Eine der besseren Dokus auf Arte der letzten Monate und Jahre über die EU, ein realistischer Blick statt der zu oft gesehenden kritiklosen Belobigungen
Zeigt imo ziemlich gut dass das Bürokratie, Lobby und Korruptions Monster wohl eher nicht reformiert werden kann und man vielleicht besser einen neuen Weg einschlägt
Um eine etwas ernstere Antwort zu geben (du strahlst inzwischen eine Art innere Ruhe aus, muss ich nebenbei anmerken. ^^), ich denke der Unterschied zwischen reiner Demokratie, Demokratur und einer Republik ist der entscheidende Punkt, um den sich viele dieser Diskussionen drehen.
Reine Demokratie ist am nächsten ein System wie die Schweiz, in der zumindest viele Themen direkt vom Wähler mehr oder weniger entschieden werden.
Demokratur sind für mich Systeme, in denen sich die herrschende Kaste eine Demokratie hält aber von Anfang an die Spielregeln, Medien, etc so verzerrt sind, dass das Ergebnis meistens im Sinne des Systems ausgehen wird, auch wenn es theoretisch eine Wahl gab. Frei aber nicht fair, quasi, siehe Türkei oder Ungarn.
Die Republik sind Systeme, die Post-1945 (oder im Falle der USA schon viel länger) so aufgebaut wurden, dass das Volk entweder nur indirekt entscheiden kann (Parteien) oder aber auch theoretische, kurzfristige Mehrheiten von 50%+1 nicht ausreichen, um tiefgehende Regeln eines Staates abzuschaffen. Beispiel sind eben Staaten wie Deutschland, Italien oder aber auch UK.
Um es zusammenzufassen: Es gibt in vielen Ländern der dritten Form, den Republiken, eine laute und nicht ignorierbare Minderheit, die aus wechselnden, unterschiedlichen Schichten besteht und aus verschiedenen Gründen bei verschiedenen Themen dafür plädiert, dass gewisse Grundregeln entweder abgeschafft oder grundlegend geändert werden sollen, obwohl eine - Multiparteien-Mehrheit -das überwiegend nicht möchte. Die Frage lautet ergo --> wie geht man als Anhänger der Republik und als - noch - Mehrheitsvertreter von Status quo-Werten damit um?
Meine Meinung ist; Alles erfüllen, was realistisch und machbar ist, innerhalb der Systemregeln, und von dem man hoffen kann, dass es keinen langfristigen Schaden auslöst und uns gegenüber der Konkurrenz aus Washington, Moskau und Peking nicht schwächt. Kompromisse sind notwendig und alternativlos und auch unangenehme und bedrohliche und beleidigende Stimmen haben manchmal Punkte, die man anerkennen sollte und muss. Gleichzeitig gilt: Wir dürfen den Tisch, auf dem unser System hier in Europa und der EU basiert, nicht umwerfen, sonst verlieren wir alles, weil ohne die Werte und das Fundament der Republik wird die Demokratie zum reinen Spielball von ausländischen Mächten, Oligarchen und Demagogen.
Das ist sicher keine innere Ruhe, nur die Erkenntnis das der politische Wettbewerb vor uns existierte und nach uns existieren wird
Insofern gibt es eben kein "Ende der Geschichte"
Das lässt einen dann positive als auch negative Entwicklungen gleichmütiger hinnehmen
die möglichen Ausprägungen der Demokratie ganz gut zusammengefasst
Wobei wohl sehr viele Leute mittlerweile zustimmen würden, dass sich die von dir idealtypisch beschriebenen Republiken eben auch immer mehr zu Scheindemokratien entwickeln, die man ja nur zu gerne regelmäßig den Anderen vorwirft
Gerade in den letzten 4-5 Jahren haben wir in den einstigen Vorbilddemokratien Dinge erlebt, die man in autoritären Systemen erwarten würde, aber nicht in freiheitlichen
Die Themen wurden ja schon kurz angerissen und brauchen auch nicht tiefer besprochen werden, jeder der dabei war, hat die letzten Jahre miterlebt und wie in verschiedenster Weise Druck aufgebaut wurde und wird, wenn die Narrative der Regierenden angezweifelt werden.
Wie Demokratische Teilhabe bekämpft wird, wenn sie unliebsame Ergebnisse produzieren könnte.
Nicht unbedingt auf plumpen Wegen, sondern mit sehr viel feineren Mitteln, die aber ähnlich effektiv sind
Es geht nicht darum dass eine grundsätzliche Systemveränderung nicht möglich ist, selbst mit einer 50+x Mehrheit, damit könnte man ja leben
Es geht darum das grundsätzliche Veränderungen der gesellschaftlichen Verhältnisse bei so vielen Themen in der Praxis längst passieren und man der Opposition dazu, besonders aus einem Spektrum, möglichst keine Stimme erlauben will um dies zu verhindern.
Es geht um das Gefühl der Entmachtung und Unterdrückung ganzer Bevölkerungsteile, die das einstige Versprechen auf Demokratie nicht mehr eingelöst sehen