England: Zeitung lobt Manhunt-Entwickler
am 03.09.2007 um 17:05 Uhr von Ron Bahre
Die Website der überregionalen englischen Zeitung
The Guardian hat eine branchenunabhängige Top 50 der größten britischen Design-Talente veröffentlicht. Zur allgemeinen Überraschung befindet sich auf der Liste auch eine Firma, deren Erwähnung in diesem Zusammenhang von manchen vielleicht als fragwürdig, von anderen gar als total deplatziert bewertet werden dürfte. Ja, tatsächlich:
Rockstar North...ist auf der Liste! Wollte da vielleicht jemand im Interesse der
Kunstfreiheit ein Zeichen setzen?
In der Begründung für die Aufnahme in die Bestenliste heißt es:
Als Schöpfer von Grand Theft Auto, einer der erfolgreichsten Videospiel-Franchises aller Zeiten, ist Rockstar North ein Pionier der Sandbox-Games. Der Entwickler sorgte durch die gewalthaltigen und sexuellen Inhalten seiner Spiele wiederholt für Kontroversen.
Bevor
Rockstar North zu
Rockstar North wurde, hatte sich das Studio unter dem Namen
DMA Design mit wegweisenden Titeln wie
Lemmings und dem von der Jury erwähnten originalen
Grand Theft Auto bereits einige Lorbeeren verdient. Nach der Übernahme und der Eingliederung in die Struktur von
Rockstar Games im Jahr 1999 beglückten uns die Schotten dann vor allem mit etlichen weiteren extrem populären Episoden der
GTA-Reihe, darunter
GTA: Vice City und
San Andreas sowie
Liberty City Stories, um nur einige zu nennen.
Das 2003 erschienene einzige Nicht-Sandbox-Spiel der Entwickler von
Rockstar North brachte es derweil ebenso zu Ruhm, wenn auch zu ungleich zweifelhafterem als die ihrerseits von Kontroversen ja ebenfalls nicht ganz verschonte Gangster-Franchise. Die Rede ist vom (hierzulande im Jahr 2004 beschlagnahmten) Action-Adventure
Manhunt, dessen
Nachfolger an dem die Schotten übrigens nicht beteiligt sind momentan ja
nicht nur in England für Schlagzeilen und erregte Debatten sorgt.
Da man statt
Rockstar North sicherlich auch noch genügend andere englische Design-Größen gefunden hätte, die ebenfalls einen Platz unter den Top 50 verdient hätten, sieht diese Wahl schon ziemlich nach einer ganz bewussten Entscheidung im Sinne unseres noch immer nicht als Bestandteil der modernen Kultur anerkannten Lieblings-Mediums aus. Ein richtiger Schritt, wie wir finden. Und auch ein mutiger. Denn Kunstfreiheit hin oder her, die Mehrheit der
Guardian-Leser dürfte mit Videospielen wohl eher nichts anzufangen wissen und den Großteil ihres Wissens zum Thema aus den Massenmedien haben, was bedeutet, dass die Zeitung demnächst noch einige Briefe aufgebrachter Leser erhalten dürfte, die von kulturellem Forschritt maximal so viel halten wie
Günther Beckstein.