Offiziell ist die Rede von "kleinen Anpassungen" oder "marktgerechten Korrekturen". Von Folgeerscheinungen, bedingt durch andere Faktoren. Die Vereine der Fußball-Bundesliga haben längst standardisierte Formulierungen gefunden, ihren Fans jedes Jahr zwischen Mitte Mai/Anfang Juni mitzuteilen, dass die Eintrittskarten für die kommende Saison wieder teurer werden.
Und so konnten auch Borussia Dortmunds Dauerkartenbesitzer in dem Schreiben, das sie vor zwei Wochen erreichte, von "moderaten Preisanhebungen" lesen. Die Preise steigen beim BVB in diesem Sommer durchschnittlich um 1,5 Prozent, was für den Fan je nach Kategorie zwischen einem und 11,50 Euro bedeutet.
Dortmund mit teuerster Karte
Die Dortmunder liegen bei den Kartenpreisen damit auch nach der enttäuschenden Saison 2014/15 in der Spitzengruppe der Liga. Die 885 Euro, die für die 17 Heimspiele der Borussia in der Sitzplatzkategorie 15 bezahlt werden müssen, bedeuten landesweit den höchsten Preis. Der BVB hat Schalke 04 abgelöst und verkauft nun den mit Abstand teuersten Sitzplatz der Bundesliga. Eintracht Frankfurt, im Ranking auf Platz zwei, verlangt 790 Euro.
Auch bei der günstigsten Dauerplatzkarte liegen die Dortmunder ganz weit vorn: 382 Euro übertrifft einzig Aufsteiger Darmstadt 98 (384), dessen Stadion zu 75 Prozent aus Stehplätzen besteht und keine VIP-Logen beherbergt.
Darmstadts Bundesligaaufschlag
Wie im vergangenen Jahr Neuling SC Paderborn, versucht auch der Sensationsaufsteiger aus dem voraussichtlich auf ein Jahr befristeten Gastspiel in der Bundesliga Kapital zu schlagen. Darmstadt verlangt 240 Euro für eine Stehplatzdauerkarte und damit mehr als die Dortmunder und der Hamburger SV (beide 207), die auf den Plätzen zwei und drei folgen.
Auffällig ist, dass es vor allem die Traditionsklubs sind, welche die Fans zur Kasse bitten. Bei der teuersten Sitzplatz-Dauerkarte folgen hinter Dortmund und Frankfurt der HSV (788 Euro), der 1. FC Köln (785), Schalke 04 (776) und der FC Bayern (750). Die günstigsten Tickets offerieren der VfL Wolfsburg (200), Hertha BSC (232), Hoffenheim (256), Werder Bremen (285), Leverkusen (290) und Mainz 05 (299).
Insgesamt steigen die Preise seit Jahren stetig. Selbst im Stehplatzbereich, der in den meisten Arenen nur noch einen Bruchteil ausmacht, wird es immer teurer. Mehr als die Hälfte der Klubs erhöhte innerhalb der vergangenen zwölf Monate den Wert, zuletzt Bayer Leverkusen, das nun 170 statt 150 Euro für die 17 Heimspiele verlangt.
Schock für behinderte HSV-Fans
Für den größten Aufreger sorgte bislang allerdings der HSV. Der Nordklub, der im vergangenen und in diesem Jahr den Klassenverbleib erst in der Relegation schaffte, erhöhte nach erfolgter Rettung die Dauerkartenpreise um bis zu vier Prozent und strich in einigen Segmenten den Treuebonus, der langjährigen Fans im Vergleich zu neuen Kunden einen Rabatt ermöglicht.
Der Preis für Kinder bis 14 Jahre erhöht sich für Bestandskunden im Familienblock von 98 auf 153 Euro (56 Prozent Preiserhöhung). Behinderte, die zehn Jahre oder länger ihre Dauerkarte besitzen, müssen künftig anstatt 180,70 Euro sogar 355,70 Euro (96,8 Prozent) zahlen. "Wir schauen uns seit Jahren immer schlechter werdenden Fußball an und müssen trotzdem regelmäßig Preiserhöhungen schlucken. Wie hoch fällt die nächste Preiserhöhung wohl aus, falls wir uns nächste Saison tatsächlich mal sportlich verbessern sollten?", heißt es in einer Stellungnahme des größten Fanclubs. Der Verein gab "wirtschaftliche Gründe" für das Anheben der Preise an.
http://www.welt.de/sport/fussball/b...hock-fuer-Kinder-und-Behinderte-beim-HSV.html