Immer weniger Menschen hängen an der Kirche und die Religiosität nimmt ab. Das sind die zentralen Ergebnisse der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung. Es gibt nur wenige Lichtblicke für die Kirchen.
Religiosität spielt in unserer Gesellschaft eine immer kleinere Rolle. Auch die Bindung an die Kirche, sowohl die evangelische als auch die katholische, nimmt ab. Das ist ein zentrales Ergebnis der sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, die bei der Synode der
Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) in Ulm am Dienstag vorgestellt wurde. Trotzdem erwartet die Gesellschaft laut Studie, dass die Kirchen im sozialen Bereich tätig bleiben, etwa mit Beratungsstellen oder in der Flüchtlingshilfe.
In der Gesamtbevölkerung glaubt nur noch knapp die Hälfte an Gott - oder eine geistige Macht. Bei Protestantinnen und Protestanten tun dies 52 Prozent, bei den Katholischen noch zwei Drittel. Außerdem betet die Hälfte aller Kirchenmitglieder selten oder nie.
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung ist Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, er betont: "Wenn Menschen sich aus den Organisationen entfernen, dann lässt auch die religiöse Bindung nach. Das heißt, es ist nicht so, dass Menschen Kirchen verlassen und anderswo religiöse Bindung suchen."[...]
Derzeit ist laut der Studie noch eine knappe Mehrheit der Deutschen christlich-konfessionell gebunden. Zähle man die Mitglieder aller christlichen Konfessionen, auch der Orthodoxen und Freikirchen, zusammen, machte deren Bevölkerungsanteil Ende 2022 52 Prozent aus. Nach derzeitigem Trend werde 2024 der Anteil der christlich-konfessionell Gebundenen auf unter 50 Prozent sinken. Die Konfessionslosen würden voraussichtlich Ende der 2020er Jahre die 50-Prozent-Marke überschreiten und damit auch die absolute Bevölkerungsmehrheit stellen, sagte Christopher Jacobi, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD.