** Dieses Review hat nichts mit der Crew oder der Seite Consolewars zu tun. Es spiegelt nur meine eigene Meinung wieder. **
At first, there are Dark Dragon, Falcion Sword and
18 Jahre. So lange hat es gedauert, bis Marths Debütspiel "Dark Dragons and the Blade of Light", wie der Titel des NES-Spiels von Fans übersetzt wurde, auch in westlichen Gefielden seinen Auftritt gemacht hat - in Form eines Remakes für den Nintendo DS. Die meisten Spielern außerhalb Japans werden Marth als Charakter in der Smash Bros. Reihe kennen, aber in Japan kennt man ihn bereits seit 1990. Vier Jahre später erschien ein SNES-Spiel namens Monsho no Nazo (Mystery of the Emblem), dass neben einem neuen Abenteuer ein Remake des ersten Spiels enthielt. Shadow Dragon ist eine Mischung zwischen Original und Remake, zusammen mit neuen Elementen und einer völligen audiovisuellen Erneuerung.
Aber Schluss mit der Geschichtsstunde. Kommen wir zum wichtigsten Teil, dem Gameplay. Fire Emblem ist ein strategisches RPG, in dem ihr eure Truppen in rundenbasierter Manier über die Gitternetzkarte befehligt. Jedes Mitglied eurer Truppe ist ein einzigartiger Charakter, der sich je nach Klasse (die sich mit einem bestimmten Item ändern lässt), ausgerüsteter Waffe und Werten unterschiedlich im Kampf behauptet. Wenn die Lebenspunkte eines Charakter Null erreichen, dann stirbt er. Das heißt, ihr könnt ihn (oder sie) das ganze restliche Spiel nicht mehr benutzen (später im Spiel gibt eines Möglichkeit einen Charakter wiederzubeleben, aber diese ist nur sehr spät verfügbar). Falls ihr also eure sorgsam aufgepäppelten Charaktere nicht verlieren wollt, ist es wichtig immer die Bewegungen der Gegner zu verfolgen - da man aber den Bewegungsradius der Gegner und ihr Inventar sowie ihre Werte betrachten kann, bleibt das Spiel immer fair. Und selbst falls etwas schief gehen sollte, ist es halb so schlimm, da es in jedem Kapitel 2 Speicherpunkte gibt, an denen man auf zwei Slots permanent speichern kann.
Und auch falls der Spieler ein paar Einheiten verlieren sollte, ist noch nicht alles vorbei. Es gibt geheime Kapitel in denen man neue Einheiten rekrutieren kann, die man nur erreichen kann, wenn man eine bestimmte Anzahl von Charakteren verloren hat. Und falls ihr aus irgendeinem Grund so viele Charaktere verliert, dass ihr keine vollständige Truppe mehr in die einzelnen Kapitel schicken könnt, stellt euch das Spiel gesichtslose Ersatzcharaktere zur Verfügung, deren Zahl unendlich ist. Zusammen mit den Tutorials, die optional auf dem oberen Bildschirm eingeblendet werden können, ist das Spiel freundlich gegenüber Neueinsteigern - zumindest wenn man auf Normal spielt. Zusätzlich gibt es noch einen schwierigeren Modus, der in fünf Stufen unterteilt ist. Dort greifen Verstärkungen sofort nach ihrer Ankunft an, außerdem sind Feinde zahlreicher, stärker und benutzen bessere Waffen. Definitiv nichts für Einsteiger.
In Sachen Balance ist das Spiel eine zweischneidige Angelegenheit. Erfahrene Spieler, die wissen was sie tun, können das Spiel in kürzester Zeit in die Knie zwingen (zumindest auf den niedrigeren Schwierigkeitsstufen), aber neuen Spielern wird eine etwas uneben wachsende Schwierigkeitskurve vorgesetzt. Die ersten 12 Kapitel lang ist das Spiel auf dem Schwierigkeitsgrad 'Normal' schon fast zu leicht; erst in den späteren Kapiteln ist eine wirkliche Herausforderung gegeben. Dafür gibt es wie bereits erwähnt 5 weitere Schwierigkeitsgrade, die allesamt unter der Kategorie 'Schwer' anzufinden sind und von 'Schwer' bis 'Gnadenlos' verlaufen. Diese sollten auch erfahrene Strategen vor eine Herausforderung stellen. Was allerdings der Balance schadet, ist die Unmenge an mehr oder weniger persönlichkeits- und nutzlosen Charakteren die das Spiel euch entgegenwirft. Im Gegensatz zu den letzten paar Spielen in der Reihe gibt es einige Einheiten, die schlicht und ergreifend nutzlos sind, oder im gesamten Spiel kein einziges Wort von sich geben. Dazu trägt bei, dass es keine Unterstützungskonversationen gibt, in denen die Charaktere sich miteinander unterhalten und so ihre Persönlichkeiten entwickeln. Wenn man bedenkt, wie viel spätere SRPGs und Fire Emblem Spiele in dieser Hinsicht geleistet haben, ist dies eine große Entäuschung, besonders da es viele sympathische Charaktere im Spiel gibt, die man gerne näher kennenlernen möchte.
Kommen wir zur Story. Die lässt sich schnell abhandeln - Medeus der Schattendrache, der vor 100 Jahren vom Helden Anri besiegt wurde, ist auferstanden und seine Truppen, unterstützt von anderen Königreichen, greifen das Königreich Altea an. Dessen Prinz, Marth, kann nur knapp entkommen und taucht zusammen mit einigen Verbündeten im Inselreich Thalyss unter. Diese Ereignisse könnt ihr im Prolog, der nur im Schwierigkeitsgrad 'Normal' verfügbar ist und für das Remake dazugefügt wurde, nachspielen. Nach mehreren Jahren fühlt er sich schließlich stark genug, um endlich gegen Medeus und seinen Verbündeten, den dunklen Zauberer Gharnef, vorzugehen. Um gegen Medeus bestehen zu können, muss er allerdings das Schwert Falchion, dass Anri benutzt hat um den Drachen vor 100 Jahren zu töten, wiederfinden. Die Handlung hat ihre Höhepunkte, aber die Erzählweise ist simpel und überraschende Wendungen sucht man vergebens. Man merkt dem Plot sein Alter an. Es gibt dem ganzen einen gewissen nostalgischen Wert (wo findet man heutzutage in RPGs noch so simple Geschichten?), aber um diesen völlig ausschöpfen zu können, muss man das Original (oder das erste Remake) gespielt haben. Neulinge dürften von der Geschichte etwas entäuscht sein.
Serienveteranen dürften auch darüber entäuscht sein, dass viele der Features die in den letzten zwei Spielen eingeführt wurden, nicht mehr vorhanden sind. Das Waffendreieck, dass bestimmt wie sich Schwert, Axt und Lanze gegenüber im Kampf verhalten, wurde eingeführt und man kann nun zwischen den einzelnen Kapiteln Waffen kaufen, aber ansonsten hält sich das Spiel recht treu an die Vorlage. Dafür wurde ein völlig neues Feature eingeführt, der Klassentausch. Fast alle Charaktere im Spiel können vor einer Mission einer neuen Klasse zugeteilt werden. Dadurch ändert sich ihre Rolle im Kampf erheblich: Bewegungsradius, benutzbare Waffen, Aussehen, Schwachstellen und Werte verändern sich alle durch einen Klassenwechsel. Dieser lässt sich beliebig oft vollführen, solange ihr nicht das Maximum für eine bestimmte Art von Kämpfern das euch das Spiel auferlegt überschreitet. Dadurch ergibt sich eine völlig neue strategische Komponente. Hat euer Axtkämpfer Probleme? Dann schaut, ob er nicht als Bogenschütze bessere Chancen hat.
In grafischer Hinsicht ist das Spiel etwas zweigespalten. Die Übersichtskarten sehen schön aus und erfüllen ihren Zweck, aber die Charakterportraits die in den Dialogen verwendet werden, sehen zwar sehr hübsch aus und sind wie in Radiant Dawn in einem etwas düsteren Animestil gehalten, aber die Gesichtsausdrücke der Charaktere sind größtenteils statisch, was auch schon in früheren Teilen der Fall war, aber hier noch verstärkt auftritt. Die Kämpfe werden auf einer 2D-Ebene ausgefochten, wo Pseudo 3D-Sprites gegeneinander antreten. Dieser Gegensatz kann ein bißchen desorientierend wirken und ist gewöhnungsbedürftig, aber insgesamt ist das ganze ansprechend gestalten, mit flüssigen Animationen und Zaubersprüchen mit schön anzusehenden Effekten. Außerdem gibt es gut gemachte CG-Bilder die ab und zu während wichtigen Sequenzen eingeblendet werden.
Auch der Soundtrack bietet einiges. Die Soundqualität ist für DS-Verhältnisse hervorragend und es gibt jede Menge zu hören - 63 Tracks um genau zu sein - und nahezu alle sind gut gemacht. Einige der remixten Tracks aus dem NES-Original wiederholen sich gemäß ihrer Natur oft, aber das wurde recht geschickt verdeckt, und insgesamt untermalt die Musik das Geschehen in ansprechender Weise und - sehr wichtig für ein Strategiespiel - langweilt er nie. Gerade, wenn das Musikstück, dass spielt während man die Einheiten über die Übersichtskarte bewegt, wechselt es. Ein gewisser Nostalgiefaktor ist auch in diesem Aspekt des Spiels enthalten, aber die Qualität des gehörten ist so hoch, dass es kein Problem sein sollte. Die Soundeffekte wirken allerdings teils etwas schwachbrünstig - statt des befriedigendens "Kling!" hört man jetzt zum Beispiel nur noch ein dumpfes Geräusch wenn eine Attacke keinen Schaden verursacht hat. Im Großen und Ganzen sind die Soundeffekte aber passend.
Erfreulicherweise wurde der Touchscreen sinnvoll eingesetzt. Auf dem unteren Bildschirm kann man seine Charaktere über die Übersichtskarte bewegen - entweder mit den Knöpfen oder per Stylus - und auf dem oberen Bildschirm werden wahlweise die Werte des ausgewählten Charakters oder eine Luftansicht der Karte angezeigt. Die Charaktere lassen sich per Stylus komfortabel bewegen - sogar schneller als mit der traditionellen Steuerung - allerdings dauert es eine Weile bis man sich daran gewöhnt, die Karte mit dem Stylus zu scrollen oder per Druck auf eingeblendete Knöpfe Handlungen abzubrechen. Hat man die Steuerung allerdings erstmal gemeistert, geht sie sehr schnell von der Hand und bietet eine gute Alternative. Negativ ist allerdings beim Interface zu bewerten, dass man die Eigenschaften von Items und Waffen nur überprüfen kann, wenn ein Charakter ausgeblendet ist, und dass es keine Tooltips mehr gibt, die einem über die Funktion verschiedener Befehle und Werte aufklären. Tutorialhinweise lassen sich auf dem oberen Bildschirm einblenden und während des Spiels aufrufen, aber dort wird auch nicht alles erklärt.
Der Wiederspielwert ist, wie man es von Fire Emblem Spielen gewohnt ist, sehr hoch. Ein einfaches Durchspielen sollte den durchschnittlichen Spieler nicht länger als 20 Stunden beschäftigen, aber dann kann man sich noch die Zähne an den höheren Schwierigkeitsgraden ausbeißen, im Hauptmenü die Musik des Spiels anhören, die Dialoge nochmal anschauen oder das Spiel einfach nochmal mit einer anderen Truppe durchspielen. Oder man versucht sich an den Online- und Multiplayermodi. Diese habe ich, da es mir nicht möglich mit meinem DS die WFC zu nutzen, nicht ausprobiert, daher vermeide ich es sie zu werten und rassle nur die bekannten Fakten runter: Es gibt einen Onlineshop, an dem man je nach Zeit des Monats verschiedene Items kaufen kann, und eine Möglichkeit, anderen Spielern Einheiten zu leihen. Diese Einheiten ersetzen für eine Weile die eigene Einheit des gleichen Namens und sammeln an ihrer Statt Erfahrung. Außerdem kann man mit Teams, die man aus Speicherständen erstellt gegeneinander auf verschiedenen Karten antreten. Dabei kann der Host verschiedene Optionen einstellen, wie zum Beispiel ob der 'Fog of War' eingeschaltet werden soll oder nicht.
Summa Summarum ist zu sagen, dass Fire Emblem: Shadow Dragon ein an sich sehr spaßiges SRPG ist, dass aber aufgrund seiner Entscheidung, seiner Vorlage möglichts treu zu bleiben, auf Leute die das Original nie gespielt haben archaisch wirken kann. Und auch Veteranen der Serie dürften etwas entäuscht sein, dass Shadow Dragon letzendlich eine Existenz als Zwitterwesen darbt. Mittendrin zwischen der Moderne und der Antike der Videospielgeschichte gefangen, braucht es etwas guten Willen, um über die Elemente hinweg sehen zu können, die auch nach Serienverhältnissen nicht ganz frisch wirken. Dann erwartet einem aber ein gut ausgetüfteltes Strategiespiel, dessen in Theorie simple Story einem dennoch lange genug an den DS fesselt, um Akanaeia von Medeus zu befreien. Und dann noch unzählige Stunden, wenn man wirklich alles vom Spiel sehen möchte und auch den härtesten Schwierigkeitsgrad bezwingen möchte.