsende Einsamkeit, die Trostlosigkeit ihres Seins.
Zu diesem Zeitpunkt erhält sie ein
Buchmanuskript mit dem Titel Nocturnal Animals von Edward, dem Mann, denn sie vor 20 Jahren so verletzte. Die in diesem Buch niedergeschriebene Geschichte ist komplex mit der damaligen Realität verwoben. Sie sieht sich, Edward und das was sie opferte und kommt nicht mehr davon los. Die Realität und Geschichte verschwimmen in einem Thriller aus teilweise sehr verstörenden, aber auch wunderschönen Bildern. Sie wird gleichzeitig zur Aufarbeitung der ehemaligen Beziehung und ihrer Tragik eine Entscheidung gefällt zu haben, welche sie zwar erfolgreich, aber nie glücklich machte - Mit dem lesen des Scripts bereut sie dies immer mehr und schöpft Hoffnung.
Betrachtet man die im Manuskript niedergeschriebene Geschichte so kann zum Schluss kommen, dass dies auch eine Art von Rache ist, welche Edward hier nun an Susan vollzieht. Der Film hat so viele kleine Botschaften, welche einem oft erst beim wiederholten Male auffallen.
Tom Ford, ein äusserts erfolgreicher Modedesigner bei
Gucci und
Yves Saint-Laurent. Für viele der Mann mit dem besten Style Ever, ein absoluter Ästhet macht zwei Filme, welche einen trotz ihrer oft sehr behutsamen, mancher würde wohl auch sagen langweiligen Erzählweise einfach einfangen.
Er schafft hier gleichzeitig so wunderschöne Bilder und Einstellungen die einen fast den Atem rauben, welche dann aber durch die brutale abstoßende Grausamkeit der parallelen zweiten Story abgelöst werden. Schon die sehr eigenwillige Filmeröffnung wird manchen nicht nur überraschen – Sie kann einen schon erschrecken und möglicherweise sogar daran hindern weiter zu schauen – Das sollte man aber, denn es lohnt sich.
Die Besetzung ist mit einem glänzend spielenden
Jake Gyllenhaal in einer Doppelrolle,
Amy Adams in der Rolle der selbstreflektierenden Kunstkuratorin Susan und dem verstörenden Bösewicht
Aaron Taylor-Johnson sehr gut gewählt. Der Rest des Cast wurde ebenfalls sehr gut gewählt.
Untermalt, teilweise sogar getragen wird die Geschichte durch den
wunderschönen Score von Abel Korzeniowski. Dies wird schon in den ersten Szenen des Filmes mehr als offenkundig. Auch einer der Gründe, warum mich der Film nicht loslässt, weil die Musik von Abel K. ein steter Begleiter geworden ist. Er schieb schon die Musik zum Ford‘s ersten Film
A Single Man. Der eine oder andere wird ihn von
Penny Dreadful kennen.
Nocturnal Animals ist ein Film der zu sehr gegensätzliche Meinungen führt. Gesehen haben sollte man ihn meiner Meinung nach auf jeden Fall mal.
Ich für meinen Teil bin jedenfalls auf den nächsten Film von Tom Ford gespannt, wenn er noch einen machen wird.