Zunächst zu der Frage, die sich offenbar einige Zelda-Fans gefühlte 30 Mal pro neuem Zelda-Titel stellen: Ist das das beste Zelda aller Zeiten? Ich persönlich muss hier ganz klar sagen: Nein! Es ist ein gutes Zelda, ohne Frage, und es konnte mich für einen Monat in eine wunderbare Welt eintauchen lassen, so dass ich guten Gewissens behaupten kann, meine Wii-Sammlung um eine weitere Videospielperle bereichert zu haben (kommt leider nicht häufig vor).
Nichtsdestotrotz bleibt ein unbefriedigendes Gefühl, ähnlich wie bei TWW und ganz besonders wie bei bei TP. Irgendetwas hat letztendlich doch gefehlt, um diesem Spiel verdientermaßen die Krone aufzusetzen. Woran das lag? Das kann ich wie so oft leider nicht mit endgültiger Sicherheit sagen, trozdem versuche ich einfach mal zu erklären, was mir gut und was mir weniger gut gefallen hat.
Als ein großer Minuspunkt wird von vielen natürlich immer wieder die Grafik dieses Zelda-Titels herangezogen, es gebe schreckliches Kantenflimmern, die Texturen seien besonders in der Ferne verwaschen und die Bäume müsse man umgehend in Brand setzen, um sie von ihren "Blättern" zu befreien. Was den letzten Punkt angeht, so kann ich jedem Kritiker nur lautstark beipflichten: "JA, UNBEDINGT!" Ich weiß nicht, was Nintendo sich hierbei gedacht, aber diese Bäume haben aus meiner Sicht nichts mit einer besonderen Grafik-Art zu tun, sie sind einfach nur grauenhaft und was noch viel schlimmer ist: Sie springen einem teilweise ins Auge und werden damit zu einem Stimmungskiller.
Ein Beispiel: Während des sehr gelungenen, im Vergleich zu anderen Titeln jedoch schwachen Abspanns (später mehr dazu) öffnet sich der heilige Hain, in dem das Master-Schwert abgelegt wird und dieser ganze Moment scheint perfekt, so emotional, es wirkt alles wie eine Art Gemälde und das könnte ein tolles Ende für dieses geniale Spiel sein... Aber Moment! Was machen diese merkwürdigen Papp-Blätter da! Dieser heilige Ort mit diesem wunderbaren Schwert, dieses ganze Ambiente völliger Schönheit und Ruhe... verdorben von diesen grausamen Blättern! Vielleicht bin ich diesbezüglich sehr kleinkariert, aber ich kann über dieses Grafik-Design nicht hinwegsehen.
Ansonsten hatte ich keine Probleme mit der Grafik dieses Spiels. Dieser verwaschene Tusche-Look hat mir schon immer gut gefallen (auch wenn Okami diesen meiner Meinung nach deutlich besser zelebriert) und die Grafik wirkte auf mich größtenteils in sich stimmig und passend zur Atmosphäre. Und das ist eben das Entscheidende: Es sollte keine Brüche geben, keine "Ausreißer". Ich weiß, es klingt äußerst merkwürdig, zu sagen, solange sich die Grafik auf einem ähnlichen Niveau bewegt, und sei es noch so niedrig, solange es keine großartigen Schnitzer( so zum Beispiel die Blätter) gibt, ist das für mich in Ordnung. Aber so verrückt denke ich nun mal, letztlich ist diese Grafik-Frage abhänig vom jeweiligen Geschmack des einzelnen.
Ansonsten kann ich nur sagen, die Charakter-Modelle fand ich oft super, eine wieder mal tolle Zelda, ein Link, der so viel Emotionen zeigt wie noch nie, Bado ist auch herrlich schräg und abwechslungsreich designt und der Todbringer hat das Böse wirklich wunderbar verkörpert. Lob hierfür an Nintendo!
Allerdings gibt es auch hier wieder einige fragwürdige Design-Entscheidungen. Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist mir hier der Wasserdrache. Oder ist das die normale japanische Darstellungsart von Drachen, lasse mich da gerne eines Besseren belehren. Ich auf jeden Fall hätte mir fast eine Zensur für das Gesicht dieses "Drachens" gewünscht, so ein großes Verbrechen war das aus meiner Sicht. Die anderen Völker wie die Mogmas oder die Kyus sind ebenfalls nicht so mein's, aber wie gesagt ist das reine Geschmackssache, das war schon immer so bei Zelda, das muss ich akzeptieren.
Diese merkwürdigen Völker führen mich direkt zum nächsten Kritikpunkt, der als ein noch größerer Stimmungskiller als die Blätter fungiert: Die unwiderlegbare Leere der Welt. Ich habe mich wirklich mehrfach gefragt, warum rette ich eigentlich diese Erdwelt? Hier gibt es doch nur einen Goronen, der aus Forschungszwecken herumreist, ein paar Kyus und einige Maulwürfe, die beide keine Städte besitzen, sondern auf Bäumen beziehungsweise irgendwo in der Erde leben. Menschen gibt es da unten sowieso (fast) nicht.
Jetzt werden viele entgegnen, die Story schließe doch Menschen auf der Erdwelt aus, worauf ich nur antworten kann: "Ja, das stimmt, dann muss ich leider zugeben, dass mir die Story dieses Zeldas einfach nicht gefällt. Da sind mir wenigstens ein paar Städte wie Kakariko und Hyrule in TP bzw. OoT lieber, selbst wenn die Bewohner dort den Ideenreichtum und die Gefühlswelt eines Teelöffels vorweisen können." Und genauso empfinde ich die Story in SS auch, nämlich als äußerst schwach. Nintendo macht es sich an unzähligen Stellen viel zu einfach. Ein Beispiel hierfür ist das Erhalten mancher Items, zum Beispiel der Drachenschuppe. Diese erhählt man stumpf nach der Prüfung der Sairen (nebenbei bemerkt halte ich dies Prüfungen für äußerst gelungen, ein tolles Element des Gameplays. Auf das Gameplay gehe ich später ausführlicher ein) und vergleicht man das mit der Geschichte des Prinzen in TP, dem man helfen muss, um die Zora-Rüstung zu bekommen, so wirkt SS doch eher mau.
Diese Punkte führen zu einer ungewöhnlich kalten Atmosphäre in einem Zelda-Titel, was jedoch von dem aus meiner Sicht tollen Wolkenhort und der genialen Kürbisbar ausgeglichen wird. Beide Orte habe ich gerne angesteuert, die Sidequests fand ich abwechslungsreich und amüsant und somit habe ich aus diesen beiden Wolkeninseln eben die Motivation geschöpft, das Böse zu vernichten. Und Zelda selbst hat selbstverständlich auch stark motiviert, da die Zelda aus SS einfach super gelungen ist.
Nachdem ich nun so viel an SS herumgemäkelt habe und dies darüber hinaus alles auf sehr hohem Niveau geschehen ist (ich könnte noch die fehlende zusammenhängende Oberwelt nennen, doch dieser Punkt ist erneut rein subjektiv und ich wusste schon seit der Ankündigung, dass Nintendo sich für dieses etwas andere Prinzip entschieden habe, dass dieses neue System nichts für mich ist. Letztlich habe ich mich damit angefreundet, Nintendo hat das besser gelöst, als zunächst gedacht, das muss aber jeder für sich selbst entscheiden), möchte ich nun auf die großartigen Stärken dieses Spiels eingehen:
Einerseits ist definitiv die Steuerung zu nennen, die eine absolute Bereicherung für die Zelda-Reihe ist, da wird mich niemals jemand vom Gegenteil überzeugen können. Oft höre ich, trotz WiiMotion+ reiche hier dennoch simples "Rumgefuchtel". Das kann ich allerdings so nicht bestätigen. Sicherlich wäre es vermessen zu behaupten, die Steuerung funktioniere perfekt und man müsse wirklich bei jedem einzelnen Gegner präzise und geduldig agieren. Allerdings erreicht man bei vielen Monstern mit einem unüberlegten Schlag nur eines, nämlich 1-2 Herzen zu verlieren.
Darüber hinaus bietet diese Steuerung so viele Möglichkeiten, es macht immer wieder Spaß, für neue Gegner neue Taktiken zu finden. Diese taktische Komponente gefällt mir sehr gut, es ist eben nicht mehr stumpfes Drücken der Schild- und B-Taste, sondern jeder Schritt will nun überlegt sein. Zugegeben, ganz so komplex wie das nun klingen mag, ist das neue System nicht, im Vergleich zu anderen Zelda-Titeln kann die Steuerung jedoch durchaus als Meilenstein angesehen werden. Denn auch der Einsatz von Items profitiert davon, so zum Beispiel der Käfer, der in Verbindung mit WiiMotion+ zu einem meiner Lieblings-Items von Zelda geworden ist. Die Peitsche halte ich ebenfalls für äußerst gelungen, ebenso wie die vielen genialen Kleinigkeiten, bei denen die Finessen dieser Steuerung deutlich werden, beispielsweise das Käfer fangen, das Fliegen, das Schwimmen, das Loren fahren, das Fallen, etc. Das alles führt zu einem intensiven Spielerlebnis, das die aus den oben genannten Gründen beschädigte Atmosphäre deutlich verbessert.
Konsequenterweise darf man mit dieser genialen Steuerung auch das überragende Gameplay verbinden. An erster Stelle sind hier selbstredend die Tempel zu nennen, die von Anfang bis Ende überzeugen können. Sei es das Design, die Rätsel, die Zwischenbosse, die Items oder eben die Endbosse. Mich überzeugt in dieser Hinsicht einfach alles und man hat damit tatsächlich eher den Weg der älteren Titel gewählt. Hier muss gesagt sein, dass ich mich jetzt in einem tiefen subjektiven Sumpf bewege, aber mir haben die Tempel aus SS ähnlich viel Spaß gemacht wie die aus ALttP und OoT. Somit sehe ich SS in dieser Hinsicht als klare Steigerung zu TP, denn so toll ich die Atmosphäre und Präsentation in TP fand, so nervtötend empfand ich diese furchtbar zähen und stumpfen Tempel. Und um dem jeweiligen Tempel noch die Krone aufzusetzen, folgte ein unfassbar lächerlicher Boss, der zwar in Sachen Präsentation neue Maßstäbe setzen konnte, witzigerweise aber aber nach 3 Sekunden tot im Staub lag.
Wie gesagt, das hier ist alles rein subjektiv, ich weiß, dass viele die Tempel aus TP als legendär ansehen, aber ich habe sie schon immer als äußerst nervig angesehen, bin beim erneuten Durchspielen nur widerwillig in die Dungeons gegangen, was ich von anderen Titeln nur bei ein oder zwei Tempeln kenne, bei TP zog sich das jedoch durch das ganze Spiel. Vielleicht missfiel mir auch die Tatsache, dass sich dieses erst so abwechslungsreiche Spiel zu einem reinen Dungeon-Crawler entwickelte. Sicherlich wäre es lächerlich zu behaupten, die Tempel in ALttp wären in irgendeiner Weise besser verknüpft
, aber irgendwas gefiel mir daran besser. Nostalgiebonus kann es nicht sein, da ich ALttp erst nach TP als Wii Ware durchgespielt habe.
Nachdem ich nun gegug von anderen Zelda-Titel erzählt habe (Lieber Miles, ich wollte hier kein TP-Bashing betreiben, ich habe dieses Spiel geliebt und ebenso verschlungen wie andere Zelda-Titel, doch aus meiner Sicht ist es in keiner Weise das beste Zelda), kehre ich nun wieder zu SS zurück.
Wie gesagt, die Tempel fand ich genial und die Bosse auch, was mich zu meinem nächsten Pluspunkt führt: Zu der Schwierigkeit. Nicht nur die Bosse sind deutlich fordender geworden (das war auch nicht schwer), sondern das gesamte Spiel ist viel anspruchsvoller und ich bin mehrfach gestorben. Zum Vergleich: Bei TP habe ich nur in der Drill-Höhle den Game Over Bildschirm gesehen.
Die Fetch-Quests hingegen haben mich nicht besonders gereizt und genau dieser Punkt ist eben bezeichnend für das Spielerlebnis von SS, so wie ich es empfunden habe: Genialität und einfache, vermeidbare Fehler liegen stets nahe beinander. Überrascht Nintendo mich erst mit frischen und neuen Gameplay-Elementen, folgt dann erneut eine stumpfe, nervige Fetch-Quest. Hier muss betont werden, dass das mein eigenes Empfinden ist, ich weiß, dass einige diese Quests gut und abwechslungsreich fanden, ich wollte sie jedoch nur noch hinter mich bringen.
Ansonsten ist das Gameplay ein Meisterwerk!
Was bleibt noch? Natürlich, die Musik. Bezeichnend, dass mir die Musik erst am Ende einfällt, denn es gibt nicht viel dazu zu sagen, sie ist solide, es gibt einige wunderschöne Titel, ansonsten stört sie nicht, ist aber auch oft einfach nicht präsent. Das muss leider als klare Enttäuschung festgehalten werden, da nun doch erstmalig ein Orchester teilweise die Stücke eingespielt hat und deshalb habe ich mir einfach mehr erhofft. Das verschenkte Potential wird besonders während des Abspanns deutlich, da die Musik hier noch einmal alles überstrahlt und man zeigt, was eigentlich alles möglich war.
Der Abspann führt mich letztlich auch zu meinem letzten Punkt, den ich unbedingt noch darlegen will. Leider muss ich hier wieder den Vergleich zu einem anderen Zelda-Titel ziehen. Denn bei SS erscheinen im Abspann neben Zelda und Link noch 4 andere Personen, wobei Bados Handlanger als, nennen wir sie "bessere" Statisten abgestempelt werden können. Zum Vergleich: Bei OoT auf dem anschließenden Fest auf der Lon Lon-Farm sieht man unzählige Charaktere, zu denen man im Laufe des Spiels eine starke Emotionale Bindung aufgebaut hat(die 7 Weisen, einzelne Kokiris, Malon, der König der Zoras, Epona und die zahlreichen Völker, Zoras, Kokiris, Goronen, Gerudos).
Das hat mir erneut diese unerklärliche Leere der Welt in SS aufgezeigt. Schade, da hat man aus meiner Sicht viel verschenkt.
Schlussendlich kann man sagen, dass dieses Spiel gameplaytechnisch so viel richtig macht, viele kleine Neuerungen mitbringt, es jedoch in anderen Bereichen, zahlreiche einfach zu vermeidende Fehler macht. Deshalb ist dieses Spiel aus meiner Sicht definitiv hinter OoT, ALttP, MM, LA und TWW einzuordnen. Wie es sich im Vergleich zu TP schlägt, muss ich im Laufe der nächsten Tage entscheiden. Aber mein Lieblings-Wii-Spiel ist es definitiv nicht. Okami als Wii-Version beispielsweise schlägt meiner Meinung nach sowohl TP als auch SS und das ist schade, denn eigentlich hat Zelda das Potential eine lupenreine 10/10 zu sein.
So bleibt für mich nur eine 8/10, wobei das "nur" relativ gesehen werden muss, denn es ist trotzdem ein tolles Spiel und ich sollte bis zum nächsten Zelda-Titel meine Erwartungen endlich runterschrauben.
(In meiner Rezension habe ich mit dem Sidekick dieses Titels genau das gemacht, was man auch während des Spielens machen muss: Ich habe habe ihn ignoriert. Schrecklich ist alles, was mir dazu einfällt, schrecklich nervig...)