So, jetzt hab ichs das erste mal durchgespielt. Hab mich extra aus diesem Thread rausgehalten, um bloß nicht gespoilert zu werden.
Werde es jetzt erstmal für ein paar Tage zur Seite legen um es sacken zu lassen und dann nochmal auf Erkundungstour gehen. Gibt einfach irre viel zu entdecken. Dieses Piratendorf war zum Beispiel so ein Fall. Klar kann man einfach von A nach B laufen. Man kann sich aber auch umschauen und Schriftstücke, Schätze oder Dialoge finden, welche die Spielwelt nocheinmal vertiefen.
Wie auch immer.
Wäre Uncharted ein Film, wäre es wohl Popcorn Kino. Die Story ist oberflächlich tiefgründig und das Thema Logik sollte man hinten anstellen. Jedenfalls wenn man sich während des Spiels mit sowas nicht den Spass versauen will.
Jetzt wo ich es beendet habe, stelle ich mir dann aber doch ein paar Fragen.
Nicht die irren Sprünge oder Schiessereien, bei denen man (wie in den meißten anderen Spielen auch) zig Kugeln einstecken kann ohne tot umzufallen. Sondern eher über das Verhalten der Protagonisten.
Die nämlich, erschiessen hunderte Menschen, zerfetzen sie mit Dynamit und Handgranaten, brechen ihnen das Genick, schlagen sie tot, stürzen sie irgendwelche Abhänge runter und direkt danach witzeln sie und verhalten sich so, als ob sie gerade einen lässigen Spaziergang durch den Park machen würden. Kein Wort darüber, dass die Typen die sie gerade niedergemetzelt haben, vielleicht auch Familie haben. Eine Mutter, eine Ehefrau, ein weinendes Kind, das vergebens auf seinen Vater wartet, der niemals wieder nach Hause kommen wird. Kein Teddy mehr für den kleinen Charlie.
Man sieht ja auch kein Blut und dergleichen. Das ist auch gut so, sonst wäre der Boden und die Klamotten bald rot gefärbt von Diesem. Aber man kann sich vorstellen, dass ein Headshot keinen lästigen blauen Fleck auf der Stirn hinterlässt, sondern dann doch eher wie ein Kilo explodiertes Hackfleich daherkommt.
Denkt man also darüber nach, hat man es bei den "Helden", mit astreinen, total abgebrühten, soziopathischen Massenmördern zu tun. Denn vor allem, werden sie ja nicht gezwungen dieses Abenteuer zu bestreiten.
Sam macht es, um eine Art Kindheitstrauma zu bewältigen. Dafür nimmt der Ärmste (schlimme Kindheit. armer Weise) billigend in Kauf, dutzende von Menschen kaltblütig und immer mit einem coolen, lustigen Spruch auf den Lippen, umzubringen.
Für Nathan und seine Frau ist dieser Trip dann eher eine Art Beziehungsretter. Oder Beziehungshelfer, wäre vielleicht angebrachter. Denn es läuft ja bei den Beiden.
Doch nur oberflächlich. So bemerkt man schnell, dass die Beziehung etwas am einschlafen ist und ein gewisses Feuer fehlt, da die Beiden es halt nicht so gut auf dem Sofa aushalten können, sondern die Lust nach dem Blut ihrer Feinde und die Gier nach Schätzen, sie innerlich auffrisst.
Also tut Nathan Das, was jeder richtige Kerl in so einer Situation tun würde. Er bescheisst seine Frau, schnappt sich eine Knarre und ballert ein paar hundert Typen über den Jordan. Dabei natürlich wie immer den obligatorischen, lustigen Spruch auf den Lippen. (Hat eigentlich mal jemand gezählt, wie oft er "echt jetzt?" sagt? Ja ich weiß. Ist nicht lustig. Aber echt jetzt?).
Plündernd und mordend reisen diese Natural Born Killers also durch die Welt, gefolgt von Sully, der auf seine alten Tage auch noch ein paar junge Burschen ins Jenseits befördern will und suchen DEN Schatz. Vorbei an gigantischen, edlen Bauten die mit Gold und Edelsteinen verziert sind. Voll mit antiken Skulpturen, Gemälden, Möbeln und was weiß ich nicht alles. Ausgeklügelten Mechanismen, welche selbst DaVinci noch zum Staunen gebracht hätten und noch viel erstaunlicherem, hunderte von Jahre alten, haltbaren Seilen, Kisten und Holzbauten (Bsp. Aufzüge). Alles Das hat in diesen hunderten von Jahren kein Mensch je entdeckt. Gerade hohe Türme und zehn Meter Statuen sind ja dafür bekannt, dass sie sich extrem gut verstecken können. Wenn ihr es nicht glaubt, probiert es aus. Dreht euch jetzt in diesem Moment um und schaut hinter euch. Seht ihr eine Statue? Nein? Merkt ihr was? Die sind ganz schön flink.
Aber Spass beiseite. Hier gehts schließlich um DEN Schatz.
Und dann findet man ihn. In einem Schiff. Viel Gold und sowas. Dürfte etwa 0,1 Prozent von dem ausmachen, was die Piraten für die Prunkbauten, Mechanismen, Gemälde, Statuen, Schmuckstücke und das ganze Zeug ausgegeben haben, welche man während dem spielen zu Gesicht bekommen hat.
Eine Frage muss sich nun jeder selbst beantworten. War Das die vielen Menschenleben wert? Echt jetzt?