Stimmung aufgeheizt und Meinungsdiktatoren kommen aus dem Dickicht? Perfekter Zeitpunkt also um meine milde Enttäuschung endlich mal niederzuschreiben
Erstmal ein Disclaimer zum Einordnen: Ich finde das Spiel trotzdem sehr gut. Ist eine 8.0 in meiner persönlichen Datenbank und wird wohl Platz 3 in meiner GOTY Wahl, gleich bewertet mit den Spielen auf Platz 2 bis 5 und nur einen halben Punkt hinter Platz 1.
Aber es gibt meiner Meinung nach definitiv Kritikpunkte neben dem OST die man dem Spiel vorwerfen kann, auch wenn diese subjektiv sind und andere Personen vielleicht gar nicht stören.
Mein Hauptkritikpunkt ist eigentlich das Leveldesign. Das Spiel passt sich im Leveldesign dem nun schnelleren und sich fantastisch anfühlendem Gameplay an indem es einen ziemlich schnell durch die ganzen Areale schleust und das trotz der zuerst wirr aussehenden Karte auch ziemlich linear. Und an der Stelle kann man sogar großes Lob aussprechen: es ist sicherlich ein kleines bis großes Kunststück, dass man sich fast nie fragt wo es lang geht, obwohl das Spiel auf Questmarker und dergleichen zum Glück verzichtet. Aber dadurch geht auch ein gutes Stück Stimmung verloren. Zu keinem Zeitpunkt habe ich mich wirklich isoliert gefühlt, es kam nie das typische Feeling auf alleine einen mysteriösen Ort nach und nach zu erkunden. Ich hatte gar nicht die Zeit ein Gefühl für die verschiedenen Areale zu bekommen, mich dort "heimisch" zu fühlen oder nach und nach besser auszukennen, weil man viel zu schnell durchrennt und es kaum mal einen Anlass gibt selber zu erkunden. Und die Verknüpfungen wie Fahrstühle und Teleporter laden null dazu ein die Welt zu bereisen sondern sind häufig nur für die 1-2 malige Benutzung relevant.
Und da interessieren mich auch Möglichkeiten für sequence breaks und co nicht, ich spiele die meisten Spiele nur einmal durch und es hat mich auch nicht dazu motivieren können, es direkt nochmal zu spielen. Daher kann man kaum sagen es sei aufs mehrfache durchspielen ausgelegt, das ist eher für eine Nische gedacht, was natürlich nett für diejenigen ist. Wenn man es das erste mal durchspielt, ist aber schon ziemlich klar, wo man hin soll und wo nicht.
Oben drauf kommt noch, dass nur wenige Areale eine wirklich eigenständige Optik hatten. Gleich mehrere Areale sind eigentlich ziemlich austauschbar zueinander, viele Räume könnte man in mehreren der Areale verorten, da fehlt irgendwie einerseits die Abwechslung, andererseits auch etwas eine Identität des Planeten selbst um sich von anderen Metroids abzuheben. Am meisten in Erinnerung geblieben ist mir daher das was ich jetzt mal den Dschungel und die goldene Stadt nennen würde, die Namen der Orte habe ich mir in der kurzen Spielzeit nie länger eingeprägt.
Ja, das ist eben das Konzept. Und Metroid war schon immer kürzer und auch nicht ganz so offen wie andere Genrevertreter. Und es ist auch das gute Recht von MercurySteam/Nintendo, die alte Idee zu nehmen und neu zu gestalten. Sie decken damit ihre eigene Nische innerhalb des Genres ab und machen das sehr gut. Ich habe 19 Jahre nach dem letzten neuen 2D Metroid wohl anderes von einem modernen Ableger erhofft. Nicht zuletzt wegen der spannend aussehenden Welt der Vorgänger und der interessanten Lore vor allem durch Prime hätte ich mir ein wenig mehr Fokus aufs Erkunden und Atmosphäre gewünscht.
Umgekehrt muss ich aber auch eingestehen, dass ich nach Samus Returns zu pessimistisch gegenüber einem eigenen, neuen Metroid von MercurySteam war. Hatte auch noch andere Befürchtungen.
Weshalb ich es trotzdem sehr gut bewerte, liegt natürlich am tollen Gameplay. "Schnelles Gameplay" ist einfach gesagt und als Pluspunkt aufgelistet, aber da stecken viele kleine Details hinter die super ineinander greifen, damit sich Samus so flüssig steuern lässt. Rutschen, rutschen zum Morphball und Konter im Lauf sind sehr gute neue Features. Gerade mit letzterem haben sie es geschafft, dass die eigentlich gute Idee aus Samus Returns das Spiel nicht mehr zum Stillstand bringt, was damals nach wenigen Minuten dann schon langweilig wurde. Einzig der ständige Einsatz des Konters in QTE Sequenzen, vor allem bei Bossen, würde ich am Gameplay kritisieren. Das war unnötig. Aber kein Beinbruch. So überladen finde ich die Steuerung übrigens trotz der vielen Upgrades auch nicht. Den Grapple Beam in der Luft anzuwenden war kurz gewöhnungsbedürftig, ging dann aber auch gut. Auf jeden Fall besser als die Steuerung über den Touchscreen in Samus Returns.
Achso, Emmis waren am Anfang durchaus spannend, haben mich manchmal positiv ins Schwitzen gebracht, aber zur Mitte hin hat es sich dann doch zu oft wiederholt sodass es von positivem Stress zu negativem wurde. Auch einige Dopplungen bei Minibossen empfand ich als zu viel. Aber auch hier: besser als noch in Samus Returns, wo man ständig die gleichen Metroid Formen bekämpft hat.