Nein es ist keine bewiesene Unschuld. Es bedeutet nur das die Polizei nicht genug Material zum ermitteln hat.
Es war von vornherein klar das dieser Fall auf ein Aussage gegen Aussage hinauslaufen wird. Es ist nun mal ein sehr schwer beweißbarer Sachverhalt, wenn nicht gerade Videos oder ähnliches auftauchen ist es für die Opfer, eines Sexuellen Übergriffs, fast unmöglich dies zu beweißen. Das immer sofort sehr viel Hass und teils Morddrohungen auf die Opfer eingehen sobald sie eine Bekannte Persönlichkeit anzeige, hebt die Bereitschaft sich öffentlich zu äußern nicht gerade.
Unabhängig vom konkreten Fall Lindemann, ist es schlimm, dass möglicher sexueller Missbrauch so leicht ungeklärt bleibt und die Hemmschwelle für Anzeigen so groß ist.
„Selber schuld!“ – wenn Frauen über sexuelle Belästigung und gewalttätige Übergriffe offen reden, bekommen sie das häufig als erste Reaktion. Beispiele sind die aktuellen Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann, aber auch jede Form der häuslichen Gewalt. Diese Praxis nennt man „Victim...
orf.at
Ich verschiebe die Diskussion mal an diese Stelle, weil es hier signifikant besser passt. Und es scheint angemessen, da einiges richtigzustellen. Denn grundsätzlich stimmt an deinen Aussagen alles. Durch deine Darstellung wirkt es aber, als hätten deine Äußerungen irgendwas mit dem hier vorliegenden Fall zu tun. Dem ist nicht so. Entsprechend ist dein Framing des Sachverhalts irgendwo zwischen fragwürdig und verlogen.
Teil 1: Aussage gegen Aussage
Es ist richtig, bei den meisten Anschuldigungen des sexuellen Missbrauchs läuft es letztlich darauf hinaus, dass die Aussage des mutmaßlichen Täters der Aussage des mutmaßlichen Opfers gegenübersteht. Das ist in den meisten Fällen ein größeres Problem für das mutmaßliche Opfer. Du stellst es aber dar, als stünde auch hier die Aussage der mutmaßlichen Opfer den Aussagen des mutmaßlichen Täters gegenüber. Das entspricht aber nicht dem vorliegenden Fall. In Tat und Wahrheit haben wir hier nämlich die Aussage des mutmaßlichen Täters, die
keiner Aussage eines mutmaßlichen Opfers gegenübersteht. Dass in einer solchen Situation die Aussage des mutmaßlichen Täters glaubwürdiger wirkt als die nicht vorhandene Aussage des mutmaßlichen Opfers ergibt sich aus der Sache selbst.
Teil 2: Die Ermittlungen wurden eingestellt, weil die Polizei nicht genug Material zur Ermittlung hat
Auch das ist korrekt: die Polizei hat letztlich versucht Material zu finden, die für die Ermittlung ausreichen. Indem du kurz darauf aber ausformulierst, dass es ein schwer zu beweisender Sachverhalt ist, stellst du es dar, als wären die Ermittlungen aus mangelnder Beweislast eingestellt worden. Auch das ist ein fragwürdiges Framing. Denn wie bereits bei der Darstellung der "Aussage gegen Aussage" wurden die Ermittlungen nicht eingestellt, weil zu wenige Beweise gefunden wurden, sondern weil auf Opferseite nicht mal grundlegende Indizien gefunden wurden. Die Ermittlungen wurden nicht eingestellt, weil keine Beweise gefunden wurden - sie wurden eingestellt, weil keine Opfer gefunden wurden. Das ist ein signifikanter Unterschied.
Teil 3: Hass und Morddrohungen auf die Opfer
Wieder ist es korrekt, dass mutmaßliche Opfer ein Glaubwürdigkeitsproblem haben und entsprechend auch konfrontiert werden. Das ist eine Katastrophe. Nur sehe ich hier eine riesige Mitschuld bei Leuten wie Kayla Shyx. Der Ausgangspunkt war eine vage Äußerung von Shelby Lynn. Diese Äußerung wurde zuerst von YouTubern wie Kayla Shyx aufgegriffen und in bester Flüsterpost-Manier garniert. Hier eine Prise
"die Mädchen sahen aus, als wären sie auf Drogen", dort ein Esslöffel
"da wurden Mädchen unbewusst zu Sexorgien geführt" und schliesslich ein Teelöffel
"der Türsteher hat uns ganz doll böse angeschaut als wir gingen" und schon hatten wir ein sensationalistisches Feuerwerk sondergleichen. Denn plötzlich ging es in dem Fall nicht mehr darum, was Lindemann wirklich getan hat und was die Opfer erlebt haben, sondern was Kayla Shyx mutmaßlich beobachtet - und potenziell relativ frei interpretiert - hat. Und statt auf Aussagen der mutmaßlichen Opfer zu warten, nahmen Leute wie Kayla Shyx die Rolle der Opfer ein - obwohl sie gar nie Opfer waren. Und die Medien schlitterten auf ein ordentliches Sommerloch zu und griffen dieses von Leuten wie Kayla Shyx geschaffenes Medienspektakel ordentlich auf, gaben diesen Leuten weitere Plattformen und die Thematik schaukelte sich immer weiter hoch.
Und damit kommen wir nochmal zur ursprünglichen Aussage: ja, die mutmaßlichen Opfer haben ein Glaubwürdigkeitsproblem. Und die Hemmschwelle sich zu Wort zu melden ist groß. Nur liegt der Grund nicht an irgendwelchen Einschüchterungsversuchen der potenziellen Täter. Denn im hier vorliegenden Fall wurde zu keinem Zeitpunkt ein Opfer zum Schweigen gebracht. Hier wurden Leute wie Kayla Shyx zum Schweigen gebracht - und das ist gut für alle mutmaßlichen Opfer. Denn wer letztlich unter der Sensationsgeilheit einer YouTuberin leidet sind die wahren Opfer von sexuellen Missbrauch. Denn der Hass, der diesen Leuten wie Kayla Shyx entgegendonnert ist zu jedem Zeitpunkt gerechtfertigt
(auch wenn die Morddrohungen selbstverständlich völlig daneben sind). Und genau der Hass, den Kayla Shyx selbst erarbeitet hat, donnert auch tatsächlichen Opfern von sexuellem Missbrauch entgegen. Denn wer weiß schon, wenn ein solcher Fall aufkommt, ob es sich um ein Opfer oder um... naja... eine Kayla Shyx handelt?