Catherynne M. Valente – „Comfort Me With Apples“
Eigentlich ist dies eine recht interessante Grundidee eines Paares in so etwas wie einer „Gated Community“, bei welchem die zunächst recht naive und nahezu unterwürfige Partnerin auf einmal Unstimmigkeiten an ihrem Partner, aber auch jener Community bemerkt, die mit der Zeit immer deutlicher werden. Aber der von anderen Lesern so hochgelobte Storytwist wollte bei mir nicht so recht zünden, trotz dass genau dies ein für mich durchaus wichtiges Thema ist. (jede Andeutung würde dies wohl spoilern).
Jason Pargin (aka „David Wong“) – „John Dies at the End“ (Erster Teil der John und Dave Reihe)
Die Verfilmung des ersten Romans hatte ich schon mal vor einer ganzen Weile gesehen, aber (zum Glück) inzwischen einen Großteil der Handlung wieder vergessen. Ich mag die beiden Loser-Typen John und Dave einfach. Dies sind eben nicht irgendwelche besonderen Typen, die sich irgendwelchen übernatürlichen Phänomenen als Helden gegenüberstellen, sondern gescheiterte Existenzen in einer Stadt die schon lange auf dem absteigenden Ast ist und offenbar irgendwie diese Dinge anzieht. Hier geht es aber erst einmal darum, wie die beiden zu ihren besonderen Fähigkeiten gekommen sind nachdem sie eine neue unbekannte und „Sojasoße“ genannte Droge probierten. Das ganze ist hier wie auch in den anderen Teilen der Reihe teils sehr lustig (trotz dass es eher in Richtung Comedy geht, aber auch mit vielen ernsten Momenten), teils splattrig und hochgradig absurd.
Vom Autor gibt es eine weitere, aber diesmal wohl eher satirische Sci-Fi Reihe, die ich aber noch nicht begonnen habe (Zoey Ashe Serie: „Futuristic Violence and Fancy Suits“, „Zoey Punches the Future in the Dick“ und „Zoey Is Too Drunk for this Dystopia“).
Jason Pargin – „John and Dave and the Temple of X'al'naa'thuthuthu“
Dies wurde als so etwas wie Teil 1.5 der Reihe beschrieben, was aber definitiv nicht stimmt! Dies ist eher so etwas wie ein (verworfener) Entwurf für das zweite Buch. Beide Teile sind in ihrem Anfang quasi identisch, gehen dann aber von der Story her auseinander bzw. endet diese Geschichte hier eher unvollständig. Allerdings sind die Illustration in diesem eher kurzen Entwurf wirklich charmant.
Jason Pargin – „This Book is Full of Spiders“
Dies ist der „richtige“ zweite Teil der Reihe, dabei allerdings auch der Teil der mir persönlich am wenigsten zusagte, da sich die Handlung eigentlich nur auf 2-3 Orte beschränkt, an welchen mal die eine und mal die andere Person auftaucht und man irgendwie ständig einander sucht. Amüsant ist es aber auf jeden Fall, da man in der Stadt und den Medien offenbar entschieden hat, dass die aktuell dort auftretenden Phänomene eine Zombie-Apokalypse sein sollen, weil die Leute die eigentlich verantwortlichen spinnenähnlichen Wesen nicht sehen können.
Jason Pargin – „What the Hell Did I Just Read“
Im Gegensatz zu dem, was bisher geschah und in dass die beiden (die nun nicht mehr nur zu zweit sind) meist nur hineingestolpert sind, haben sie diesmal einen klaren Auftrag und zwar ein vermisstes Kind zu finden, welches aber nicht das Einzige bleibt. Die Umstände sind aber natürlich völlig anders als erwartet mit etlichen absurden Twists, denn hier ist nichts wie es scheint.
Jason Pargin – „If This Book Exists, You’re in the Wrong Universe“
Diesmal als nicht wirklich gut angesehene private Ermittler in übernatürlichen Dingen bekommen Dave und John wieder einen Auftrag. Diesmal sollen sie das seltsame Verhalten eines Mädchens untersuchen, dass offenbar von einem Spielzeug mit Handy-App abhängig ist (ähnlich wie Tamagotchi) und zu allerlei seltsamen Dingen angestiftet wird (besonders zur Fütterungszeit). Das ganze ist allerdings letztlich viel größer als es dieser simple Fall anmuten lässt. Wie schon die anderen Bücher sehr amüsant und absurd.
Catriona Ward – „The Last House on Needless Street“
Nachdem in ihrer Jugend ihre Schwester entführt wurde und nie wieder auftauchte, glaubt die in ihrem Fall auf eigene Faust ermittelnde Schwester einen Tatverdächtigen gefunden zu haben und setzt sich an dessen Fersen. Gleichzeitig wird das Ganze aber auch aus dem Blickwinkel eben jenes Verdächtigen erzählt, mit dem wohl tatsächlich massiv etwas nicht stimmt, zumal es in seinem Haus, in welchem er mit seiner Katze (die auch eine der Protagonisten ist, aus deren Sicht die Handlung erzählt wird) und gelegentlich aufschlagenden Tochter lebt. Hier funktioniert der (oder eher die) Storytwists sogar sehr gut, denn das alles entwickelt sich in eine komplett andere Richtung als man es erwarten würde.
Nick Cutter – „Die Tiefe“ („The Deep“)
Eine Art neurologische Pandemie geht um und um offenbar bei der Suche nach einem Heilmittel, dass man ausgerechnet weit unten in einer Forschungsstation im Marianengraben gefunden hat, zu helfen, wird ein einfacher Tierarzt durch die Bitte seines (eigentlich entfremdeten) Bruders, welcher in der Forschungsstation arbeitet, rekrutiert und ebenso in die Forschungsstation gebracht. Außerdem ist ein anderer der drei Forscher der Station tot und verstümmelt kurz vorher von dort wieder aufgetaucht und seither auch der Kontakt abgebrochen zur Station. Das ganze ist stellenweise ähnlich splattrig im Sinne von Body Horror wie „Das Camp“ vom gleichen Autor (bzw. ist dies nur sein Pseudonym), aber mir hat das andere Buch weitaus besser gefallen. Ich finde dies Ganze mit irgendwelchen fern abgelegenen und abgeschnitten Orten, an denen seltsame Dinge zugehen, teils richtiggehend stereotyp, weil dies nun wirklich schon etliche Mal so oder so ähnlich erzählt wurde. Auch ist wohl Kosmischer Horror nicht wirklich so mein Ding.
Brian Evenson – „Last Days“
Neo Noir Thriller/Horror mit im guten Sinne ziemlich absurden Ideen. Ein abgehalfterter handamputierter Privatermittler soll in so etwas wie einer abstrusen religiösen Kommune „The Brotherhood of Mutilation“ (Selbstverstümmelung in Form von multiplen Amputationen als Ausdruck der Frömmigkeit) einen Mordfall ermitteln. Allerdings sind alle Leute dort merkwürdig und das ganze entwickelt sich zu Anfang eher kafkaesk, da hier nichts so ist, wie es scheint. Und irgendwann zieht auch der Gewaltgrad massiv an. In seiner upgefuckten Art recht unterhaltsam.
Andy Weir – „Der Astronaut“ („Project Hail Mary“)
Extrem gutes und vor allem extrem spannendes Buch! „Der Marsianer“ (mit Matt Damon) vom gleichen Autor ist ja durch die gelungene Verfilmung inzwischen recht bekannt. Dies ist aber für mich das erste Buch vom Autor, da ich von „Der Marsianer“ eben bislang nur den Film kannte.
Hier geht es diesmal um eine Rettungsmission für die ganze Menschheit, da offenbar irgendetwas dazu führt, dass der Sonne die Energie viel schneller ausgeht, als erwartet und man nun eine Crew zusammengestellt hat, die dies, nachdem alle anderen Forschungsmethoden auf der Erde (inklusive Ermittlung der eigentlichen Ursache, die die Technik dieser Mission überhaupt erst möglich macht) erschöpft sind, direkt vor Ort weiter erforschen und beheben soll. Aber nur einer jener Crew erwacht letztendlich am Ziel auch lebend und muss nun ganz allein dieses Problem lösen, obwohl die Experten auf den anderen wichtigen Gebieten, es nicht überlebt haben. Noch dazu fehlen ihm nach dem Erwachen aus dem induzierten Koma zur Bewältigung der langen Reise zunächst sämtliche Erinnerungen, die erst nach und nach, teils erzählt in Form von Rückblenden, zurückkommen.
Die Spannung entsteht hier nicht aus irgendwelchen überirdischen Phänomenen, Konflikten etc. sondern wirklich nur aus den Erfolgen und Fehlschlägen der Forschung weit entfernt von der Erde. Also ähnlich wie auch bei „Der Marsianer“ entstehen teils lebensgefährliche Probleme und eventuell deren Lösung nur aus Zufällen, Unachtsamkeiten, Geistesblitzen oder Drama, weil z. B. das geistige Leistungsvermögen beeinträchtigt ist, da man nicht ausreichend geschlafen hat. Zunächst wirken die ständigen Rückblenden zur Rekrutierung des Protagonisten und seiner Crew sowie die extremen Anstrengungen und ethischen Konflikte bei der Ausarbeitung und dem Training für die Mission etwas störend angesichts der schon extrem spannenden Hauptstory, diese haben aber alle einen Grund im Sinne eines richtig fiesen Twists.
Offenbar ist inzwischen auch schon eine Verfilmung in Arbeit. Ich bin mal gespannt, wie man hier das Problem lösen will, die ganze ausufernden Gedankengänge, Planungen, technischen Erklärungen und Berechnungen des Protagonisten im Film umzusetzen. Man kann ihn ja schlecht ständig mit sich selbst reden lassen (auch die ständigen inneren Monologe waren z.B. bei David Lynchs Dune Verfilmung ein großer Kritikpunkt). Auch sehe ich hier eine große Gefahr, dass man das Ende verfälschen könnte auf Druck der Produzenten. Der Artikel enthält übrigens einen dicken Spoiler, ausgerechnet zu einer der unerwartet sympathischsten Nebenfiguren, der von mir zuletzt gelesenen Bücher. Die Besetzung mit ausgerechnet Ryan Gosling in der Hauptrolle als High School Lehrer kann ich mir aber aktuell nicht wirklich vorstellen. Der Rest mit teils deutscher Besetzung (Sandra Hüller) geht aber in Ordnung.
Nachdem Matt Damon in „Der Marsianer“ auf dem Mars zurückgelassen wurde, verschlägt es nun auch Ryan Gosling und Sandra Hüller ins All. Der Science-Fiction-Film „Project Hail Mary“ basiert ebenfalls auf einer Geschichte von Autor Andy Weir.
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