Das sind sehr gute Nachrichten, die uns da durch das Interview von CNN/Money mit Miyamoto erreicht haben.
Zuerst einmal nicke ich kräftig mit dem Kopf bei seiner Aussage, daß es momentan sehr wenige Spiele auf dem Markt gebe, die man auch unbedingt spielen möchte. In jedem Genre existieren maximal drei bis vier Hochkaräter, die man nicht verpasst haben sollte. Der Rest ist nur ein schlechterer Genre-Aufguß. So sieht es meiner Meinung nach aus.
Ich verfolge ja schon seit mehr als einem Jahrzehnt den Videospielmarkt und bin der Meinung, daß diese Generation die ideenloseste überhaupt ist. Zu dem technischen Fortschritt gesellte sich leider keiner in den Konzepten hinzu. Spiele, wir wie sie in dieser Generation sehen, gab es auch schon alle vorher. Storys sind meistens leicht modifizierte Wiederholungen, wie wir sie schon aus anderen Spielen zu genüge kennen. Wer wert auf neue Spielideen legt, muß zu dem Fazit kommen, daß der Markt seit gut fünf Jahren still steht.
So siehts momentan aus, und wenn man die Pressekonferenzen der Konkurrenz zu den Next-Gen-Konsolen gesehen hat, dann braucht man nicht meinen, daß sich da irgendetwas ändern wird. Es wird wieder den technischen Fortschritt geben, aber neue Konzepte werden auf der Strecke liegen bleiben. Die wirklichen Spielreferenzen auf beiden Systemen werden wieder auf beiden Händen abzählbar sein.
Mein Fazit deshalb: ich werde KEINE Videospiele mehr spielen, wieso auch, wenn ich mich für Dinge, die ich schon seit Jahren kenne, einfach nicht mehr begeistern kann.
Nintendo wird auf der einen Seite denselben Weg gehen wie die Konkurrenz. Für mich ist dieser Weg also kein Grund, Nintendos neues Heimkonsolensystem in meine Stube zu schaffen. Aber glücklicherweise gibt es auch noch so alte Hasen in der Videospielindustrie, die trotz ihrer Eingessenheit ihren Hintern hochkriegen und sich kritisch hinterfragen wie es Miyamoto tut. Bravo!
Miyamoto hat die Lage richtig analysiert. Die Spiele dieser Generation haben eine Menge Ballast angesammelt, und wenn das Schiff Videospiel nicht untergehen möchte, dann sollte es den Ballast schleunigst von Bord werfen. Was soll ich eigentlich an einem epischen Spiel so toll finden, wenn ich erst gar keinen richtigen Zugang dazu finde? Schaut euch doch um: ob KOTOR oder MORROWIND, alle diese Rollenspiele erfordern erst ein kurzes Ministudium, um sich in ihnen überhaupt einigermaßen zurechtzufinden; von Spielen kann da schon gar keine Rede mehr sein. Es gibt aber Gegenbeispiele die zeigen, wie man es besser macht. Gothic ist ohne Zweifel genauso episch wie diese beiden UND auch noch spielbar. Jedenfalls hat es ein anfängerfreundlicheres Interface, wesentlich weniger Ballast, ohne deswegen an Komplexität einzubüßen.
Und was will uns Miyamoto eigentlich in seinem Interview sagen? Der Mann hat mit The Legend Of Zelda ja einen Vorreiter komplexer Spiele geschaffen. Wie kommen also die beiden verirrten, um nicht zu sagen verwirrten User NeSS und Terminator in diesem Kontext auf "Minispiele" zu sprechen? Das bleibt mir ein Rätsel, auf das ich wohl niemals die passende Antwort finden werde. Aber wenigstens weiß ich jetzt, daß Miyamoto als einer von Nintendos entscheidenden Führungskräften die eben von mir beschriebene Perversion des Videospiels passee zu machen sucht. Er sagt es klipp und klar: ein Ziel ist es, Spiele wieder ohne Kurzstudium spielbar zu machen, nicht den Ballast, sondern das Spiel in den Vordergrund zu stellen. Was er damit genau meint, können wir ja schon bei Zelda Wind Waker bewundern. Es verbindet ein wohltuend einfaches Gameplay mit einer komplexen Spielewelt.
Die größte Herausforderung aber wird für ihn sein, das Spiel NEU zu definieren. Offenbar ist es hier zwei Leuten nicht ganz klar geworden, was Miyamoto in seinem Interview ankündigte. Er möchte neue Genres kreieren, "mehr einzigartige Produkte", wie es sie heute noch nicht gibt. Da formuliert der Marioerfinder einen hohen Anspruch, dem sich in der Videospielindustrie seit nun gut zehn Jahren niemand mehr gestellt hat.
Um meinen Beitrag also auch für jene leserlich zu machen, die des Lesens überdrüssig geworden sind, möchte ich kurz zusammenfassen.
Nintendo strebt eine sehr breit gefächerte Produktpalette an. Zuerst einmal wird es die Spiele geben, die es heute auch schon gibt. Wie in früheren Interviews bereits angekündigt, achtet Nintendo beim neuen System darauf, daß auch wirklich ALLE derzeitigen Genres abgedeckt werden. Um sich aber wirklich attraktiv zu machen und sich von der Konkurrenz abzuheben, strebt man nun auch NEUE Spielkonzepte an. Man möchte "mehr einzigartige Produkte" schaffen und nicht wie die Konkurrenz den xten Aufguß eines durchgekauten Spielkonzepts auf den Markt bringen. Besonders möchte man darauf achten, Spiele zugänglich zu machen. Bei allen Nintendo-Produkten soll die Devise lauten, Spiele unmittelbar spielbar zu machen. Dies schließt epische Spiele eben nicht aus, sondern soll nur sicherstellen, daß Spiele auch wirklich Spaß machen; Spiele wie KOTOR oder auch Morrowind tun das ja anfangs zweifellos nicht.
Neue Spielerlebnisse, das ist die Devise, die mich auch überzeugt. Bietet man mir denselben Aufguß wie in dieser Generation, dann sage ich mit der Trotzigkeit eines NeSS: Tschüss, das war es dann von mir. Und das sage ich auch zurecht, weil das Leben viel zu wertvoll ist, um es mit solcher Langeweile auszufüllen.