So Leute, jetzt drinken wir erstmal einen auf die kommende E3, die wird nämlich hammerhart
.
Ich vergleiche die E3 mit einem Schaulaufen. Jeder der drei Wettbewerber wird seine Kür absolvieren, und am Ende wird derjenige den größten Eindruck bei den Zuschauern hinterlassen haben, dessen Präsentation mitten ins Herz zu treffen vermochte.
Natürlich, natürlich, Sony und Microsoft werden in die Grafikoffensive gehen und das Auge mit schillernden Techdemos zu überwältigen suchen. Sonys PS3, die als haushoher Favorit in die nächste Runde startet, wird ohne Zweifel die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Und Microsofts Xbox2 wird, wenn auch verhaltener, ebenso im Fokus der E3-Besucher stehen (die E3 findet eben nicht in Tokyo, sondern Los Angeles statt
).
Aber hat da nicht ein Konsolenhersteller die Erwartungshaltung immens hochgeschraubt, so hoch, daß seit Monaten nicht mehr enden wollende Gerüchte im Internet kursieren? Wer dürfte wohl ein ganz starkes Interesse auf den eigenen Stand gezogen haben, wenn nicht Nintendo? Immerhin versprach man am gleichen Ort vor knapp einem Jahr eine "Gaming-Revolution", und um der Gefahr vorzubeugen, daß diese Ankündigung von der Öffentlichkeit nicht mit dem gebührenden Ernst wahrgenommen werden würde, ließ Nintendos Marketingpropaganda dieses Wort nicht mehr aus dem öffentlichen Bewußtsein schwinden.
Glaubt hier denn nun wirklich irgend jemand allen Ernstes - ganz gleich, welcher Fraktion er auch immer angehören mag -, daß eine Vorstellung des Revolution auf der E3 ausbliebe? Gesetzt diesen Falles, hätte Nintendo sich selbst nach seiner gelungenen Öffentlichkeitsarbeit den Strick um den Hals gelegt und seinen Ruf in der öffentlichen Wahrnehmung beschädigt. Die Folge davon wäre die, die man eigentlich mit der Politik assoziiert: man hätte seine Glaubwürdigkeit verspielt.
"Ängstlich" ist der falsche, "respektvoll" der richtige Ausdruck dafür, wie Nintendo seinen beiden Wettbewerbern gegenübersteht. Natürlich nimmt man die Konkurrenz ernst; das hat Reginald Fils-Aime ja mehrfach in Interviews hervorgehoben. Gleichzeitig beteuerte er aber auch, daß der einzige erfolgreiche Weg die Flucht nach vorne sei. Dieser Satz ist keine leere Platitüde geblieben, sondern das letzte Jahr erfolgreich umgesetzt worden. Nintendo glänzt besonders seit dem letzten Jahr mit agressiven medialen Auftritten; unvergessen Nintendos E3 und die Begeisterungsstürme, von denen man heute noch nicht weiß, ob sie eigentlich dem neuen Zelda oder Nintendos neuem Superstar Reggie gewidmet waren.
Wer nun also glaubt, Nintendo verstehe die Flucht nach vorne so, daß man den direkten Vergleich mit den beiden Konkurrenten besser aus dem Weg geht, der irrt gewaltig. Der Revolution wird auf der E3 näher vorgestellt werden, und man wird eine Präsentationsart gefunden haben, die womöglich nicht das Auge mit Hilfe einer schillernden Techdemo zu überwältigen weiß; vielleicht hat sie aber gerade das nicht nötig, wenn es ihr gelingt, was allein dem Publikumsliebling vorbehalten bleibt : den Zuschauer mitten ins Herz zu treffen.