Wenn Du Qualität auf das Handwerkliche reduziert haben willst, kannst Du das natürlich so sehen. Ich finde diese Sichtweise ziemlich flach. Eigentlich zerfällt sie schon bei einer genaueren Betrachtung des Handwerklichen. Denn handwerkliche Qualität wird stets anhand etablierten Normen beurteilt, die sich nur deshalb etabliert haben, weil ihre Erfüllung den Spielspaß und damit die Beliebtheit fördern (Genres sind im Grunde nichts anderes als spezielle Sets solcher Normen). Deine strikte Trennung zwischen Qualität und Beliebtheit lässt sich allein aus diesem Grund nicht aufrechterhalten. Es gibt aber noch einen zweiten:
Um den zu verstehen, können wir uns Videospiele als moderne Kunstform vorstellen. Neulich habe ich eine Dokumentationsserie über Pablo Picasso gesehen. Obwohl wir uns darüber einig sein dürften, dass Malerei sehr subjektiv ist, gibt es auch hier handwerkliche Kriterien nach denen man die Qualität von Gemälden beurteilen kann (für diese gelten jedoch grundsätzlich diesselben Überlegungen wie oben). Picasso hatte in seiner Anfangszeit zahlreiche aus damals handwerklicher Sicht hochwertige Werke erschaffen. Den großen Durchbruch gelang ihm aber nicht damit sondern mit einem ganz neuen Stil.
Der Punkt für unsere Diskussion ist, dass es für die Bewertung der Qualität dieser neuartigen Werke damals keine handwerklichen Kriterien gab, weil sich Picassos Kunst außerhalb etablierter Normen bewegte und völlig neue Maßstäbe setzte. Na gut, man hätte seine Werke natürlich nach den damals geltenden Maßstäben bewerten können. Dann wäre man allerdings zu dem Ergebnis gelangt, dass Picassos Meisterwerke Schrott sind. Ich hoffe es wird an der Stelle deutlich worauf ich hinaus will bzw. warum die Reduktion von Qualität auf das Handwerkliche zu kurz greift.