Interessante Analyse:
(illegaler) Ferrari Motor macht Mercedes stark
Die siebte Hybrid-Saison der Formel 1 erinnert an die erste. Die Königsklasse ist wieder eine Motoren-Formel geworden. Wer Mercedes-Power hat, fährt vorne. Autos mit Ferrari-Motoren verhungern. Die PS-Unterschiede sind wieder eklatant.
Nach drei Rennen lässt sich bereits sagen, dass Mercedes mit seiner jüngsten Motorspezifikation haushoch überlegen ist und Ferrari ins Nirgendwo abrutschte. Renault und Honda hängen mittendrin. Die Franzosen haben ihr Triebwerk auf dem Stand von 2019 konsolidiert. Haltbarkeit hatte Vorrang. Honda hat Leistung gefunden und liegt jetzt mit Renault gleichauf. Etwas schlechter auf eine Runde, etwas besser über die Renndistanz. Mercedes begründet den gewaltigen Sprung über den Winter damit, dass Ferraris Leistungsexplosion in den letzten beiden Jahren im Ingenieursbüro in Brixworth neue Kräfte freigesetzt hatte. Zunächst musste Mercedes ja noch davon ausgehen, dass Maranello tatsächlich im legalen Bereich Leistung gefunden hatte.
Wie groß die Leistungsunterschiede tatsächlich sind, ist nach drei Rennen noch schwer zu ermitteln. Für eine GPS-Analyse brauchen die Teams die Luftwiderstandswerte der Autos. Die beruhen zu Beginn einer Saison immer auf groben Annahmen. Je mehr Daten dazukommen, umso genauer lässt sich diese Größe bestimmen und damit auch der Anteil der Motorleistung am Topspeed und beim Beschleunigen berechnen. Red Bull glaubt, dass Mercedes auf den Power-Passagen vier Zehntel pro Runde gewinnt. Mercedes stuft diesen Anteil eher auf eineinhalb Zehntel ein. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte. Ersten Schätzungen zufolge hat Mercedes 25 PS mehr als Renault, 30 PS mehr als Honda und 50 PS mehr als Ferrari.
Wie dramatisch das Leistungsdefizit von Ferrari ist, demonstrieren die Rangliste der Power relevanten Streckenabschnitte. Ferrari ist bei der Höchstgeschwindigkeit grundsätzlich Letzter. Je später die Messstelle auf der Gerade liegt, umso schlimmer. Das spricht im Vergleich zu den Kundenteams zwar für mehr Abtrieb, aber auch für mehr Luftwiderstand. Diese Erkenntnis unterstreicht auch die Sektorzeit. Je mehr Kurven in dem entsprechenden Power-Sektor liegen, umso besser sieht es für Ferrari aus. In Budapest schaffte Ferrari im Sektor 1 mit drei Kurven immerhin die fünftschnellte Zeit. In Spielberg war man nur Achter. Da gibt es zu zwei Geraden nur eine Kurve.
Besserung ist kaum in Sicht. Wer sich zwei Jahre lang darauf verlassen kann, mit illegalen Methoden Leistung zu gewinnen, der vergisst am Ende, wie man legal Leistung gewinnt.
Wolff
- "Wir sind letztes Jahr auf der Motorenseite durch Ferrari so herausgefordert worden, dass wir neue Wege gegangen sind, um Leistung zu finden. Sehr stark war da auch die Kooperation zwischen Brixworth und Brackley. Die beiden Abteilungen haben wirklich an einem Strang gezogen und Aero gegen Power klar gewichtet. Andererseits ist bei dem aktuellen Auto das Verhältnis von Abtrieb zu Luftwiderstand richtig ausbalanciert. Wir haben in fast allen Ecken richtig viel Grip, sehen aber noch immer kleinere Schwachstellen in langsamen Kurven.
Wir haben bei einzelnen Rennen letztes Jahr teilweise mehr als 50 Kilowatt Leistungsunterschied (68 PS) gesehen. Für uns ergab sich daraus die Aufgabe: Wie viel Leistung können wir tatsächlich mobilisieren? Und du kannst sie nur im Verbrennungsmotor finden. Alle anderen Bereiche sind ja beschränkt. Da haben wir jeden Stein umgedreht, den wir finden konnten. Und zwar nicht ein paar PS, sondern mehr."
Die siebte Hybrid-Saison der Formel 1 erinnert an die erste. Die Königsklasse ist wieder eine Motoren-Formel geworden. Wer Mercedes-Power hat, fährt vorne. Autos mit Ferrari-Motoren verhungern. Die PS-Unterschiede sind wieder eklatant.
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