Habe mich gestern einige Stunden mit Jackie beschäftigt.
Wer Riddick liebte wird auch The Darkness mögen, nicht unbedingt lieben. Trotz nahezu perfekter Präsentation und FirstPerson "Integration" (Stichwort: Mittendrin-Gefühl), fühlt es sich einfach nicht mehr so rund und frisch wie damals an. Kleiner Tipp: Wer die Möglichkeit hat, sollte nochmal Riddick einlegen um zu sehen ob die Eigenart des Spiels auch heute noch eurem Geschmack entspricht. Ich liebte Riddick, hatte aber arge Schwierigkeiten mich wieder ein zu finden. Wer in letzter Zeit Shooter wie Resistance oder Shadowrun im Dauerbetrieb hatte, dem kommt Jackie wie ein abgewrackter Panzer vor, unglaublich träge und nunja, lahmarschig. Ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Dieses langsame "Pacing" wird in der Anfangsphase sogar weiter gedrosselt (bis man diese Fuchtel-Tentakel bekommt) weil man meistens gezwungen ist alle möglichen Lichtquellen schon im Vorfeld zu eliminieren, während eines hektischen Scharmützels bleibt dafür zumeist keine Zeit. Klar ist das nicht immer und überall notwendig, man denkt/fühlt aber so -- ich weiß ja nicht ob an der nächsten Ecke oder hinter der nächsten Tür ein halbes dutzend Bösewichter lauern. Jackie hält nämlich ohne seine zwei Freunde herzlich wenig aus, dienen sie doch als Kugelfang. Überhaupt scheint The Darkness kein Gun-Shooter sein zu wollen. Gegner halten imo deutlich zuviel aus (mal abgesehen von 1-hit Kopfschüssen), das ganze Geballere fühlt sich auch einfach nicht "befriedigend" an.
Damit kommen wir zum ungewöhnlichen Balancing. Das Spiel wird mit der Zeit deutlich leichter anstatt schwerer. In der ersten großen Ballerszene (Friedhof, komplett ohne Darkness Power) bin ich erstmal 3x kräftig hopps gegangen. Ich dachte mir nur "WTF?", ich habe nichts großartig falsch gemacht. Bis mir klar wurde das Deckung suchen, Distanz wahren und überlegtes Vorgehen (wie man das halt nunmal die letzten Monate/Jahre von anderen Spielen gewohnt ist) hier absolut fehl am Platz sind. Also wie ein Berserker druff und jedem einzelnen einen Executioner verpasst, schon war die Szene kein Thema mehr. Ich bleibe aber der Meinung das Starbreeze dem Gunplay mehr Aufmerksamkeit hätte schenken sollen und sei es nur drum die Anfangsphase freundlicher zu gestalten (nicht das es den späteren Verlauf geschadet hätte..). Später wird dank Dark Power Konfrontationen zum Witz, hier ins Gesicht beißen, dort den Tentakel reinbohren - Easy as Pie.
Der Spielablauf ist zum größtenteil strikt linear, eine beendete Aufgabe führt direkt zum nächsten klar formulierten Auftrag. Einzig der Weg dorthin wird dem Spieler selbst in den Schoss gelegt, darunter leidet die Übersicht aus diversen Gründen imo enorm. Die Inventarmap könnte nicht nutzloser sein, ähnelt sie doch eher einem groben Stadtplan, zur Orientierung absolut nutzlos. Das wäre als ob ich in Oblivion Cyrodills Landkarte verwenden würde um mich zB. innerhalb eines der zahlreichen Forts zurecht zu finden. Stattdessen muss man sich in den Strassen New Yorks an Strassenschildern und gelegentlichen Tafeln (wie man das von Haltestellen kennt; Strassenzeichnung+dem bekannten roten "You are here" Punkt) orientieren. Da NY eine recht generische Stadt zu sein scheint und nahezu keinerlei markante Züge bietet, artet die Suche oft in Verwirrung aus. Ich sehe wohin StarBreeze damit wollte: Weg vom Spieler-Babysitting, hin zur Spielwelt Integration - alles soll sich wie ein vitueller Ort anfühlen, nicht wie zusammengetackerte Levels. Nobele Einstellung, imo bedauerlicherweise mangelhaft umgesetzt. Dazwischen gibt es hin & wieder Ruhepausen an den ansonst gegnerfreien U-Bahn Stationen die auch als eine Art Hub dienen. Vorhandene Sidequests scheint es auch nur hier zu geben, die dienen aber eher als Mittel zum Zweck um an Bonusmaterial zu gelangen. Sie besitzen keinen Bezug zum Hauptstrang, sind nicht herausfordernd und auch nicht sonderlich spannend -- lösen lassen sie sich im Schnitt in unter 2min.
Technisch nur schnell: The Darkness schaut klasse aus, trotz fehlendem AA & Motion Blur auch auf der PS3. Wer keine X360 besitzt oder vielleicht Angst hat, seine Box würde mal wieder "Heimweh" bekommen kann aus technischer Sicht trotzdem zur PS3 Fassung greifen. Lediglich Lip-Sync bzw. Gesichtsanimationen wirken viel zu starr, Jackie bekommt beim Sprechen kaum seine Bappen auf. Extrem schade, aber nicht der von einigen sicherlich vermutete Atmo-Killer. In Riddick sahs dennoch besser aus..naja.
Ich bin jetzt ehrlich gesagt zu faul auf weitere Details wie individuelle Superkräfte, Story/Charaktere (exzellent!), Steuerung, Darklings, AI (dumm triffts ganz gut) etc. einzugehen, genaue Fragen beantworte ich -wenn möglich- aber gerne.
Meine vorläufige Wertung wäre wohl eine 8/10. Wieso so hoch, obwohl mein Text einen eher negativen Touch versprüht? In seine Einzelteile zerlegt bleibt nicht übermässig viel positives übrig, als Ganzes funktioniert The Darkness aber geradezu prächtig. Imo ist es genau dass, was letztendlich zählt.