Zunächst stellt sich einmal die Frage, ob sich Obito überhaupt Gedanken über seine Handlungen und seine Ideale machen kann. Er hat ein Trauma durchlebt und wurde zudem stark von Madara manipuliert. Traumatische Erfahrungen haben immer eine Persönlichkeitsänderung zur Folge und da alles auf der emotionalen Ebene stattfindet, ist es nicht so einfach, sich darüber mal eben Gedanken zu machen. Negative Gefühle determinieren das Weltbild, der Glaube an Gott geht verloren und man stellt sich selbst in eine ähnliche Position, um als Weltverbesserer zu agieren. Dies ist sowohl bei Obito, der selbsternannte Nachfolger des Rikudo Sennin, als auch bei Nagato, der sich oft als Gott tituliert hat, der Fall.
Interessant ist die Tatsache, dass beide Personen ihr Trauma in jungen, naiven Jahren erlebt haben. Beide haben den Verlust einer geliebten Person mit eigenen Augen ansehen müssen. Beide handeln aus demselben Affekt. Dass jemand wie Naruto plötzlich kommt und dies auf den Kopf stellt, ist alles andere als unlogisch. Er trifft nämlich einen "wunden Punkt", der die traumatische Erfahrung kompensiert. Bei Nagato war es Jiraiyas Buch "Die Legende des mutigen Ninja", dessen Hauptcharakter von Nagato inspiriert wurde. Bei Obito dagegen ist es die Selbstidentifikation mit Narutos Ziel, Hokage zu werden und die damit verbundenen Erinnerungen an seine geliebte Rin.
Man muss kein Psychologie studiert haben, um die manipulative Macht von Worten zu kennen. Obito und Nagato sind zwei Charaktere, die durch ein Trauma geprägt sind und mir nichts dir nichts von einem Genin überzeugt werden, sich zu ändern. Ja, diese Entwicklung empfinden viele Leser als lächerlich, weil sie darin keine Logik finden oder es nicht nachvollziehen können. Im Kontrast dazu stehen Oro und Madara, die ihre Persönlichkeit nicht schlagartig durch ein einschneidendes Erlebnis verändert haben, sondern weil die sozialen Umstände und das innere Bedürfnis nach Wissen und Macht ihre Persönlichkeit entwickeln. Keine Gefühlsduseleien, sondern prinzipielle Bösartigkeit und Kalkül machen die beiden aus, weswegen man beide auch immer mehr als Final Villains favorisiert. Hier ist die Glaubwürdigkeit und die Awesomeness mehr gegeben.
Zugegeben, die Erzählstruktur hätte durchaus geschickter gehandhabt werden können, aber die Charakterentwicklung ist nicht gerade unrealistisch. Ich bin wohl einer der wenigen, die mit Obito was anfangen können.