So langsam huldige ich Nintendo. Wenn man sich einmal den Verlauf des Revolution-Marketings vergegenwärtigt, dann kommt man nicht umhin festzustellen, daß Nintendo es wie keinem anderen Hersteller gelungen ist, über anderthalb Jahre eine Spannung rund um ihr neues Konsolenprojekt nicht nur zu erzeugen, sondern kontinuierlich zu steigern.
Da gab es erstmals auf der E3 2004 die Ankündigung einer Revolution, die die Videospielwelt verändern sollte. Von einem Paradigmenwechsel wurde da im Vorfeld gesprochen und mit dieser fulminanten Ankündigung so das Interesse der Öffentlichkeit geweckt. Dann kam der große Auftritt auf der E3: was wurde nicht alles erwartet; Mario-, Konsolen-, Controllerenthüllung. Man erwartete den großen Bang, aber wer das glaubte, der wurde von Nintendo bitter enttäuscht.
Nintendo beschränkte sich statt dessen auf zwei Punkte: so wurde das Design der neuen Konsole enthüllt und der erste wichtige Baustein in das Revolution-Puzzle (wie es Iwata nennt) eingefügt: Nintendos Revolution verfolgt das Konzept einer "virtual console", die es möglich macht, auf die gesamte Spielehistorie Nintendos zuzugreifen. Mit dieser Nachricht hatte nun wohl niemand im Vorfeld gerechnet, und dementsprechend umso wohltuender wurde sie auf der E3 von den Zuschauern aufgenommen, die mit euphorischem Applaus auf dieses Puzzleteil antworteten.
Viele waren enttäuscht, daß auf der so wichtigen E3 nichts von dem Controller gezeigt worden ist. Es machten sich langsam im Internet Gerüchte breit, daß der als Paradigmenwechsel angekündigte Controller eine Verlegenheitsinnovation sei, die Nintendo nun auf Teufel komm raus aufzuwerten suche. In diesen Monaten zwischen E3 und TGS wurde die hohe Erwartungshaltung der Interessierten weiter runtergeschraubt; die Neugierde auf den Controller trug zwar keinen Schaden davon, aber sie wurde einer gesunden und realistischeren Einschätzung angepasst: weg von den ausufernden Phantastereien über 3D-Helme hin zu der sehr moderaten Betrachtungsweise, daß Nintendos Controller eher eine Innovation in der Größenordnung des damaligen N64-Controller darstelle, des bekanntlich ersten Gamepads mit eingebautem Analogstick.
Langsam verdichteten sich die Anzeichen, daß auf der TGS vielleicht der Controller enthüllt werden könnte. Doch nach den vielen Aries-Fakeankündigungen glaubte daran niemand so wirklich. Die Tatsache, daß auf der TGS "nur" eine PK einberaumt wurde, auf der Iwata einer seiner gefürchteten "The heart of a gamer"-Keynotes zu halten versprach, machte eine Enthüllung des Controllers umso unwahrscheinlicher.
Doch dann das wirklich erwartet Unerwartete, die Sensation schlechthin. Alles weitere ist Geschichte...
Wer nun glaubte, daß die Spannung und das Interesse für Nintendo durch die Controller-Enthüllung abgebaut worden wäre, der mußte wieder einmal enttäuscht werden. Denn das ist das Geniale an Nintendos Revolution-Puzzle: es wird ein Bauteil nach dem anderen in das Puzzle in der Reihenfolge eingesetzt, daß das nachfolgende das vorhergehende Puzzleteil in seinem Glanz überstrahlt. Haben wir uns alle damals über den Aspekt ausgiebig gefreut, auf Nintendos Revolution die vielen alten und ans Herz gewachsenen Retrospiele zocken zu dürfen, interessiert das jetzt keine Sau mehr. Nun hat die Videospiele-Welt das Nunchaku-Fieber ereilt. Wer meint, daß es dazu keine Steigerung mehr geben könne, wer meint, daß die Freude der Öffentlichkeit über die Veröffentlichung des Controllers nicht mehr getoppt werden könne, der hat Nintendos Puzzlespiel immer noch nicht begriffen, denn die eigentliche Klimax, der eigentliche Höhepunkt des Ganzen steht noch aus: es wird das erste gezeigte Videospielmaterial sein, das Nintendos Stern am Firmament so kräftig wie niemals zuvor erleuchten lassen wird.