Ich fand's auch von der Narrative her unglücklich gelöst. In TV-Serien kann es funktionieren, wenn eine Situation in zwei Folgen aus zwei verschiedenen Blickwinkeln gezeigt wird, Lost hat das z.B. oft sehr gut gemacht, aber da dauerte eine Folge eben auch nur 40 Minuten.
Hier folgt auf die spannende Konfrontation im Kino erst einmal der lange Abby-Abschnitt, obwohl man ja eigentlich wissen will, wie sich die Situation auflöst. Mich motiviert sowas aber nicht dranzubleiben, vor allem weil der Abschnitt mit Abby auch mMn schwächer gewesen ist, Ellie hat eben als Motivation Rache, Abby stolpert aus Zufall auf die Kids und killt sich durch Amerika.
Irgendwie hatte ich auch nie das Gefühl, dass hier zwei Handlungen parallel laufen, vielleicht hätte man da öfters mal wechseln müssen zwischendurch.
Man kann so jedoch alles kritisieren, kommt eben auf jeden Einzelnen selbst an.
Natürlich gibt es offensichtliche Parallelen, ist jedoch auch toll umgesetzt.
Abby stolpert zufällig über Yara und Lev, da sie Owen helfen will und wissen will, dass er in Sicherheit ist.
Hier spielt mit rein, dass Abby keine Erlösung erhalten hat nach der Folter/Rache, dem Mord an Joel und es wird schon klar gemacht, dass Mel dieser Moment mitgenommen hat und Abby weiter isoliert.
Yara/Lev sind dann die Chance nach langer Zeit wieder etwas mit Sinn im Leben zu tun nach Jahren des Rachedursts und Kämpfen/Töten in einem fremden Konflikt.
Vieles wird subtil vermittelt, besonders Abbys emotionaler Zustand, welcher von Laura Bailey aber auch perfekt dargestellt wird. Anderes natürlich recht offensichtlich.
Das richtige Kunststück von Naughty Dog ist für mich auch die perfekte Überlagerung der Motivation/inneren Dialog der Charaktere und der Spielerin/ des Spielers.
Die erste Übernahme Abbys in Jackson und man fragt sich wer bist du? Was willst du?
Oder später die zweite Hälfte mit Abby - ich mag dich nicht, tja Abby mag sich auch nicht und die weitere Feststellung, du hast Joel getötet! Das ist für den Spieler schwer und für Abby auch, es nichts besser geworden trotz der brutalen Tat.
Im Verlauf wird es dann leichter, Abby hilft und beschützt und der Spieler sollte in der Regel auch mehr mit Abby sich synchronisieren.
Abby hat auch intensive Highlights wie das Hochhaus, die Notfallambulanz oder Haven.
Viele sind auch der Meinung die besseren wie Ellie.
Was logisch ist, einerseits muss man mehr Arbeit bei Abby aufwenden um den Spieler auf ihre Seite zu ziehen und andererseits ist Ellie auf einen ganz anderen Punkt der Reise.
Ellie verliert sich in Trauer/Rache/Gewalt/Verlust und Abbys Part zeigt, dass es noch schwerer ist aus diesem Tief wieder herauszukommen.
Steht und fällt mit der eintretenden aufbauenden Sympathie zu Abby.
Ganz ehrlich, wann spielte man je einen Bösewichten, der einen derart komplexen Charakter hat und eine solche Entwicklung durchmacht? Ünerhaupt finde ich diesen Perspektivwechsel mittlerweile immens genial. Charaktere, die wie sie zu Beginn handeln bleiben im ganzen Plot eigentlich das pure Böse und man ist sehr befriedigt wenn man sie tötet. Ich denke da besonders an Mass Effect 3. Dass aber in jedem Charakter auch sehr viel menschliches ist, hat TLOU2 bis jetzt für mich am besten aufgezeigt. God of War hat das mit Baldur ordentlich gemacht, aber TLOU2 hat es für mich revolutioniert. So wie der erste Teil das Storytelling auf eine neue Ebene gehievt hatte...
Oder überlese meine Kommentare.
