Tatsächlich müsste es eigentlich strategisch direkt anders herum sein, und es gibt auch durchaus Forscher, die vermuten, dass es Putin gar nicht so sehr um militärische Macht geht, sondern um wirtschaftliche Macht. Russland braucht Absatzmärkte, und die Ukraine mit ihren 44 Millionen Einwohnern wäre da ein großartiger Absatzmarkt. Die russische Wirtschaft schrumpft, wird immer abhängiger von ihren fossilen Ressourcen, im weltweiten Handelsspiel fällt Russland immer weiter hinter China, Europa und die USA zurück, und dann drängen auch noch Bewerber wie Indien, Brasilien etc. nach vorne. Russland müsste sehr viel Angst vor einer EU-Annäherung der Ukraine haben. Und hat das vermutlich auch. Dagegen ist es im Grunde für den Weltmachtstatus von Russland komplett egal, wo jetzt die Nato steht. Weil der Weltmachtstatus im 21. Jahrhundert nicht mehr durch Kriege entschieden wird. Und ihre Atomwaffen haben sie ja eh, das nimmt ihnen niemand weg. China macht es gerade vor. Das hat natürlich mit "Gefühl" zu tun und mit "Emotionen", aber wenn wir auf die harte Währung schauen, ist das egal. Ich halte diese gesamte Nato-Diskussion von Russland für wahlweise schlechte Schauspielerei oder halt für faule Schuldzuweisungen, und natürlich für willkommene Gelegenheiten, solche Aktionen wie mit der Ukraine durchzuziehen. Aber das echte Risiko für Putin ist die EU. Nicht die Nato. Trotz aller Schwächen der EU.