Die Marke Nintendo ist genau einhundert Jahre älter als der Gameboy, den die meisten Menschen mit der Markenhistorie in Verbindung bringen. Yamauchi Fusajirō gründete 1889 eine Spielkartenmanufaktur in Kyoto, die zunächst ausschließlich Karten für das traditionelle Hanafuda-Spiel produzierte, ein beliebtes Kartenspiel mit Blumenmotiven.
Es war eine Zeit des Aufbruchs nach Abschaffung der alten feudalen Strukturen und der Neuorganisation von Staat und Gesellschaft nach westlichem Vorbild in der sogenannten Meiji-Restauration. Als kleinen kulturellen Gegenpol zur schnellen Verwestlichung der Gesellschaft gaben sich viele neu gegründete Unternehmen bewusst althergebrachte, symbolische Namen. Das machte auch der junge Fusajirō. Er wählte den Namen: Nintendo, bestehend aus drei japanischen Schriftzeichen: 任 nin für „Pflicht“, 天 ten für „Himmel“ und 堂 dō für „Tempel“. Zusammen bedeutet dies so viel wie „Lege das Glück in die Hände des Himmels“.
Dabei sei angemerkt, dass das Hanafuda-Spiel in Japan nicht immer einen guten Ruf hatte, weil es Menschen in den Ruin und nicht selten in den Suizid getrieben hat. Trotzdem – oder gerade deshalb – war es sehr populär. Nintendo wurde schnell groß und bald zum Marktführer. Als der Schwiegersohn des Gründers 1929 die Führung des Unternehmens übernahm, förderte dieser die Ausweitung des Sortiments auf andere Spielkarten.
Nintendo versuchte sich an anderen Produkten
Es folgten auch vorübergehende Ausflüge der Marke in völlig andere Geschäftsbereiche, wie Taxiunternehmen und den Vertrieb von Instant-Reis. Diese waren aber nicht von Erfolg gekrönt und wurden schnell wieder aufgegeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es aber mit den Karten weiter bergauf, und die Marke begann verstärkt, ihre Produkte zu exportieren. Als in den 50er-Jahren das Geschäft mit den Hanafuda-Karten zu schwächeln begann, erwarb Nintendo eine Lizenz von Disney für die Verwendung von Disney-Motiven auf seinen Spielkarten, was zu einem großen Erfolg wurde.
Den entscheidendsten Entwicklungsschritt des Unternehmens markiert der Einstieg in den Spielzeugmarkt Ende der 60er-Jahre. Früh widmete sich das Unternehmen dabei dem entstehenden Markt für Videospiele. Dazu zählte die Herstellung von Arcade-Spielen für Automaten, die hauptsächlich in Spielhallen standen, und fernsehbasierten Kopien amerikanischer Spielkonsolen, die ohne austauschbare Module auskamen. 1977 folgten die ersten eigenen Konsolen von Nintendo, wobei die notwendigen Mikroprozessoren von Mitsubishi dazugekauft wurden.
Der internationale Erfolg der Konsolen war so groß, dass das Unternehmen einen Sitz in den USA aufbaute; 1979 zunächst in New York und ab 1982 in Redmond bei Seattle im Bundesstaat Washington. 1983 gründete das Unternehmen eine weitere Niederlassung in Kanada und ging im gleichen Jahr in Tokio an die Börse.
Gameboy: Der größte Erfolg für Nintendo
Durch eine Erfindung des Spieleentwicklers Gunpei Yokoi landete Nintendo 1989 seinen bis dahin größten Erfolg: der Gameboy und das Spiel „Tetris“. Seine Handlichkeit und hohe Batterielaufzeit sowie eine steigende Auswahl an hochwertigen Spielen machten den Gameboy zum Inbegriff der Handheld-Konsole. Der Name Gameboy wird bis heute als Synonym für mobile elektronische Spielgeräte genutzt. Konkurrenzprodukte wie der Sega Game Gear oder der Atari Lynx waren zwar technisch besser ausgestattet, jedoch deutlich teurer und konnten die Vormachtstellung Nintendos auf dem mobilen Videospielmarkt nicht gefährden.
Nintendo setzte früh auf die Rekrutierung und Förderung guter Spieleentwickler, wie Shigeru Miyamoto, dem das Unternehmen weltbekannte Spiele wie „Super Mario“, „Donkey Kong“ und „The Legend of Zelda“ verdankt. Mit Konsolen wie der Nintendo DS und der Wii konnte Nintendo neue Zielgruppen erschließen. Sonys PlayStation und die Xbox von Microsoft wurden für Nintendo in den 2000er-Jahren zu einer ernsthaften Konkurrenz. Sie überflügelten Nintendo im Bereich der stationären Konsolen. Bis heute ist das Unternehmen allerdings weiterhin Marktführer im Bereich der Handheld-Geräte. Neben dem Stammsitz in Kyoto gibt es derzeit weltweit sechs weitere Standorte, von denen aus das Unternehmen geführt wird. Die Europazentrale (Nintendo of Europe) befindet sich in Frankfurt am Main.