Nach der ersten Spielstunde war ich ernsthaft entsetzt über das, was Epic Games und People Can Fly aus Gears of War gemacht haben. Schnöde Abwehrschlachten in der Kampagne? Eine Feindwelle nach der anderen abwehren? Und Zusatzbedingungen, die mich unter Zeitdruck setzen? Etwas später legte sich das Entsetzen. Denn obwohl Judgment bei weitem nicht die spielerische Vielfalt seiner Vorgänger erreicht, sorgt die bewährte Spielmechanik doch dafür, dass die Kämpfe Spaß machen. Wenigstens bis zu einem gewissen Punkt: Denn spätestens nach der Hälfte wartete ich zunehmend auf ungeduldig auf irgendein echtes Highlight. Und wartete vergeblich, denn selbst der eine Bosskampf am Ende bleibt müde.
Kurzum: Zwischen Gears of War 3 und Judgment liegen Welten! Wo sind die Fahrzeugabschnitte? Wo sind die ultraspektakulären Cutscenes? Und wo die Bosskämpfe, die sich wenigstens für eine Zeitlang ins Gedächtnis einbrennen? In Judgment bekomme ich es bis zum Ende überwiegend mit Gegnern zu tun, die ich längst kenne. Muss Abwehrschlachten schlagen, die immer nach demselben Prinzip ablaufen. Die nette, aber ebenfalls nicht gerade mitreißende Zusatzepisode ist keine Entschädigung. Was bringt mir da eine Grafikpracht, wie sie nur wenige andere 360-Spiele erreichen?
Koop-affine Spieler kommen schon eher auf ihre Kosten. Aber wollen die in der Kampagne wirklich genau dasselbe erleben wie im Mehrspieler-Modus? Ich glaube nicht. Ganz ehrlich. People Can Fly: Bei eurem ersten Ausflug ins Gears-of-War-Universum hätte ich euch vieles nachgesehen. Aber die Kampagne komplett umzukrempeln und just die enge Verzahnung von Story und Kampf abzuschaffen, die aus der Gears-Serie erst gemacht hat, was sie ist? Eine ausnehmend schlechte Idee! Was Judgment vor einer mäßigen Wertung rettet, sind der hohe Wert für Koop-affine Spieler und der weiterhin auch längerfristig unterhaltsame Mehrspieler-Modus. Die überdurchschnittliche Note ist also verdient. Vergleicht man sie hingegen mit der 9.0, die Gears of War 3 hat...