Knapp drei Monate ist es her, dass Friedrich Merz der Bundesregierung vorwarf, die Ukraine zu wenig militärisch zu unterstützen. "Wenn die Ukraine verliert, verlieren wir alle", sagte Merz in einem Interview. Darum müsse Deutschland "mehr helfen, diesen Krieg zu gewinnen".
Es war der 13. März. Am nächsten Tag debattierte der Bundestag einen Antrag, den Marschflugkörper "Taurus" zu liefern. Die Unionsfraktion hatte das ein weiteres Mal beantragt. Auch diesmal sollte Merz scheitern.
Am Sonntag nun saß Friedrich Merz im ZDF und wollte sich nicht mehr zu einer stärkeren Militärhilfe bekennen. "Nein, ich habe immer gesagt, wir hätten am Anfang mehr tun müssen", sagte er. "Aber wir haben jetzt heute den 23. Juni 2024." Sein Tenor: Das Niveau der bisherigen Unterstützung reiche aus.
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Friedrich Merz wechselt seine ganze Tonlage. Wo der März-Merz noch sagte, wer der Ukraine stärkere Hilfe verweigere, erhöhe "nicht etwa die Friedenschancen, sondern erhöht die Kriegsgefahr", sagt der Juni-Merz: "Wir müssen sehen, dass wir Möglichkeiten eröffnen, wie dieser Konflikt irgendwann mal beendet wird."
Der CDU-Chef ändert seinen Ukraine-Kurs - keine drei Monate vor den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Merz will seiner Partei so Stimmen sichern und "Verständnis" beweisen. Von Thomas Vorreyer.
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