Der "Elternbrief zur Schulsituation", geschrieben am 2. Februar, beginnt mit einer eindringlichen Selbstvergewisserung. Eigentlich, schreibt das Kollegium der
Grundschule Aue-Fallstein in Osterwieck-Hessen in Sachsen-Anhalt in dem Brief an die Eltern ihrer Schule, eigentlich seien
Lehrer durch ihre Ausbildung durchaus zu erzieherischen Maßnahmen fähig. Und dafür benötigten sie "im Normalfall weder Hilfe noch Unterstützung".
Doch den Normalfall gibt es an der Grundschule im Harz mit 162 Schülerinnen und Schülern der Klassen 1 bis 4 im Moment offenbar nicht: "Wenn wir uns, wie in diesem Fall, an Sie wenden, bitten wir Sie, dieses Schreiben sehr ernst zu nehmen, da die Lage an der Schule derzeit sehr ernst ist", heißt es in dem Brief an die Eltern. Unterschrieben haben acht Lehrkräfte - darunter auch die Schulleiterin. Obwohl nur für die Eltern bestimmt, wurde der Brief an die lokale Tageszeitung weitergegeben.
Die Lehrer berichten darin von "permanent auftretenden, gravierenden Verhaltensproblemen vieler Schüler", es gebe "mittlerweile täglich" schwerste Probleme: Beklagt werden "extreme körperliche
Gewalt, Körperverletzungen und Schlägereien", "Sabotage" und "unerlaubtes Verlassen des Unterrichts" sowie eine generelle "Gefühlskälte" gegenüber Mitschülern.
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Wie die Magdeburger "
Volksstimme" berichtet, habe es unter anderem Attacken gegen einzelne Schüler im Schulbus gegeben. Kinder wären außerdem mehrfach aus dem Unterricht oder sogar vom Schulgelände gelaufen. Außerdem seien Eltern aufgefordert worden, ihr Kind nach einem Vorfall von der Schule abzuholen - und hätten das einfach ignoriert, heißt es in dem Bericht.
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Im Interview mit dem
MDR hatte sich Elternvertreterin Mandy Bähsel am Donnerstag noch "schockiert" von dem Brief gezeigt und befürchtet, "dass Kinder sich vielleicht auch gar nicht mehr trauen, in die Schule zu gehen, weil sie Angst vor Mitschülern haben, weil sie geschlagen werden".
http://www.spiegel.de/lebenundlerne...den-hilferuf-mit-offenem-brief-a-1195056.html