Wie die so genannte Hoßbach-Niederschrift dokumentiert, legte Hitler am 5. November 1937 den wichtigsten Vertretern der Wehrmacht dar, dass er spätestens 1943 einen Krieg plante, um Deutschlands angebliche Raumnot zu beheben. Sollten Großbritannien und Frankreich vorher in eine Krise geraten, die sie daran hindern würde, gegen Deutschland vorzugehen, könne man auch schon 1938 losschlagen: Für diesen Fall dachte Hitler „zur Verbesserung unserer militär-politischen Lage“ an eine Eroberung Österreichs und der Tschechoslowakei.[2]
Die Münchener Konferenz (29./30. September 1938), einberufen infolge der vom Deutschen Reich provozierten Sudetenkrise, brachte der Tschechoslowakei in ihren Ergebnissen und Folgen beträchtliche Gebietsverluste. Diese überwiegend von Deutschen bewohnten Gebiete umfassten unter anderem auch die starken tschechoslowakischen Grenzverteidigungsstellungen gegen Deutschland, welche für die Wehrmacht damals nach eigener Einschätzung militärisch nicht zu überwinden gewesen wären. Dennoch zeigte sich Hitler mit dem Erreichten unzufrieden. Schon zehn Tage später legte er Wilhelm Keitel einen geheimen Fragenkatalog über die militärischen Möglichkeiten zur Besetzung des „restlichen“ tschechischen Territoriums vor, obwohl er zuvor in mehreren Reden ein Streben nach tschechischen Gebieten verneint und in München eine Garantie der Grenzen des tschechoslowakischen Reststaats in Aussicht gestellt hatte. Am 21. Oktober 1938 wies er die Wehrmacht an, sich darauf vorzubereiten, „die Rest-Tschechei jederzeit zerschlagen zu können, wenn sie etwa eine deutsch-feindliche Politik betreiben würde“.[3]
Ohne an der einberufenen Münchner Konferenz beteiligt gewesen zu sein, besetzte die Republik Polen Anfang Oktober das Teschener Olsagebiet und erhielt später weitere Gebietsteile zugesprochen. Auch Ungarn trachtete danach, Gebiete zurückzuerlangen, was im Ersten Wiener Schiedsspruch vom 2. November 1938 teilweise umgesetzt wurde.
Die Vorbereitungen auf den Einmarsch der Wehrmacht blieben auf französischer Seite nicht unbemerkt. Am 12. März meldete Frankreichs Generalkonsul in Leipzig, am 15. oder 16. März werde Deutschland eine „blitzartige Militäraktion gegen die Tschechoslowakei“ starten. In Großbritannien dagegen blieb Premierminister Neville Chamberlain, für die Franzosen unverständlich, bis zuletzt optimistisch. Eine konzertierte Aktion der Westmächte, Hitler vor den Folgen zu warnen, unterblieb daher.