Analysten sind skeptisch
Insgesamt bleibt das Angebot so hinter den Erwartungen einiger Analysten zurück, die teils mit einer umfangreicheren Spiele-Flatrate gerechnet hatten, mit einer Art "Netflix für Games". Titel wie "Assassin's Creed Odyssey", "Doom Eternal" und "Metro Exodus" werden Spieler aber auch auf Stadia kaufen müssen, wie auf anderen Plattformen auch - das gilt ebenso für das am Donnerstag überraschend für Stadia und PC
angekündigte Rollenspiel "Baldur's Gate 3".
Googles Weichenstellung in Richtung des traditionellen Spieleverkaufs werde es für Stadia schwieriger machen, Kunden anzulocken, kritisierte Analyst Pierce Harding-Rolls von der Marktforschungsfirma IHS Markit. Der Konzern habe bisher nicht gezeigt, dass er Kunden besser versorgen kann als traditionelle PC- und Konsolenanbieter.
Auch Analyst Michael Pachter von der Finanzfirma Wedbush betonte, Abodienste seien ohne eine breite Auswahl von Inhalten schwer zu verkaufen. "Das ist als hätte man ein Büffet nur mit einem Hühnchengericht, einem Fleischgericht und einem Nudelgericht", sagte er der "Financial Times". "Wenn man ein Netflix für Spiele werden will, muss man 1000 Games im Angebot haben." Für einige Hundert Euro bekomme man auch schon eine Spielekonsole.
4K nur für zahlende Kunden
Eine kostenlose Version von Stadia soll laut Googles Ankündigung erst kommendes Jahr verfügbar sein. Mit ihr lassen sich dann gekaufte Spiele ohne monatliche Gebühr weiterspielen. Nutzer der Gratisversion bekommen als Bildqualität aber nur Full-HD- statt der besseren 4K-Auflösung und außerdem nur Stereo- statt Mehrkanalton. Beide Varianten des Angebots sollen allerdings eine Framerate von 60 Bildern pro Sekunde liefern können.
Ob und wie gut deutsche Nutzer Stadia überhaupt nutzen können, ist stark vom lokalen Internetausbau abhängig. Für 4K-Bilder empfiehlt Google eine rund 35 MBit pro Sekunde schnelle Leitung, für Full-HD sind rund 20 MBit pro Sekunde notwendig. Wichtig ist auch die Reaktionszeit, denn die Steuerbefehle des Controllers müssen die Server praktisch sofort erreichen können. Ob die eigene Verbindung grundsätzlich für Stadia geeignet ist,
lässt sich hier testen.
Noch werden wenige Smartphones unterstützt
Ob die im März angekündigte Möglichkeit, den Spielverlauf von Stadia-Games gleichzeitig live bei YouTube zu übertragen, zum Start schon verfügbar sein wird, sei noch unklar,
schreibt das Tech-Magazin "The Verge" unter Berufung auf Google-Manager. Es soll aber möglich sein, Spiele direkt aus einer Werbeanzeige bei YouTube zu beginnen - das oft langwierige Herunterladen eines Spiels entfällt bei Stadia. Spiele sollen sich auch bei einem Wechsel der Geräte jeweils an der Stelle fortsetzen lassen, an der man sie auf Stadia zuletzt gespielt hat.
Was die Geräte angeht, ist Stadia zunächst allerdings auf die Nutzung über Heimcomputer, Laptops und Fernseher ausgelegt. Der Dienst soll zum Start vorerst nur auf ausgewählten Mobilgeräten laufen, heißt es, auf Googles hauseigenen Smartphones Pixel 3, Pixel 3 XL, Pixel 3a und Pixel 3a XL. Weitere Geräte sollen aber folgen. Beim mobilen Spielen dürfte vor allem das benötigte Datenvolumen ein Problem darstellen. Wirklich Sinn ergibt Stadia angesichts der Datenmengen unterwegs wohl nur in Verbindung mit echten Datenflatrates.