Dass sie nicht mehr so homogen sind?
Und hier pauschalierst du auch. Es sind hauptsächlich linksliberale Großstädte die nicht mehr Homogen sind. In Japan ist selbst eine Großstadt wie Tokio noch sehr Homogen, was sich auch in dessen Sicherheit, Sauberkeit, niedrige Gewalt/Kriminalität und Zusammenhalt widerspiegelt.
Nee. Selbst in dem 200-Seelen-Dorf, in dem ich mehr als 20 Jahre verbrachte, habe ich einen Wandel festgestellt. Schon allein durch das Internet mit dem Mobilfunk ist beinahe jeder, sogar ü60, an mehr Wissen und Unwissen angeschlossen. Diese Informationsflut ist omnipräsent.
Und bezüglich der Homogenität ging es eigentlich vornehmlich um Deutschland. Ausgerechnet Japan ist tatsächlich
im Vergleich nicht
so heterogen. Dann ist im Vergleich zu Japan sehr wohl in Großstädten im ordentlichen Vergleich innerhalb Japans eine Heterogenität auszumachen, meines Wissens nach.
Oder ging es dir nur um Ethnie?
Nicht wirklich. Ich selber bin nur zu einem gewissen Maßen Religiös. Ich muss nicht selber Religiöse sein, damit ich religiöse Menschen verteidige und auch ihren Lebensstil mehr schätze, als den von beispielsweise geistlosen Menschen, die nur die eigene Befriedigung im Kopf haben (ob mit Sex, Drogen oder anderen Spaßmachern wie Konzerten, Parties, Sport oder was auch immer).
Okay. Sehe ich ähnlich.
Richtig erkannt, ich schätze nicht jede einzelne Religion auf dieser Welt und in ihren hintersten Winkeln. Wir reden hier doch hauptsächlich über die Weltreligionen. Aber ja, es ist eher so, dass ich Aspekte dieser Religionen schätze, als einfach nur die Religiosität.
Wenn du Religiosität als den Kern siehst, auf den es ankommt, dann wäre eine Sichtweise auf bloß die Weltreligionen sehr beschränkt. Dazu kommt, dass es von den Weltreligionen unzählige Abspaltungen existieren, die zwar einen Kern aus Quintessenzen teilen, aber sonst völlig unterschiedliche Auslegungen und Doktrinen verbreiten. Beispielsweise gibt es sogar unter Shia-Islam-Anhänger Sekten, die wieder eher zur generellen Philanthropie beitragen und eine etwas (so weit ich weiß!) liberale Ansicht vertreten, wie beispielsweise die Nizariten.
Religiosität ist pauschal auch alles andere als gut, da es Entwicklung und teils auch jegliche religiöse Expression verhindern, unterdrücken und teils sogar von früher auslöschen kann, wie es beispielsweise die Sekte propagiert, die die Taliban angehören. Sämtliche nicht-konforme Expression wird dort zerstört, die Urheber hart bestraft und eigene Ikonografie meines Wissens nach kaum entfaltet oder jedenfalls nicht mit Innovationen erweitert.
Mich stößt ebenfalls jede Unterdrückung von Ikonographie ab, welches man beispielsweise beim Islam häufig sieht, welche nicht nur nicht Mohammed nicht mit dem Gesicht abbilden wollen (und darauf harte Strafen verhängen, bis hin zum Tod), sondern sogar andere religiöse Figuren, welche weder Mohammed noch Gott sind. Sowas existierte beispielsweise auch gefühlt alle 70 Jahre im tief-christlichen Byzanz, wo oft ein radikaler Umschwung zwischen Erlauben von Ikonographie und Verbot und Zerstörung von Ikonographie stattfand, wobei regelmäßig Kunst und Kultur von unfassbaren Werten zerstört wurden.
Und das alles aus rein religiösen Gründen, welche mal zur Abwechslung nichts mit dem ausgelutschten Konzept des Jihad oder Kreuzzug zu tun haben. Religiosität ist nicht pauschal gut, es kommt gewaltig auf die Art an.
Obwohl an etwas zu glauben, immer besser ist, als an nichts zu glauben.
Das stimmt nicht. Leute fangen meistens von selbst an, an etwas zu glauben, je älter sie werden oder je näher sie am Tod stehen. Religion war die ganze Zeit eine Form von Erziehung, die besser als keine Erziehung war. Jetzt haben wir herzlich wenig Erziehung, da das Konzept der Erziehung außer außerhalb vom Staat und nicht
passgenau des gewissen Klientel verpönt und abgelehnt wird.
Leider falsch geraten. Auch hier, nur weil ich viele Christen gut leiden kann und ihnen mehr vertraue, als gottlose Kommunisten/Anarchisten zum Beispiel. Heißt es jedoch nicht, dass ich selber ein Christ sein muss.
Okay.
Ich würde eher behaupten, dies ist eine falsche Gedankensequenz von dir. Man muss doch nur den Islam und das Christentum vergleichen. Oder das liberalisierte und dadurch sterbende Christentum in Deutschland und das lebendige (sich der Liberalisierung abgewandte) Christentum in USA (oder Polen) vergleichen.
Der Islam ist deswegen noch attraktiv, weil er sich eben nicht angepasst hat und weil er dadurch nicht verwässert wirkt, wie das Christentum in Teilen des Westens. Wozu das Christentum und wozu diesen beitreten, wenn es keinen Charakter mehr hat, und wenn es sich nicht mehr deutlich genug von Atheisten oder nicht vorhandener Religiosität unterscheidet?
Dein folgendes Zitat gibt mir recht, und spricht wieder dafür:
Du missverstehst den Punkt, worauf ich hinaus will. Religion kam nicht vor der Sprache, daher kam sie auch nicht vor Erziehung. Es muss demnach auch vor Religion geklappt haben, eine Gemeinschaft erfolgreich aufbauen zu können. Eine Auseinandersetzung mit der Außenwelt und mit Mitmenschen muss auch ohne Religion geklappt haben, jedoch entstand Religion irgendwann aus guten Gründen.
Nach deiner Schlussfolgerung müsste Bismarck Satan höchstpersönlich gewesen sein, da er die Säkularisierung eingeläutet und durchgeboxt hat. Damals gab es aber noch x Vereine und Gemeinschaften fern von einer Kirche. Die gab es noch eine ganze Weile, wurden aber genau wie Religion immer weniger besucht, gefördert und wertgeschätzt, wobei sie einen ähnlichen oder beinahe identischen Effekt auf die Menschen haben. Sogar derselben Sprachgemeinschaft anzugehören, eigentlich auch etwas wie ein riesiger Verein, reicht aus, um erfolgreich nationale Willensbildung durchzusetzen. Dazu bedarf es Religion nicht.
Dass das alles mit Religion vereinbar und amplifizierbar ist, beweisen diverse japanische Glaubensrichtungen. Die Kultur Japans ist nach wie vor weitaus spiritueller als die europäische, da sie kompatibel
und nicht ablehnend ist. Glaubensschwund kann es dort auch geben, aber ich denke, dass wir sowieso vor einem generellen Kollaps stehen, weswegen es besondere Umstände sind.