Fleisch ist mein Gemüse
Kurzbeschreibung
Wie es ist, in Harburg aufzuwachsen, das weiß Heinz Strunk genau. Harburg, nicht Hamburg. Mitte der 80er ist Heinz volljährig und hat immer noch Akne, immer noch keinen Job, immer noch keinen Sex. Doch dann wird er Bläser bei Tiffanys, einer Showband, die auf den Schützenfesten zwischen Elbe und Lüneburger Heide bald zu den größten gehört. Aber auch das Musikerleben hat seine Schattenseiten: traurige Gaststars, heillose Frauengeschichten, sehr fettes Essen und Hochzeitsgesellschaften, die immer nur eins hören wollen: "An der Nordseeküste" von Klaus und Klaus.
Auszug aus Fleisch ist mein Gemüse von Heinz Strunk. Copyright © 2004. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.
1991 Die Bombe
Während meine braven Kollegen praktisch nur noch Mineralwasser tranken, war ich saufmäßig fast schon wieder wie früher dabei. Ich wäre sonst gestorben vor Langeweile. Langeweile im Endstadium, ich verbrachte meine Tage wie mit einer Überdosis Insektengift aufgepumpt in einer Art Duldungsstarre. Langeweile gleich entarteter Stillstand minus Zeit. Das war meine Formel. Zeit genug, mir so meine philosophischen Gedanken zu machen, hatte ich ja. Raum und Zeit waren im Zwergenhaus so stark gestaucht, dass ich das Gefühl hatte, statt dreidimensional nur noch halbdimensional zu existieren und mich zu einem unendlich kleinen Punkt zu verdichten. In einer kaskadierenden Verschachtelung verschränken sich die Wahrnehmungsebenen so ineinander, dass am Ende nur noch ein virtuelles Knäuel, ein Knäuel aus Licht, übrig bleibt, das sich nicht mehr synchron zur Zeit bewegt, sondern von ihr weg. Und genau ab da verläuft das Leben nicht mehr symmetrisch, sondern asymmetrisch. Vielleicht war ich jetzt ja auch endgültig verrückt geworden und merkte es nur nicht. Oder ich war ein großer Privattheoretiker. Gibt es Rezepte gegen Langeweile? Ja, man kann zum Beispiel die Milch überkochen lassen und stundenlang die verkohlten Placken vom eingebrannten Ceranfeld schaben. Oder den Inhalt des Staubsaugerbeutels in der ganzen Wohnung verteilen, nur um anschließend die Sauerei analog mit Kehrblech und Feger wieder zu beseitigen. Man kann Klimatabellen von Zwergstaaten führen, aus alten Topflappen Flurteppiche nähen oder aus Eisstielen und zerschlagenem Altglas rezeptfreie Lesebrillen basteln.
Meine wirksamsten Waffen gegen Langeweile waren aber immer noch Jubiläumsaquavit und Bier. Der Mineralwasserkonsum der Kollegen stieg derweil besorgniserregend, ein richtiger Trend wurde das bei Tiffanys. Laut Expertenurteil von Norbert sollten am Tag mindestens drei Liter getrunken werden, um Gifte auszuschwemmen, die Zellmembran elastisch zu erhalten und noch anderen Quatsch. Am besten gleich auch noch stilles Wasser, die sinnloseste Erfindung der letzten hundert Jahre. Mich regte das auf, und aus Trotz trank ich oft tagelang ausschließlich Kaffee und abends natürlich Bier. Keinen einzigen Schluck Wasser. Und? Ging es mir nur einen Deut schlechter als den anderen? Eben! Ich war schließlich kein Kamel.
Eine lustige Begebenheit hat sich in diesem ansonsten ereignislosen Jahr dann aber doch zugetragen. Jens hatte als passionierter Fleischesser öfter unter Blähungen zu leiden. Oft fragte er schon beim Essen laut in die Runde, wie das wohl später riechen würde. Es stank meist ganz entsetzlich nach Problemen, Arbeitslosigkeit und chronischen Krankheiten, doch wir amüsierten uns wie die Kinder über die Feuerwerke, die da an so manchem Abend abbrannten. Einmal war es wieder besonders schlimm. Das Hochzeitsessen bestand aus drei Sorten Fleisch: Wild, Schwein und Rind. Beim Mitternachtsbuffet wurde noch Gulaschsuppe mit Zwiebeln und Paprika gereicht, und man konnte sich darüber hinaus noch von einer reichlichen Auswahl an Wurstsalaten bedienen. Eine Bombe nach der anderen zündete Jens im Verlauf des Abends! Der Gestank war sensationell. Mehrere Kilo Fleisch verrotteten da beschleunigt im Jenskörper. Man konnte an seinem Gesicht ablesen, wie der Stand der Dinge gerade war. Konzentration und Verkrampfung beim Rausdrücken, gespannte Erwartung, während die Wolke langsam hochstieg, und Zufriedenheit, wenn sich die Blume endlich entfaltet hatte. Während des Abbauens ging es munter weiter, ein letzter Gruß der toten Tiere. Als wir den Hänger fast eingeladen hatten, sprang Jens ein letztes Mal mit einem Notenständer hinein, und kurz bevor wir das morsche Gefährt mit der Plane luftdicht abschlossen, ließ er drinnen noch ordentlich einen los. Als wir eine Stunde später die Stelle erreichten und den Hänger öffneten, quoll uns eine Wolke aus Gestank und Verderben entgegen. Jens schaute triumphierend in die Runde: Die Bombe hatte sich die ganze Zeit über gehalten. Sensationell! So ein Geniestreich sollte allerdings auch ihm nie wieder gelingen, und gerne erinnerten wir uns mangels anderer Erlebnisse an diesen Höhepunkt des Jahres 1991 zurück.
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Kein Plan wie ich euch das sonst näher bringen könnte. Diese Buch ist genial. Soviel Weisheit, Witz, Genialität, Pickel, Fleisch und Eier gibt es in keinem anderen Buch. Alleine dieser Auszug...das ist noch nicht mal das beste.
Ich hab das Buch im ICE gelesen und die Leute haben mich für bekloppt gehalten. Wein- und Lachkrämpfe vorprogrammiert.
Alle aus Hamburg, der Umgebung, Deutschland oder sonstwo...kaufen!
Auf dem Rückweg im ICE endlich zu Ende gelesen...
Star Wars, Die dunkle Seite der Macht
Also jeder Star Wars Fan, der etwas von sich hält muss die Zahn-Reihe lesen. Wirklich klasse. ...mehr muss man dazu echt nicht sagen.
Kurzbeschreibung
Wie es ist, in Harburg aufzuwachsen, das weiß Heinz Strunk genau. Harburg, nicht Hamburg. Mitte der 80er ist Heinz volljährig und hat immer noch Akne, immer noch keinen Job, immer noch keinen Sex. Doch dann wird er Bläser bei Tiffanys, einer Showband, die auf den Schützenfesten zwischen Elbe und Lüneburger Heide bald zu den größten gehört. Aber auch das Musikerleben hat seine Schattenseiten: traurige Gaststars, heillose Frauengeschichten, sehr fettes Essen und Hochzeitsgesellschaften, die immer nur eins hören wollen: "An der Nordseeküste" von Klaus und Klaus.
Auszug aus Fleisch ist mein Gemüse von Heinz Strunk. Copyright © 2004. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.
1991 Die Bombe
Während meine braven Kollegen praktisch nur noch Mineralwasser tranken, war ich saufmäßig fast schon wieder wie früher dabei. Ich wäre sonst gestorben vor Langeweile. Langeweile im Endstadium, ich verbrachte meine Tage wie mit einer Überdosis Insektengift aufgepumpt in einer Art Duldungsstarre. Langeweile gleich entarteter Stillstand minus Zeit. Das war meine Formel. Zeit genug, mir so meine philosophischen Gedanken zu machen, hatte ich ja. Raum und Zeit waren im Zwergenhaus so stark gestaucht, dass ich das Gefühl hatte, statt dreidimensional nur noch halbdimensional zu existieren und mich zu einem unendlich kleinen Punkt zu verdichten. In einer kaskadierenden Verschachtelung verschränken sich die Wahrnehmungsebenen so ineinander, dass am Ende nur noch ein virtuelles Knäuel, ein Knäuel aus Licht, übrig bleibt, das sich nicht mehr synchron zur Zeit bewegt, sondern von ihr weg. Und genau ab da verläuft das Leben nicht mehr symmetrisch, sondern asymmetrisch. Vielleicht war ich jetzt ja auch endgültig verrückt geworden und merkte es nur nicht. Oder ich war ein großer Privattheoretiker. Gibt es Rezepte gegen Langeweile? Ja, man kann zum Beispiel die Milch überkochen lassen und stundenlang die verkohlten Placken vom eingebrannten Ceranfeld schaben. Oder den Inhalt des Staubsaugerbeutels in der ganzen Wohnung verteilen, nur um anschließend die Sauerei analog mit Kehrblech und Feger wieder zu beseitigen. Man kann Klimatabellen von Zwergstaaten führen, aus alten Topflappen Flurteppiche nähen oder aus Eisstielen und zerschlagenem Altglas rezeptfreie Lesebrillen basteln.
Meine wirksamsten Waffen gegen Langeweile waren aber immer noch Jubiläumsaquavit und Bier. Der Mineralwasserkonsum der Kollegen stieg derweil besorgniserregend, ein richtiger Trend wurde das bei Tiffanys. Laut Expertenurteil von Norbert sollten am Tag mindestens drei Liter getrunken werden, um Gifte auszuschwemmen, die Zellmembran elastisch zu erhalten und noch anderen Quatsch. Am besten gleich auch noch stilles Wasser, die sinnloseste Erfindung der letzten hundert Jahre. Mich regte das auf, und aus Trotz trank ich oft tagelang ausschließlich Kaffee und abends natürlich Bier. Keinen einzigen Schluck Wasser. Und? Ging es mir nur einen Deut schlechter als den anderen? Eben! Ich war schließlich kein Kamel.
Eine lustige Begebenheit hat sich in diesem ansonsten ereignislosen Jahr dann aber doch zugetragen. Jens hatte als passionierter Fleischesser öfter unter Blähungen zu leiden. Oft fragte er schon beim Essen laut in die Runde, wie das wohl später riechen würde. Es stank meist ganz entsetzlich nach Problemen, Arbeitslosigkeit und chronischen Krankheiten, doch wir amüsierten uns wie die Kinder über die Feuerwerke, die da an so manchem Abend abbrannten. Einmal war es wieder besonders schlimm. Das Hochzeitsessen bestand aus drei Sorten Fleisch: Wild, Schwein und Rind. Beim Mitternachtsbuffet wurde noch Gulaschsuppe mit Zwiebeln und Paprika gereicht, und man konnte sich darüber hinaus noch von einer reichlichen Auswahl an Wurstsalaten bedienen. Eine Bombe nach der anderen zündete Jens im Verlauf des Abends! Der Gestank war sensationell. Mehrere Kilo Fleisch verrotteten da beschleunigt im Jenskörper. Man konnte an seinem Gesicht ablesen, wie der Stand der Dinge gerade war. Konzentration und Verkrampfung beim Rausdrücken, gespannte Erwartung, während die Wolke langsam hochstieg, und Zufriedenheit, wenn sich die Blume endlich entfaltet hatte. Während des Abbauens ging es munter weiter, ein letzter Gruß der toten Tiere. Als wir den Hänger fast eingeladen hatten, sprang Jens ein letztes Mal mit einem Notenständer hinein, und kurz bevor wir das morsche Gefährt mit der Plane luftdicht abschlossen, ließ er drinnen noch ordentlich einen los. Als wir eine Stunde später die Stelle erreichten und den Hänger öffneten, quoll uns eine Wolke aus Gestank und Verderben entgegen. Jens schaute triumphierend in die Runde: Die Bombe hatte sich die ganze Zeit über gehalten. Sensationell! So ein Geniestreich sollte allerdings auch ihm nie wieder gelingen, und gerne erinnerten wir uns mangels anderer Erlebnisse an diesen Höhepunkt des Jahres 1991 zurück.
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Kein Plan wie ich euch das sonst näher bringen könnte. Diese Buch ist genial. Soviel Weisheit, Witz, Genialität, Pickel, Fleisch und Eier gibt es in keinem anderen Buch. Alleine dieser Auszug...das ist noch nicht mal das beste.
Ich hab das Buch im ICE gelesen und die Leute haben mich für bekloppt gehalten. Wein- und Lachkrämpfe vorprogrammiert.
Alle aus Hamburg, der Umgebung, Deutschland oder sonstwo...kaufen!
Auf dem Rückweg im ICE endlich zu Ende gelesen...
Star Wars, Die dunkle Seite der Macht
Also jeder Star Wars Fan, der etwas von sich hält muss die Zahn-Reihe lesen. Wirklich klasse. ...mehr muss man dazu echt nicht sagen.