@Avi
Ich war ja relativ stark in Berührung mit diesen Themen.
Begonnen hat das, wie gesagt, wie ich 9 Jahre alt war, wo ich Teil einer Community war, die zu 100% überzeugt war, ein Ufo gesehen zu haben.
Und ja, ich habs auch gesehen und ich war mir zu 100% sicher.
Erst 8 Jahre später hab ich dann erfahren, was das Ding wirklich war
Das wirklich interessante für mich im Nachhinein daran ist eigentlich, wie stark eine komplett andere eigenständige Realität um diese Sichtungen konstruiert wurde. (Es waren Lichtkugeln, die sich regelmässig am Himmel gedreht haben)
Bei vielen Bekannten sind regelmässig dann wie gesagt UFOs im Garten gelandet - aber keiner hat daran gezweifelt, sondern desto abstruser diese Storys wurden, desto mehr haben sich die Menschen gegenseitig in dieser rein konstruierten Realität gegenseitig bestätigt.
Für mich hat mit diesem „Event“ eigentlich meine große Zeit des „forschens“ in paranormalen Themen begonnen.
Es war anfang der 90er Jahre und der Zugang zu dem Thema war auf seine Art „spezieller“.
Da gabs diese Bücher, sehr wissenschaftlich geschrieben - auf der anderen Seite zum Teil etwas angsteinflößend durch z.b. Fotos von Geistern usw…..
Ich bin dann relativ bald umgezogen und hatte in meiner neuen Ortschaft, bei gewissen anderen Jugendlichen einen Star Status, da ich der war, der was übernatürliches gesehen hat.
Und genau da, hab ich das selbe wieder erlebt.
Über die Jahre hinweg hat sich dieses Thema in dem Freundeskreis selbstständig gemacht.
Da gabs neue Freunde, die anfangs gemeint haben, eventuell auch was gesehen zu haben. Mit der Zeit wurden diese Realitäten jedoch so ausgeschmückt, das nach Jahren aus einem „ich bin mir nicht sicher ob“, ein „vor mir ist eines gelandet“ geworden ist.
Ich selbst will mich davon nicht ausschließen - interessant für mich jedoch im nachhinein.
Dann kam die Zeit, wo ich 16, 17 Jahre alt war.
Die Zeit, wo ich mit unterschiedlichsten Menschen, regelmässig, auf unterschiedlichsten Arten Geister, Dämonen, Teufel beschworen hatte.
Das interessante hierbei :
Diese Struktur, mit dem sich verselbstständigen einer Geschichte hat auch hier wieder auf komplett selbe Art und Weise zugeschlagen.
Wir hatten zum Teil so eine große Erwartungshaltung und waren so stark von der Sache überzeugt, das jeder kleinste Luftzug wärend einer Geisterbeschwörung, sich in diesem subjektiven Gedankenbauwerk über weitere Zeiträume hinweg zu den abstrusesten Realitäten entwickelt haben.
Ich selbst war z.b. erst Monate nach einer Beschwörung zu 100% davon überzeugt, von einem Geist berührt worden zu sein - diese Überzeugung ist jedoch nur aus der Bestätigung durch die anderen Beteiligten resultiert.
Im nachheinein für mich total interessant, weil ich tatsächlich komplett klare Bilder im Kopf hatte, die sich ursprünglich eigentlich so nie zugetragen haben.
Und das ist nur ein heisser Tropfen dessen, was sich da alles in meinem Freundes/Bekanntenkreis abgespielt hat.
Ich habe mir zu der Zeit mal zum Spass Tarotkarten aus dem EMP Katalog bestellt und einfach nur zum Spass für manche Freunde die Karten gelegt.
(der freundeskreis stellte sich übrigens aus Teilnehmern aller gesellschaftsschichten zusammen - ich möchte nur im Vorhinein Schubladendenken ausschließen)
Was denkst du, war das Ergebnis von diesem Tarotkartenlegen, nur zum Spass ??
Ein schleichender Prozess, wie immer - auf einmal ging in dem Kreis das Gerücht um, meine Tarotkarten-Sessions, würden sich als wahre „Vorhersagen“ bestätigen
Ja ohne shice - immer mehr und mehr behaupteten, bei ihnen sei dies eingetroffen, was ich mit den Karten gelegt hatte, nein, besser gesagt, es gab schlussendlich niemanden, wirklich niemanden mehr, bei dem dies NICHT eingetreten war
Das ging so weit, das ich zum Teil sogar für die Eltern von manchen die Karten gelegt habe
Das interessante : Desto mehr ich bestätigt wurde, desto mehr war ich von mir selbst überzeugt
Geplatzt ist diese Blase dann als ich 17 oder 18 Jahre alt war.
Es kam dieser eine Tag an dem ich erfahren habe, was diese Ufos, die ich mit 9 gesehen habe, wirklich waren.
Und der Anfang allen dessen, war somit auch das Ende.
Für mich kam dann eine lange Zeit der Aufarbeitung - ich hab begonnen mich mit psychologie und diversen philosophischen Denkrichtungen zu beschäftigen (radikaler Konstruktivismus usw…) , um mir selbst überhaupt all dessen bewusst zu werden, was da die letzten Jahre geschehen war.
Und ja - mein Rückschluß ist, das wir Menschen unglaublich gut darin sind, uns eigene Realitäten zu schaffen.
Im speziellen, wenn dann mehrere Menschen mit selber Gesinnung zusammen kommen, beginnen im Kopf „Rückkoppelungsmechanismen“ zu wirken - im Bereich der Kybernetik ist diesbezüglich sehr stark darauf eingegangen worden.
Diese Rückkoppelungsmechanismen funktionieren ähnlich, wie eine Rückkoppelung bei Live-Musikern.
Ein kleiner Input, kann eine endlos, sich steigernde Welle an Output als Resultat haben.
Und natürlich ist eine Grundfrage des menschliches Intellekts ein perfekter Trigger für eine solche „Rückkoppelungs - Spirale“ :
Nämlich die Frage nach dem Sein.
In Philosophiekreisen wird gerne davon gesprochen, das man neidisch sei auf Menschen, die an einen Gott glauben.
Denn dieser Glaube gibt ihnen einen höheren Sinn in ihrem Leben - und das ist auch oke so.