Nein, mit „Ghostbusters“ ist soweit eigentlich alles in Ordnung: Eine durchaus unterhaltsame Action-Komödie über vier höchst divergente Frauen, die sich dem Kampf gegen paranormale Events verschreiben und im Zuge ihrer haarsträubenden Mission ein immer besseres Team bilden. Die Gags im Film sind vielleicht eher nach dem Prinzip „Masse statt Klasse“ verteilt – aber einige davon finden ja durchaus ihr Ziel.
Klar wirkt das alles etwas arg konzipiert: Die Lustige, die Nerdige, die Powerfrau, die Verrückte – jede Stereotypistin vertreten? Solide Stars in den tragenden Rollen? Dann kann‘s ja losgehen – mit einer Story, die schon früher mal bestens funktioniert hat. Auch etliche solide CGI-Spektakel hinzugefügt? Check! Dazu noch ein paar Referenzen ans Original eingestreut – sprich: Zitate, Locations und Cameo-Auftritte der alten Stars. Na also! Was soll da schon schiefgehen?
Nicht viel. Es sei denn, man stellt das Resultat in direkte Tradition eines der größten Kultfilme der Kinogeschichte. Dann jedoch muss man auch dem Vergleich standhalten. Dem direkten, erbarmungslosen, Erwartungs-überfrachteten Vergleich von Millionen treuer Fans, die bereits „Ghostbusters 2“ eine Enttäuschung fanden – Originalregisseur und Originalbesetzung zum Trotz. Und plötzlich entwickeln sich die Dinge schnell in eine ungute Richtung.
Denn bei all den Schippen, die in puncto Tricktechnik, Geisterwaffen und CGI-Bombast draufgelegt wurden: An einer Erkenntnis kommt man während der ganzen 116 Minuten nicht vorbei. Das hat man alles schon mal gesehen. Und damals war's cooler. Viel cooler. Lustiger auch. Schon klar: „Soll ja auch gar keine Fortsetzung sein, sondern eine Neuverfilmung!“ Das hilft aber auch nicht wirklich weiter.
Eher im Gegenteil: Gerade bei Remakes wird im Vergleich zum Original gewogen und nicht gezählt. Schleim-Attacken, unkontrollierbare Protonenbeschleuniger, abgedrehter Tech-Talk und Riesen-Geister sind aber nur beim ersten Mal originell. Ab dann wird’s schnell peinlich. Vor allem, wenn dazwischen 30 Jahre dramaturgische Reifezeit liegen. Neue Twists und Perspektiven: gut. Nur bombastischer mit anderem Chromosomensatz: ungenügend. So einfach sehen das Fans. Und vermutlich mit Recht.
Auch nicht wirklich treffsicher: Anhänger des Originals waren damals – und sind sicher auch noch heute – zu geschätzten 95 Prozent männlich. Und denen jetzt eine Version vor den Latz zu knallen, in der Männern ausschließlich die Rolle des absoluten Vollpfostens zukommt, ist doch etwas gewagt. Wohl zu gewagt: Am dem Punkt hat man die schon mal verloren. Und wie alle Männer, die von einer alten Lieben enttäuscht sind, fangen sie ganz schnell an zu hassen. Was den Trailer zu „Ghostbusters“ prompt zum meistverachteten Vertreter seiner Art gemacht hat. Und zwar aller Zeiten.
Ist das fair? Einen Film danach zu beurteilen, welche Erwartungen er alle nicht erfüllt? Absolut nicht. Aber verständlich ist.
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