Ich sehe das genauso wie Ramsay und kann ehrlich gesagt andere Meinungen auch nicht wirklich ernst nehmen. Meinem Empfinden nach sind alle, die "Ich bin Team Stark" sagen, einfach nur größere Iron Man-Fans und halten deswegen zu ihrem Lieblingshelden.
Alleine der Verlauf des Filmes zeigt doch, dass "Team Cap" richtig liegt mit ihren Einschätzungen. Da werden Superhelden in Hochsicherheitsgefängnisse gesteckt, weil sie eine mögliche Bedrohung darstellen und sich nicht regulieren lassen wollen. Und wer ist im Team von Iron Man? Der Neue (Spiderman), der eben erst rekrutiert wurde und sowieso von nichts eine Ahnung hat. Eine ehemalige KI (Vision), die grundsätzlich zu Iron Man gehört. Und was ist mit Romanov? Die kehrt ihrem Team auf dem Flughafen sogar den Rücken und hilft Team Cap.
Dieser ganze Konflikt wirkt so furchtbar konstruiert, dass es weh tut. Wie sagte ein bestimmter User dieses Forensystems letztens? Es sei eine "Kissenschlacht zwischen den Avengers". Und mehr ist es auch nicht. Zig Charaktere werden eingeführt und haben in ihrerkurzen Screentime nicht mal die Chance zu erklären, wieso sie sich einem der beiden Team zuwenden. Alle hauen sich auf die Fresse, aber niemand stirbt - denn die Show muss ja weitergehen. Aber das ist ein Problem des Filmes an sich und hat nichts mit dem gesellschaftlichen Faktor zu tun.
Unabhängig davon, ob ich lieber Captain America oder Iron Man mag (und ich bin seit Teil 1 Iron Man Fan gewesen), so ist der Gestorbene-Junge-Plottwist so völlig unglaubwürdig und irrelevant, dass man sich fragen muss, ob es ein Martha-Äquivalent in Civil War geben MUSSTE. Stellen wir uns vor, wir würden auf der Couch sitzen und sehen, wie eine Stadt von Aliens zerstört wird - mit dem Wissen, dass es eine Superheldentruppe gibt, die die Stärke besitzt, die Aliens aufzuhalten. Aber da sich erst 117 Regierungen einig werden müssen, ob eingegriffen werden kann, sterben abertausende Menschen, bis die Entscheidung gefallen ist. Wie sieht es in diesen Gremien aus? Hat jeder das gleiche Mitsprachrecht? Wer stellt die Vertreter? Gibt es Vetorechte? Was ist mit diktatorischen Staaten? Was ist, wenn einer der 117 Staaten einen anderen angreift, und dieser die Avengers um Hilfe bittet? Eine gewünschte Regulierung einer Superheldentruppe ist im bürokratischen Sinne zwar verständlich, aber in der Umsetzung zum Scheitern verurteilt und i.d.S. völliger Quatsch.
Dieser tote Junge, der Tony Stark so berührt hat (den Tony übrigens, dem sonst die meisten Menschen relativ egal waren), wäre er mehr oder weniger wert gewesen im Vergleich zu Millionen Toten einer Großstadt, weil die 117 Staaten sich nicht einigen konnten zu helfen? Wäre der Junge ohne das Eingreifen der Avengers trotzdem gestorben, hätte die Mutter dann bei einem Superschurken vor dem Aufzug gestanden und ihm das Foto auf die Brust gedrückt?
Macht weckt immer Begehrlichkeiten. Und wenn Regierungen die potentielle Macht haben, unendlich starke Figuren zu kontrollieren, bewegen wir uns auf ganz dünnem Eis. Was ist denn mit dem Hulk, der sich selbst nicht mal richtig kontrollieren kann? Was ist mit Thor, der ein Gott ist? Diese beiden Figuren wurden ja schlauerweise bewusst ausgeklammert, da sie in dem Spielchen überhaupt nicht funktionieren würden. Apropos Gott: Was ist mit Staaten, deren Regierungen von der Kirche/Religion kontrolliert, bzw. maßgeblich beeinflusst sind. Meint ihr etwa, das würde gut gehen auf Dauer?
Aber, ich könnte noch ewig darüber schreiben, wie doof ich diesen Konflikt im Nachhinein fand. Aber was soll ich sagen... ich war von dem Film ohnehin nur mäßig begeistert.