Aber Leute, ich möchte hier doch nicht Schwarzmalerei betreiben und freue mich auch darüber, daß ihr Nintendos wirtschaftliche Lage insgesamt positiv bewertet.
Es war eine lustige Begebenheit, daß ich meinen Beitrag, der zur jetzigen Diskussion anregen sollte, heute morgen um 5 Uhr geschrieben und vier Stunden später die Finanzdaten für das laufende Geschäftsjahr veröffentlicht wurden, die ein anderes, wirtschaftlich sehr positives, Klima verbreiten. Das nenne ich einfach schlechtes Timing von mir
.
Mein Beitrag widmete sich aber in Wirklichkeit nicht der wirtschaftlichen Situation von Nintendo, auch wenn ich das erste Mal überhaupt mit finanziellen Daten in meinem Beitrag operierte (die eben nicht auf dem neuesten Stand von heute waren). Vielmehr nahm ich die gegenwärtige Situation auf dem Heimkonsolenmarkt ins Visier und versuchte davon ausgehend Prognosen oder Fragen für Nintendos Heimkonsolenzukunft zu formulieren.
Beziehe ich mich auf die finanziellen Daten des Geschäftsjahres 2003/04, dann zeigt sich doch der zumindest wirtschaftliche Mißerfolg in der Heimkonsolensparte. Nintendo hatte den Erfolg des GCN wesentlich erfolgreicher prognostiziert und mußte deswegen die Prognosen nach unten korrigieren.
Nun gibt die frohe Botschaft, daß Nintendo im vergangenen Geschäftsjahr seinen Gewinn um mehr als 17% als ursprünglich prognostiziert erhöhen konnte, mir wirklich Anlaß zur Freude, meinem Urteilsvermögen aber auch den zur Differenzierung. Der Logik folgend können die schleppende GC-Verkäufe nicht Anlaß für die Gewinnmaximierung gewesen sein. Nintendo konnte schließlich seine Prognosen auch nicht in dem zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2003/04 erfüllen, als die aggressive Preissenkung des GCN schon vollzogen war. Wieso sollte ausgerechnet nun eine Genesung auf dem Heimkonsolenmarkt erfolgt sein? Die Gewinnmaximierung muß also in der Hauptsache auf die unheimlich erfolgreichen Verkäufe des neuen Handhelds zurückzuführen sein. Anders läßt sie sich nicht erklären.
Die Gewinnmaximierung verdeckt aus dieser Betrachtungsweise nur das Problem, mit dem Nintendo weiterhin auf dem Heimkonsolenmarkt zu kämpfen hat. Würde man die Finanzdaten des laufenden Geschäftsjahres in Erlöse für die Heimkonsolen- und Handheldsparte aufteilen, dann erhielte man überhaupt erst ein Bild darüber, wieviel Gewinn man mit dem GCN eingefahren hat und ob dieser noch lohnenswert für das Unternehmen ist. Das bezweifle ich hier an dieser Stelle
nicht. Dennoch sei mir die Aussage erlaubt, daß der Zeitpunkt, in dem Nintendo nicht länger auf dem Heimkonsolenmarkt Gewinn erwirtschaftet, ein Ausstieg des Unternehmens aus dieser Sparte vernünftig erscheinen läßt. Daher messe ich dem Erfolg der Heimkonsole keine so große Bedeutung für das Gesamtunternehmen Nintendo bei, jedoch die entscheidende Gewichtung für den Hardwarezusteller Nintendo
als Heimkonsolenanbieter. Bei Mißwirtschaft in der Heimkonsolensparte wird man sich aus dieser als Hardwarezusteller zum Ausstieg genötigt sehen und nicht weiter dem Gesamtunternehmen Schaden zufügen wollen (wie das bei Sega der Fall war
).
Laguna hat einen ganz wichtigen Beitrag in meinen Augen geleistet, den er in einer Lesart formulierte, die ich nun in ihr Gegenteil verkehren möchte.
Die Abgänge finanziell angeschlagener Entwickler von Nintendos Bühne mag in seiner Lesart so ausgelegt sein, daß hier eine
Selektion stattfindet, die die Loser von den Winnern wie die Spreu vom Weizen trennt. Der
Umkehrschluß scheint mir viel logischer zu sein: wieso sollte ein Unternehmen, das auf größtmöglichen Gewinn zielt, für eine Plattform entwickeln, die weniger Kaufkraft entwickelt als eine solche, die über doppelt und dreifach soviele Kunden zur Aussicht stellt.
Diese Lesart scheint mir eine ganz entscheidende zu sein. Die Mehrzahl der Entwickler weiß, welche der drei Plattformen die lukrativere zu sein verspricht. Microsoft sucht genauso wie Sony Entwickler auch mit finanziellen Lockmitteln an sich zu binden. Nintendo geht in dieser Hinsicht andere Wege. Man läßt die second-party-Unterstützung lieber ziehen
als Geld in deren Anbindung zu investieren. Wie kann diese Entscheidung zu einer größeren Vielfalt auf dem Revolution führen, die der GCN ja gegenüber seiner Konkurrenz hat missen lassen. Man darf nicht unterschätzen, wie schwer es für Nintendo werden wird, die Kaufargumente der Konkurrenz zu entkräften und die Videospieler wieder für die eigene Plattform zu begeistern, wenn es bei dem
jetzigen Softwareangebot eines GCN stehen bleibt, in dem einige Genres unzureichend besetzt sind. Danach sieht es z. Zt aus, es entwickelt sich sogar der Eindruck, BigN konnte noch weniger Entwickler für die kommende Plattform gewinnen als zu den Anfängen des GCN.
Sind das die idealen Voraussetzungen für einen Erfolg des neuen Systems?