Wer sich die Kommentare unter Social-Media-Clips zum „Anzeigenhauptmeister“ ansieht, der stellt schnell fest: Hier regiert der Hass. Persönliche Beleidigungen gegen den 18-Jährigen gehören da noch zu den harmlosesten Beiträgen:
„Schlimm, wenn die Eltern Geschwister sind“, schreibt etwa jemand auf der Facebook-Seite von „Spiegel TV“. „Durex hätte das verhindert“, postet jemand mit einem Bild des jungen Mannes auf der Plattform X.
Andere Nutzerinnen und Nutzer werden expliziter – und drohen mit Gewalt.
„Abends mal mit Baseballer bearbeiten“, schreibt jemand auf der Facebook-Seite von „Spiegel TV“. Unter dem selben Post meint jemand:
„Dem gehört mal richtig eine in die .... geschlagen.“ Gleich mehrfach in verschiedenen Varianten schreiben Menschen:
„Irgendwann trifft er auf die Richtigen, und das freut mich.“ Einer meint: „Irgendwann kommt er unter die Räder, der arme Irre.“
In die Gewaltfantasien stimmt auch der Influencer MontanaBlack in seinem Stream mit ein. „Auch wenn ich da überhaupt kein Freund von bin und mich davon distanziere, sage ich dir, Herr Anzeigenhauptmeister: (...) Es wird nicht lange dauern,
bis dir jemand in die Fresse haut dafür. Dann kannst du richtig abkassieren. Vielleicht auch genau der Samenerguss, den du haben möchtest. Aber dir wird jemand zeitnah dafür in die Fresse hauen, würde ich einfach mal vermuten.“
Auch rechte Blogger haben sich auf M. eingeschossen und fantasieren, wie man eigentlich mit dem 18-Jährigen umgehen sollte.
In Osteuropa wäre einer wie M. „schlecht vorstellbar“, meint etwa der frühere Russland-Korrespondent Boris Reitschuster in seinem Blog. „Dass dort jemand solche Zwänge entwickeln könnte, ist zwar sicher nicht auszuschließen. Aber die Gesellschaft würde das nicht hinnehmen und er würde aller Wahrscheinlichkeit nach derart unter Druck gesetzt, bis hin zu Gewalt oder deren Androhung, dass er seinen Zwang bald nicht mehr ausleben könnte.“
An anderen Orten des Internets planen Nutzerinnen und Nutzer derweil ganz konkret, wie es mit dem „Anzeigenhauptmeister“ nun weitergehen soll. Auf einer Instagram-Seite versuchen einige, an die Adresse des 18-Jährigen zu kommen.
„Ich persönlich wäre dafür, dass seine Adresse geleakt wird – und dann Schanzenfest 2.0″, schreibt da jemand. Das „Schanzenfest“ war eine 2018 initiierte Aktion von Internettrollen, mit dem Ziel, den jahrelang gemobbten Youtuber Drachenlord zu besuchen und ihn zur Weißglut zu bringen.
Manch einem reicht das alles aber noch nicht. Einer bringt auf der Instagram-Seite gar eine möglicher Ermordung des „Anzeigenhauptmeisters“ ins Spiel:
„Die Doku war dein Todesurteil. Und das ist keine Drohung. sondern eine Feststellung. Viel Glück noch“, heißt es da. Unter dem Youtube-Video des ursprünglichen „Spiegel TV“-Beitrags kann heute nicht mehr kommentiert werden. Die Kommentarfunktion, die ebenfalls mit Hassbeiträgen geflutet worden war, wurde inzwischen von der Redaktion deaktiviert.
Der „Anzeigenhauptmeister“ wurde durch einen Fernsehbeitrag zum Meme. In den sozialen Netzwerken finden sich aber auch Morddrohungen gegen den 18-Jährigen – manch einer sieht in ihm längst einen neuen „Drachenlord“. Eine gefährliche Dynamik, die schon das Leben anderer Teenager zerstört hat.
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