Devin Townsend - Ki
Der Mann kann einfach keine schlechte Platte, oder was ?
Reduziert ist sie, ja, anders : sowieso.
Aber meiner Meinung nach verhilft gerade die eher zurückhaltende, und auf Stringenz reduzierte Art, Devin zu völlig neuen Höhen.
Auf
Disruptr klingt er die ganze Zeit wirklich verdächtig nach einem abgefuckten Mike Patton der endlich ausbrechen will.
Das er es nicht tut, verhilft dem Song zu einer wahnsinnigen, beklemmenden Atmosphäre, die auf einem herkömmlichen Devin-Album noch durch zahlreiche Soli und Spielereien zur Eruption verholfen worden wäre.
Durch diesen Ansatz enthält
Ki zwar keinen der unsterblichen, großen Devin-Hymnen, aber eine (durchgängig) großartige Atmosphäre die so sogar an sein (imho) bisher bestes Album
Terra heranreicht.
Dabei rutscht
Ki, bei dieser Art von Experiment-Anordnung, niemals in Easy-Listening und Beliebigkeit ab.
Hey, it´s Devin after all.
Die obere Messlatte dessen, was im progressiven Bereich überhaupt möglich ist, und wenn in einem Song wie
Gato plötzlich eine Soul-Sängerin mit einsteigt, und innerhalb einer fünfsekündigen Hitparaden-Bridge schlagartig zu einem growlenden Hevy Devy mutiert, schlägt´s selbst dieser Meßlatte alle Zacken aus der Krone.
Gerade nach dem (wirklich, wirklich guten) Ziltoid-Album, war ich der sorgsamen Meinung, das Devins Zenit langsam am Horizont auftaucht.
So wahnwitzig und verspielt diese Platte auch war, sie setzte sich zusammen aus bekannten Devin-Devotionalien, und schraubte nur an der Schraube des Wahnsinns.
Ki nun, belehrt mich eines besseren.
Unerwartet und groß, verspielt und stringent, zwischen Countryklängen,Rock nRoll, zwischen
Pink Floyd und
Strapping Young Lad, wimpt KI spätestens bei
Heaven Send völlig aus, und lässt SYL mit R´n´B kollidieren, nur um in einer drei minütigen Jam-Session zu implodieren, die klingt als hätte
James Brown gerade Sex mit
Syd Barret.
In
Trainfire genreiert sich Devin als der einzig wahre
Elviy-Presley-Nachfolger (inclusive Hüftwackeln und Honky-Tonky) und foppt die Armada von kreischenden Mädels direkt mit einem
Terria-ähnlichen Chorus, bevor er sie in
PORTISHEAD ähnliche Gefilde entlässt.
Und dann der verspielte,ruhig dahinfließende siebeminütige Titeltrack, der selbst auf einem Referenzmonster wie
DARK SIDE OF THE MOON noch zu den besseren Stücken gehört hätte.
Langsam windet er sich, hynpnotisch,monolitisch, bis er in einer Explosion aus Licht und Devins Vorliebe für mehrstimmigen Passagen und große Opern endet.
Daß das darauffolgende Quiet Riot tatsächlich klingt wie frisch von den Rillen der
PIPER AT THE GATES OF DAWN gehüpft, ist da scheinbar nur mehr als konsequent, und eine riesige Verbeugung zugleich.
Alle Genregrenzen hinter sich lassend, tanzt KI auf einer rosa Wolke von Gelassenheit und Unendlichkeit.
Ja, Unendlichkeit.
In seinen besten Momenten hat Devin immerschon die Eckpfeiler der Musik genommen (Genres egal) und in große Meditation, in Erhabenheit verwandelt.
Hier ist eine ganze Platte, voll mit diesen Momenten.