Indizierung
Computerspiele waren in den 1980er Jahren ein neues Phänomen; so reagierte die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (damals noch Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, kurz BPJS) recht hilflos und willkürlich bei der Indizierung von C64-Spielen: es wurden nicht nur auch nach heutigen Maßstäben recht brutale Spiele wie Commando Libya oder Beach Head (mit realistischen Schreien sterbender Soldaten) indiziert, sondern auch nach damaligen und heutigen Maßstäben harmlose Spiele wie River Raid und Blue Max, in denen auf stilisierte Flugzeuge und Panzer geschossen wurde. Das führte dazu, dass die deutsche Version des Spiels Commando grafisch leicht umgestaltet wurde statt Soldaten waren in der Version namens Space Invasion Außerirdische die Gegner (was die BPJS nicht davon abhielt, Space Invasion ebenfalls zu indizieren).
Diese Indizierungspolitik führte zu Unverständnis und zu einer generellen Ablehnung der BPJS, zumal zur damaligen Zeit sehr viele Raubkopien im Umlauf waren, so dass die Maßnahmen ins Leere gingen; manche indizierte Spiele (siehe Abschnitt Propaganda) waren zudem nicht im freien Handel erhältlich. Später zeigte die BPJS mehr Augenmaß bei der Indizierung.
Kurioserweise landeten bei der BPJS auch eindeutig gecrackte Spiele, also Raubkopien, zur Bewertung auf dem Tisch. Diese Medien dürften, dem Verfahrensweg entsprechend, aus den Haushalten besorgter Eltern über die Jugendämter an die Stelle weitergeleitet worden sein. Das weitere Vorgehen entsprach den Regeln, wonach bei verdächtigen Medien und unbekanntem Autor zunächst immer eine Indizierung vorgenommen wird, um im weiteren für Klärung zu sorgen. Dass diese Klarheit bei Cracks nicht herbeiführbar war, sollte einleuchten. So befindet sich auch heute noch das Spiel 1942 trainer (eine gecrackte und um einen Cheat erweiterte Version des Spiels 1942) auf dem Index der nicht frei verkäuflichen Werke. Als Hersteller wird für das Medium dementsprechend auch nicht Capcom bzw. Elite als Publisher angegeben, sondern ein Unbekannter namens Doctor Bit, unter dessen Pseudonym der Cheat veröffentlicht und in Umlauf gebracht wurde. Anzeichen für einen offenen gewerblichen Vertrieb sind nicht vorhanden, ansonsten hätte wohl auch der Originalhersteller entsprechende Maßnahmen ergriffen.
Propaganda
Schon damals erprobten politische Gruppierungen die Möglichkeit, Computerspiele für ihre Zwecke zu nutzen. Es wurden z. B. rechtsextreme Spiele unter der Hand verteilt, wie Hitler-Diktator, der Anti-Türken-Test oder KZ-Manager, bei dem der Spieler die Rolle eines KZ-Verwalters übernimmt. Meist handelte es sich dabei nicht um Originalwerke, sondern um illegale Abänderungen bereits vorhandener Spiele Hitler-Diktator entstand beispielsweise aus dem legalen Spiel Imperator, bei dem der Spieler einen antiken römischen Kaiser spielt, indem z. B. das Wort Sklaven durch Juden ersetzt wurde. Allenfalls erwähnenswert ist hierzu noch das linksradikale Spiel R.A.F., bei dem der Spieler eine linke Terrororganisation gründet, um bekannte Personen in verschiedenen Städten zu töten. Diese Spiele wurden meist kurz nach ihrem ersten Auftauchen indiziert und im Falle der rechtsextremistischen Programme zusätzlich bundesweit eingezogen. Sie waren jedoch ohnehin nie im freien Handel erhältlich und wohl auch nicht dafür vorgesehen. Wie diese Medien ihren Weg zur BPJS fanden (Eltern oder Staatsanwalt mit Meldung an das Jugendamt), ist nicht weiter dokumentiert. Diese Spiele sind als unschöne, aber wohl unvermeidliche Randerscheinung im großen Fundus der teils sehr hochwertigen Unterhaltungssoftware für dieses Computersystem zu bezeichnen.