Der Glaubens-Thread

Der Gedanke, religiöse Vorstellungen gingen auf einen "infantilen" Abwehrmechanismus zurück, also zB Verdrängung der eigenen Sterblichkeit oder auch Projektion der "Vaterfigur" auf Gott, kommen ja soweit ich weiß ursprünglich von Feuerbach und Freud - und Freud hat sowieso sämtliche Theorien psychoanalytisch zu erklären versucht, einfach weil er von seinen eigenen Theorien und sich selbst ziemlich viel gehalten hat :D

Ich denke, das Ganze ist ein zweischneidiges Schwert. Macht es das Leben automatisch einfacher, wenn ich davon ausgehe, dass ich mich am Ende meiner Tage für meine vergangenen Taten zu verantworten habe? Nicht umsonst sind viele Menschen z.B. Dawkins sehr dankbar, dass er sie zum Atheismus gebracht hat. Ihr Dasein scheint sich seitdem deutlich angenehmer und leichter zu handhaben.
 
Fakt ist nunmal das die Existenz unseres Sonnensystem im Gigantischen Universum zur nebensächlichkeit verblasst. Für das Universum ist unsere Existenz egal. Selbst wenn wir es Schaffen unsere Galaxie zu bewegen, ist die bei den Trillarden von Galaxien im Universum nur eine kleine unebdeutende nebensächlichkeit.
Die Erkenntnis von diesen Fakt kränkt nunmal auch unser Ego, niemand möchte unwichtig sein. Da ist ein Konzept welches einem sagt das man auch auf kosmischer Ebene von Bedeutung ist natürlich Willkommen.
Auch wenn ich finde das man dass nicht braucht, da trotzt unserer Galaktischen unwichtigkeit, wir für die Menschen die wir Lieben sehr Wichtig und relevant sind.

Wiedermal ein sehr interessantes Beispiel, wie fragwürdig "Fakten" und das sich daran zu klammern, sein können^^

Fakt ist, wir Menschen haben keine Flügel. Müssen wir uns wohl damit abfinden niemals irgendwo hinzufliegen...
Fakt ist, wir Menschen sind nicht groß genug gewachsen, ziemlich klein und "unbedeutend" im Verhältnis zu unserer Erde, wir werden niemals groß genug sein, das Dach des Empire State Building zu decken, wir sind auch zu klein um an den Mond ranzukommen...
Wie gesagt, deine Denkweise zumindest in diesem Fall, beruht auf eine ziemlich simple Sicht auf die Dinge. Deine Antwort hier auf meinen Kommentar, war eher ein sich weiter darauf zu versteifen.

Wir wissen doch gar nicht, wie sehr alles im unseren Universum zusammenhängt, wie kommst du darauf der Erde eine "unbedeutende Nebensächlichkeit" zu attestieren? Wie wichtig ist ein kleines Atom für alles auf der Welt/im Universum? Kleinste Änderungen haben großen Einfluss auf sehr große Vorgänge.
 
Wenn Jemand der einem Nahe steht stirbt oder man selbst dem Tode nahe ist, dann wird gerne ein Gott(welcher auch immer) angefleht oder beschuldigt, auch von so manchem Atheisten, die würden das natürlich nie zugeben.
Wenn sie es nie zugeben würden, woher willst das dann wissen? :coolface:

Ziemlich kuriose und leere aussage imho.
 
Die nicht existenz von Gott und einen Leben nach dem Tod, ist die Maximale Narzistische kränkung. Wenn man sagt das weder Gott noch ein Leben nach dem existiert, muss zugeben das die eigene existenz klein(im vergleich zum Universum), kurz und endlich ist. Das ist unangehnem, da niemand gerne über die eigene Endlichkeit nachdenkt. Du musst beim Atheismus einsehen das weder das Universum noch die Erde für die erschaffen wird und man nur ein Einziges Leben hat.
Auch wenn man diese Fakten auch Positiv besetzen kann


Daher würde ich sagen bei manchen, nicht allen, ist Glauben durchaus auch ein Abwehrmechanismus.
Interessant, dass ich gerade zu einem ähnlichen Thema ein Buch gelesen habe, welches (in Bezug auf den "Optimistischen Nihilismus") exakt in die andere Richtung geht - nämlich bodenlosem Pessimismus (die Ansicht, dass der Glauben allgemein nur eine Art Abwehrmechanismus gegen die harten Fakten ist, deckt sich allerdings mit den Ansichten im Buch). Allgemein dürfte dies eines meiner ersten philosophischen Bücher gewesen sein; etwas was ich zuvor noch nie gelesen habe (zumal das ganze auf Englisch, womit ich normalerweise weniger Probleme habe, in diesem Fall sehr anspruchsvoll und anstrengend war). Aktuell lese ich mich gerade durch mehrere Bücher (siehe die letzten paar Seiten des Bücher-Threads) die laut diversen Reviews als verstörend eingestuft werden (überwiegend, aber nicht ausschließlich Horror), bislang hat aber keines der moderneren Werke in Bezug auf echt verstörenden Inhalt De Sades "120 Tage von Sodom" toppen können. Und unter anderem war in der Liste der Empfehlungen auch "The Conspiracy against the Human Race" von Thomas Ligotti, eben jene philosophische Abhandlung, die sich mit verschiedenen Strömungen und Abstufungen des literarischen/philosophischen Pessimismus mit unter anderem auch Abstechern auf literarische Werke (unter anderem natürlich Horror insbesondere von Lovecraft) und natürlich Religion beschäftigt (unter anderem dem Mechanismus der Selbsttäuschung unter anderem der abrahamitischen Religionen und wie nahe letztlich Buddhismus dem Atheismus kommt).

Gerade dieses Buch wurde von Vielen als extrem verstörend angesehen, was ich aber persönlich so gar nicht nachvollziehen konnte. Vielleicht gerade weil hier Ansichten vertreten wurden, dich ich persönlich schon lange teile. Ich kann mich noch gut an komische Bemerkungen eines meiner Lehrer damals an der Berufsschule Mitte der 90er erinnern, als wir damals (keine Ahnung zu welchem exakten Thema) etwas schreiben sollten und ich sinngemäß etwas davon schrieb, dass es der Menschheit besser gehen würde, wenn der Mensch als eine unter vielen wenig intelligenten Affenarten weiter auf Bäumen herumturnen würde. Derartige Bestätigungen der eigenen Meinung wie bei diesem Buch sollte man ja eigentlich vermeiden, jedoch kannte ich den Inhalt des Buches zuvor eigentlich überhaupt nicht, dies war also keine bewusste Auswahl meinerseits. Und zwar ist die Quintessenz, dass eben das Bewusstsein der Menschheit diese letztlich eben gerade nicht zur "Krone der Schöpfung" macht, sondern eher ein Zeichen davon ist, dass eben die Natur alles andere als perfekt und der Mensch eher eine Anomalie dieser ist (also sehr ähnlich zu dem was ich in diesem Thread wohl bereits geschrieben hatte). Das das Bewusstsein also eher eine schwere Bürde ist, mit der sich andere Wesen, die eben gerade deshalb eher im Einklang mit der Natur sind, nicht herumplagen müssen. Aber hier mit äußerster Konsequenz im Kleinen (wenn man in diesem Zusammenhang davon sprechen kann), dass auch die Selbsttötung eben nichts verwerfliches ist, sondern eine logische Konsequenz, wenn man das eigene Bewusstsein als quasi echte Hölle betrachtet, wie auch im Großen (was ich als die Grundaussage des Buches ansehe) der Konsequenz des Antinatalismus (bzw. speziell Nihilistischer Antinatalismus) oder wie es im Buch beschrieben wird "voluntary self-extinction" als bevorzugte Zukunft der Menschheit, also das freiwillige und bewusste Anstreben des Aussterbens der Menschheit. Und dies ist noch nicht einmal die pessimistischste Theorie, da es wohl sogar Ansichten gibt, dass es selbst dann nur eine Frage der Zeit ist, bis sich wieder irgendwann erneut ein Bewusstsein entwickelt und damit das Leiden erneut von vorne beginnt.

Und so betrachte ich eben auch Religion eher als "Pflaster" oder Ablenkung, um sich eben nicht mit der Wirklichkeit zu befassen, dass der Mensch eben gerade nicht etwas Besonderes sondern letztlich unbedeutend ist. Dabei muss man natürlich nicht zwangsläufig zu oben genannten Ansichten kommen und auch ohne dass man sich irgendwelche Mythen um die "Erschaffung" des Menschen oder generell von übernatürlichen Wesen ausdenkt oder diesen nachhängt trotzdem weitermacht, also die im Video beschriebenen eher optimistischen Ansichten teilt ("being alive is all right" - was vom Autor aber ebenso abgelehnt wird).
 
Der Gedanke, religiöse Vorstellungen gingen auf einen "infantilen" Abwehrmechanismus zurück, also zB Verdrängung der eigenen Sterblichkeit oder auch Projektion der "Vaterfigur" auf Gott, kommen ja soweit ich weiß ursprünglich von Feuerbach und Freud - und Freud hat sowieso sämtliche Theorien psychoanalytisch zu erklären versucht, einfach weil er von seinen eigenen Theorien und sich selbst ziemlich viel gehalten hat :D

Selbst wenn es ein "cope" ist. Wir versuchen doch ständig uns psychologisch mit irgendwelchen Tricks auf Kurs zu halten.

Ich denke, das Ganze ist ein zweischneidiges Schwert. Macht es das Leben automatisch einfacher, wenn ich davon ausgehe, dass ich mich am Ende meiner Tage für meine vergangenen Taten zu verantworten habe?

Der Mensch kann zumindest so ziemlich alles ertragen, wenn er einen Sinn in dem Leid sieht und an den Sieg der Gerechtigkeit am Ende glaubt.
 
Wir wissen doch gar nicht, wie sehr alles im unseren Universum zusammenhängt, wie kommst du darauf der Erde eine "unbedeutende Nebensächlichkeit" zu attestieren? Wie wichtig ist ein kleines Atom für alles auf der Welt/im Universum? Kleinste Änderungen haben großen Einfluss auf sehr große Vorgänge.

So wichtig wie ein einzelnes Atom gegenüber anderen ist, so wichtig ist die Erde gegenüber anderen Planten und die Bewandtnis im Universum.
 
So wichtig wie ein einzelnes Atom gegenüber anderen ist, so wichtig ist die Erde gegenüber anderen Planten und die Bewandtnis im Universum.

Die Kettenreaktion eines angeblichen unwichtigen Atoms, könnte die gesamte Menschheit auslöschen. Die noch kleineren Protonen und Neutronen, die um den Atomkern fliegen, sind ausschlaggebend, ob etwas Wasser, ein Stück Kohle oder Gold ist (oder alle anderen Elemente und Bausteine des Lebens).

Wenn es unser Sonnensystem nicht mehr gäbe, würde keiner deswegen laut aufgrunzen. Somit sind wir unwichtig.

Woher weißt du das? Und zumindest alle Menschen der Erde würden laut "aufgrunzen". Dies ist allerdings sowieso eine komische Art, die Wichtigkeit von irgendwas zu bestimmen.

Ich sinngemäß etwas davon schrieb, dass es der Menschheit besser gehen würde, wenn der Mensch als eine unter vielen wenig intelligenten Affenarten weiter auf Bäumen herumturnen würde.

Jeden Tag ums überleben zu kämpfen, gegen den Hunger ebenso, dann würde es uns besser gehen...
Leute die von der komplexen Welt überfordert sind (diese Ironie), sehen sich gerne nach einem primitiven Leben zurück und romantisieren, dass im Dreck krauchen und harte Leben der Tiere, gerne. Verstehen tun sie auch nicht, dass man mit weniger Intelligenz, dann auch nicht das Bewusstsein hätte, irgendwas zu genießen (zumindest sehr selten). Der Willkür einer Intelligenteren Spezies ausgesetzt zu sein, ist sicherlich auch mit viel Leid verbunden.

Das so etwas, oft von bestimmten Leuten kommt, die sonst immer so tun, als würden sie die Intelligenz und Bildung angeblich gegen dumme Hinterwäldler/Glaubensfanatiker/Ungebildete Proleten verteidigen, wundert mich weniger als es sich anhört.
 
@Lorkhan Ausnahmsweise mal ein ganz guter Beitrag, leider am Ende dann doch wieder typisch. Du hättest ja auch mal fragen können wie er das meint, evtl lässt sich ja entspannt darüber diskutieren, geht es hier nicht darum? Statt dessen kommen da nur Anschuldigungen aus Schublade xy. Den ganzen letzten Absatz hättest du dir einfach sparen Müssen. Danke fürs Lesen, CW könnte so schön sein, etwas mehr aufeinander zu Gehen wir alle sollten ;)

Achja, die Protonen und Neutronen sind doch der Atomkern.
 
@Lorkhan Ausnahmsweise mal ein ganz guter Beitrag, leider am Ende dann doch wieder typisch. Du hättest ja auch mal fragen können wie er das meint, evtl lässt sich ja entspannt darüber diskutieren, geht es hier nicht darum? Statt dessen kommen da nur Anschuldigungen aus Schublade xy. Den ganzen letzten Absatz hättest du dir einfach sparen Müssen. Danke fürs Lesen, CW könnte so schön sein, etwas mehr aufeinander zu Gehen wir alle sollten ;)

Achja, die Protonen und Neutronen sind doch der Atomkern.

Richtig, der Atomkern besteht aus Neutronen und Protonen, einzeln sind diese aber kein Atomkern (Nukleon), diese sind einzeln ja sogar noch kleiner als das gesamte Atom. Würdest du nur ein einziges Neutron hinzufügen oder entfernen, dann kann sich schon das Element ändern.

Ansonsten, ja du recht bezüglich dass man entspannter miteinander diskutieren sollte. Ich habe extra mehrmals seinen Beitrag gelesen, damit ich nicht fragen muss, wie er das meint. Ich habe einfach einen Satz wie "ich war jung und naiv, heute sehe ich es differenzierter" nicht gefunden/vermisst. Wie gesagt, so etwas höre ich nicht das erstmal von jemanden mit seiner Mentalität, deswegen setzte wiederum bei mir eine gewisse Mentalität ein. Man darf auch nicht vergessen, dass ich ihm nur den Spiegel vorgehalten habe, wie er sich gegenüber Menschen verhält, die an Gott glauben und er versucht, über ihren Köpfen hinweg, ihnen simples Denken anzudichten und bei Anschuldigungen ihnen oder anderen Gruppen gegenüber, ist er auch nicht zurückhaltend.

Allerdings ist er im Gegensatz zu anderen, oft höfflich, deswegen kann man mir durchaus vorwerfen, dass ich ihm gegenüber selber etwas freundlicher sein sollte.
 
Die Kettenreaktion eines angeblichen unwichtigen Atoms, könnte die gesamte Menschheit auslöschen. Die noch kleineren Protonen und Neutronen, die um den Atomkern fliegen, sind ausschlaggebend, ob etwas Wasser, ein Stück Kohle oder Gold ist (oder alle anderen Elemente und Bausteine des Lebens).

Es sind die Elektronen, die um den Atomkern "fliegen".
Auf was ich aber hinaus wollte: Wenn alles genauso wichtig ist wie das andere, verliert sich die Relevanz des einzelnen. Um bei deiner Analogie der Atom zu bleiben. Wenn die Sonne mal zwei Wasserstoffatome nicht zu Helium fusioniert oder mal zwei mehr, spielt in der Varianz keine Rolle.
Nicht anders ist es bei unserer Sonne, bei ~200.000.000.000 * 200.000.000.000 Sternen und wahrscheinlich noch mehr Planten.
 
Es sind die Elektronen, die um den Atomkern "fliegen".
Auf was ich aber hinaus wollte: Wenn alles genauso wichtig ist wie das andere, verliert sich die Relevanz des einzelnen. Um bei deiner Analogie der Atom zu bleiben. Wenn die Sonne mal zwei Wasserstoffatome nicht zu Helium fusioniert oder mal zwei mehr, spielt in der Varianz keine Rolle.
Nicht anders ist es bei unserer Sonne, bei ~200.000.000.000 * 200.000.000.000 Sternen und wahrscheinlich noch mehr Planten.

Ja die Formulierung war irreführend. Ich meinte aber schon im ersten Kommentar Neutronen/Protonen und nicht Elektronen.

Was hältst du vom Butterfly Effect? Findest du den plausibel? Oder wie deterministisch ist das Universum (Albert Einstein hielt es für deterministisch). Ist es wirklich so, dass es keinen großen Unterschied macht, wenn die Sonne einfach mal zwei Wasserstoffatome nicht zu Helium fusioniert oder mal zwei mehr?

Für den kurzen Moment, scheint dies so, da wir unmittelbar keinen Unterschied erkennen würden. Aber wie großen Einfluss könnte diese kleine Verschiebung in Milliarden von Jahren für Auswirkungen haben (oder was haben solche kleinen Ereignisse vor Milliarden Jahren, heute für uns für Auswirkungen)? Ein millimeterkleiner Riss, kann eine sehr große Glasscheibe zerspringen lassen. Aus einer millimetergroßen Abweichung eines Asteroiden, kann nach einer gewissen Strecke, eine Kilometerweite Abweichung werden, die vielleicht über alles Leben auf der Erde entscheidet.
 
Ja die Formulierung war irreführend. Ich meinte aber schon im ersten Kommentar Neutronen/Protonen und nicht Elektronen.

Was hältst du vom Butterfly Effect? Findest du den plausibel? Oder wie deterministisch ist das Universum (Albert Einstein hielt es für deterministisch). Ist es wirklich so, dass es keinen großen Unterschied macht, wenn die Sonne einfach mal zwei Wasserstoffatome nicht zu Helium fusioniert oder mal zwei mehr?

Für den kurzen Moment, scheint dies so, da wir unmittelbar keinen Unterschied erkennen würden. Aber wie großen Einfluss könnte diese kleine Verschiebung in Milliarden von Jahren für Auswirkungen haben (oder was haben solche kleinen Ereignisse vor Milliarden Jahren, heute für uns für Auswirkungen)? Ein millimeterkleiner Riss, kann eine sehr große Glasscheibe zerspringen lassen. Aus einer millimetergroßen Abweichung eines Asteroiden, kann nach einer gewissen Strecke, eine Kilometerweite Abweichung werden, die vielleicht über alles Leben auf der Erde entscheidet.

Vom der Chaos-Theorie oder dem Schmetterlingseffekt halte ich einiges, kommt aber auf den Kontext an. Bei den genannten Beispielen zweifle ich an einem nennenswerten Einfluss auf das Universum und schon keinen, der bewertbar wäre.
Sieht in einen kleineren betrachteten Raum dann schon wieder anders aus. Da ist die Existenz des Jupiters für die Erde wohl wichtiger als die Erde für andere Planten.
 
Jeden Tag ums überleben zu kämpfen, gegen den Hunger ebenso, dann würde es uns besser gehen...
Leute die von der komplexen Welt überfordert sind (diese Ironie), sehen sich gerne nach einem primitiven Leben zurück und romantisieren, dass im Dreck krauchen und harte Leben der Tiere, gerne. Verstehen tun sie auch nicht, dass man mit weniger Intelligenz, dann auch nicht das Bewusstsein hätte, irgendwas zu genießen (zumindest sehr selten). Der Willkür einer Intelligenteren Spezies ausgesetzt zu sein, ist sicherlich auch mit viel Leid verbunden.

Das so etwas, oft von bestimmten Leuten kommt, die sonst immer so tun, als würden sie die Intelligenz und Bildung angeblich gegen dumme Hinterwäldler/Glaubensfanatiker/Ungebildete Proleten verteidigen, wundert mich weniger als es sich anhört.
Ich frage mich, wie man gleich so steil gehen kann, nur weil jemand seine bescheidene Meinung geäußert hat. Dabei habe ich gleichzeitig (diesmal) noch nicht einmal irgendwelche Vorwürfe gegen religiöse Strömungen vorgebracht, sondern lediglich meine damaligen Ansichten, die sich seither auch kaum verändert haben, geschildert :nix:.

Das ganze hat auch nichts mit "Romantisieren" zu tun. Klar gibt es auch Leiden in der Tierwelt, ohne dass man dort eine Bewusstsein wie bei uns vorfindet. Aber im Gegensatz dazu ist die Eigenschaft ein Bewusstsein sein eigen zu nennen, eben gerade selbst mit zusätzlichem Leid verbunden, woraus ja auch viel der menschlichen Irrationalität erwächst. Oder um nochmal auf das Buch zu verweisen, weil dort ebenso in diesem Zusammenhang mit der Last des Bewusstseins auf den Horror in der Literatur, den echten Horror und jenen der Einbildung von übernatürlichen Kräften (nicht ausschließlich in Bezug auf Religion) eingegangen wird - diese Gefühle des Unheimlichen, wo eigentlich keine echte Gefahr besteht oder der psychologische Horror des Alltags entsteht nun einmal aus diesem lästigen Bewusstsein, dass andere Tierarten neben dem Menschen eben gerade nicht besitzen, und welches daher durchaus entbehrlich ist. Interessant war auch die Theorie, dass gewisse Menschen dies durchaus überwinden konnten, so z. B. nach Unfällen und Hirnverletzungen etc. als bei diesen quasi das Ego erlosch ("Ego-Death") sie aber ansonsten von ihren Fähigkeiten weiter ganz normal funktionieren, was diese sogar als höchst befreiend wahrgenommen haben. Ich persönlich weiß nicht, ob man wirklich so weit gehen muss, aber der Autor scheint genau diese Befreiung als ein Zustand zu betrachten der am ehesten dem im Buddhismus beschriebenen Erreichen des "Nirvana" entspricht. Dies konnte ich allerdings nicht ganz nachvollziehen, weil mir schlicht jegliches spirituelles Gefühl abgeht. Interessant ist aber auch, dass es wohl auch das Gegenteil gibt, man also auch bewusst auf das Hirn einwirken kann, um entweder durch das Einwirken auf die Gehirnchemie mittels Drogen oder gar mit einem starken Magnetfeld, derlei spirituelle Empfindungen von vermeintlichen übernatürlichen Wesen wie Engeln oder gar der Gegenwart Gottes zu erzeugen. Was zumindest für mich den Ursprung dieser irrationalen Wahrnehmungen (die manche durchaus als real empfinden) als lediglich eine temporäre Störung des Nervensystems erklären könnte (und damit durchaus heilbar ist).

Ansonsten, ja du recht bezüglich dass man entspannter miteinander diskutieren sollte. Ich habe extra mehrmals seinen Beitrag gelesen, damit ich nicht fragen muss, wie er das meint. Ich habe einfach einen Satz wie "ich war jung und naiv, heute sehe ich es differenzierter" nicht gefunden/vermisst.
Dies hatte für mich mit der Naivität der Jugend nichts zu tun, da ich wie schon gesagt immer noch so denke (und bereits vorher meine Ansichten in diese Richtung tendierten). Aber klar gibt es Dinge von damals, die man hätte anders machen können, die vielleicht in der Tat dem Alter geschuldet waren, z. B. dass ich selbst zu diesem Zeitpunkt, als ich bereits so eine Einstellung hatte, trotzdem noch, weil es von Seiten der näheren Familie so erwartet wurde, weiter die kath. Kirche besuchte und sogar noch viel länger Messdiener war. Und dies trotz dass ich dies lediglich als nötige (und höchst lästige) Pflicht wahrnahm. Selbst während ich daran teilnahm, waren dies für mich nur leere, bedeutungslose und teils höchst lächerliche Riten. Übrigens analog zu den ebenso albernen leeren Riten wie Fahnenappellen und bedeutungsschwangeren Reden in der Schule während der DDR-Zeit (wo zusätzlich übrigens ebenso das falsche Selbstbild als "wir sind die Guten" mit der gelebten Wirklichkeit kollidierte). Ich hatte das zweifelhafte "Vergnügen" parallel beides wahrnehmen zu "dürfen" (mit gewissen kleinen Vorteilen von beiden Seiten, z.B. in einem Jahr im Sommer an sog. kath. "Ministrantenferien" teilzunehmen und zu verreisen und im nächsten Jahr das gleiche im (diesmal sozialistischen) "Pionierlager" oder gar beim letzten Pioniertreffen in Karl-Marx-Stadt). Und dies ist auch keine der üblichen Geschichten, in der irgendjemand erzählt, dass er nach irgendeinem Ereignis enttäuscht und ernüchtert von der Kirche war oder gar aus irgend einem Anlass so etwas wie Wut gegen Gott gehegt hätte. Das ganze religiöse Gehabe war mir schlicht und ergreifend egal, es war unglaublich langweilig und für mich völlig sinn- und bedeutungslos, selbst während ich selbst daran teilnahm (bzw. teilnehmen musste). Und während man als minderjähriger Messdiener da so mitten in der "feierlichen" Osternacht herumkniet, mit dem Schlaf kämpft und so tut als würde man wie die anderen beten, denkt man noch nicht einmal über die Quatsch den die Leute da inszenieren wirklich nach (da es ohnehin jede Woche das gleiche ist), sondern eher, wie man sich freut, dass man nach dem ganzen Kokolores den die Leute hier veranstalten, wieder an seinen C64 oder später Amiga zurückkann, um zu spielen oder ein bisschen zu programmieren. Teils hatte ich meine besten Ideen, wenn ich, statt mich auf den Quatsch den der Pfaffe vorne erzählte zu konzentrieren, lieber gedanklich mit irgendwelchen Probleme bei meinen amateurhaften Programmierversuchen beschäftigte.
 
Ich frage mich, wie man gleich so steil gehen kann (...)
Sprach's und reduziert ein paar Sätze später jegliches spirituelles Empfinden auf eine "temporäre Störung des Nervensystems" (das evtl. einer Heilung bedürfe) - was wissenschaftsphilosophisch übrigens schon komplett absurd ist (und deine verlinkte Studie anscheinend nicht mal sauber repliziert wurde - wobei ich nicht mal abstreite, dass es diese künstlich erzeugten Effekte geben kann, bloß sagen solche Studien inhaltlich insgesamt viel zu wenig aus).
Zum Rest: Mein Lieber, dir wurde ja ordentlich was angetan. Warst du Messdiener und wurdest sogar genötigt an den Ministrantenferien teilzunehmen ;)
Mir scheint, du hast das gesamte Thema Spiritualität schon in recht jungen Jahren abgehakt, was ziemlich schade ist. Das meine ich nicht arrogant, sondern dir wurde da wohl unter Umständen etwas verbaut, was eine gewisse Reichhaltigkeit hat, die du seither nicht mehr zu entdecken bereit bist.
Ich würde mir an deiner Stelle allen Erfahrungen zum Trotz ja dennoch eine gewisse Offenheit bewahren. Und gleichzeitig Frage an dich: Muss man automatisch ins Gegenteil abdriften? Du scheinst ja einem Kult anzugehören, der sich nicht nur als atheistisch veranlagt versteht, sondern sich gleichzeitig ganz bewusst von allen positiven Maximen, die Religion und Spiritualität durchaus zu bieten haben (objektiv), abwendet. Das kann man ja ab einem gewissen Alter nicht mehr so wirklich mit "Naja, ist nichts für mich" vernünftig erklären. Gab es nie einen Funken, der dich doch nochmal zum Nachdenken angeregt hat?
 
Zuletzt bearbeitet:
Sprach's und reduziert ein paar Sätze später jegliches spirituelles Empfinden auf eine "temporäre Störung des Nervensystems" (das evtl. einer Heilung bedürfe) - was wissenschaftsphilosophisch übrigens schon komplett absurd ist (und deine verlinkte Studie anscheinend nicht mal sauber repliziert wurde - wobei ich nicht mal abstreite, dass es diese künstlich erzeugten Effekte geben kann, bloß sagen solche Studien inhaltlich insgesamt viel zu wenig aus).
Zum Rest: Mein Lieber, dir wurde ja ordentlich was angetan. Warst du Messdiener und wurdest sogar genötigt an den Ministrantenferien teilzunehmen ;)
Mir scheint, du hast das gesamte Thema Spiritualität schon in recht jungen Jahren abgehakt, was ziemlich schade ist. Das meine ich nicht arrogant, sondern dir wurde da wohl unter Umständen etwas verbaut, was eine gewisse Reichhaltigkeit hat, die du seither nicht mehr zu entdecken bereit bist.
Ich würde mir an deiner Stelle allen Erfahrungen zum Trotz ja dennoch eine gewisse Offenheit bewahren. Und gleichzeitig Frage an dich: Muss man automatisch ins Gegenteil abdriften? Du scheinst ja einem Kult anzugehören, der sich nicht nur als atheistisch veranlagt versteht, sondern sich gleichzeitig ganz bewusst von allen positiven Maximen, die Religion und Spiritualität durchaus zu bieten haben (objektiv), abwendet. Das kann man ja ab einem gewissen Alter nicht mehr so wirklich mit "Naja, ist nichts für mich" vernünftig erklären. Gab es nie einen Funken, der dich doch nochmal zum Nachdenken angeregt hat?
Genau dass ich vielleicht diese beiden Seiten des ganzen teils pseudo-religiösen lächerlichen DDR-Brimboriums und des in der Tat für mich ebenso als letztlich ähnlichen Gehabes in der Kirche gleichzeitig mitgemacht habe, hat mich zum Denken angeregt, dass vielleicht beides gleich sinnlos sein könnte. Da man offenbar nur mit dieser Meinung in Bezug auf vermeintlich etablierte Religionen hier so Einigen auf die Schlips tritt, lass es mich anders formulieren bzw. mit anderen Beispielen ohne explizit auf die Christliche Mythologie einzugehen.

Glaubt z.B. der Nordkoreaner, von dem quasi erwartet wird so zu handeln, wirklich an einen höheren Sinn darin, sich in aller Öffentlichkeit lautstark Tränen rauszudrücken, wenn wieder mal einer der dortigen Machthaber den Löffel abgibt? Oder denkt er "was zum Teufel mache ich hier eigentlich"? Das gleiche bei den Fahnenappellen oder was es dort sonst noch so alles gab in der DDR oder gar noch schlimmer und absurder z. b. die "Blutfahne" der Nazis, mit welcher per Berührung rituell andere Fahnen quasi zeremoniell "geweiht" wurden. Haben die Leute die dies ausführten und daran teilnahmen tatsächlich gedacht, dies sei etwas vermeintlich Bedeutendes, etwas spirituell Erhebendes oder nicht vielleicht eher "welcher Trottel hat sich diesen Mist eigentlich ausgedacht"? Das ganze hat eher etwas von Gruppenzwang. Oder aktuell leider immer noch relevant, glaubt die Person mit einem E-Meter in der Hand wirklich daran, dass das Beantworten von teils intimen Fragen des scientologischen Gegenübers ihn tatsächlich in irgend einer Art weiterbringt? Und glaubt auch die Person die dieses absurde Ritual durchführt und die letztlich völlig zufälligen Messwerte aufschreibt wirklich daran, dass dies irgend einen spirituellen Wert hat, abseits der Erfassung persönlicher Geheimnisse zum späteren Zweck der Erpressung, wenn das Gegenüber seine Meinung ändert? Zumal deren verquere scientologische sci-fi "Theologie" in Sachen Absurdität nun wirklich alles was davor war übertrifft. Und hier kann man sich schon einmal überlegen, ob vielleicht die gemeinhin als etabliert angesehenen Glaubensansichten, vielleicht in ferner Vergangenheit ganz ähnlich entstanden sind.

Deshalb kann ich unter anderem auch nicht wirklich z. B. den Schriften von Anton Szandor LaVey zustimmen. Zum Beispiel ist die erste Hälfte von dessen "Satanischer Bibel" durchaus pointiert, amüsant und erhellend, aber spätestens wenn es um irgendwelche Rituale geht, hat er mich verloren, da ich darin absolut keinen Nutzen sehe. Wenn ich an so etwas selbst teilnehmen würde, würde ich mir ganz schön bescheuert vorkommen, zumal ich den Sinn darin erst recht nicht sehen kann, da ich weiß, dass er selbst nicht an die Bibelmythen glaubte bzw. die Ausrichtung der CoS eigentlich auch eher atheistisch war und ist. Noch lächerlicher sind da nur die quasi altmodischen "gläubigen" Satanisten, die tatsächlich die christlichen Mythen so ernst nehmen, dass sie deren Riten schlicht umkehren und dies allen ernstes als Erhebend ansehen. Den einzigen Sinn den ich darin sehen könnte, ist der gemeinschaftliche Spaß sich darüber lustig zu machen, wie ich z. B. in den späten 90ern bei der expliziten (und später nach behördlichen Beschwerden entschärften) Live-Show der holländischen weiblichen Band Rockbitch gesehen hatte (so wurde z. B. an Konzertbesucher in der ersten Reihe zu Beginn des Konzertes von der mit einem Tierkopf maskierten Sängern Hostien verteilt - und dies war der softeste Teil der Show).

Abseits vom (pseudo-) religiösen - selbst diesem ganze psychologischen Selbsthilfekram kann ich nichts abgewinnen. Also dem üblichen Vorgehen einfach positive Gedanken zu erzwingen oder sich vorzustellen erfolgreich zu sein als Grundlage, dass dieses eintritt. Das klingt für mich eher wie Nepp, gerade in Bezug auf die vielen halbseidenen, fast kultartigen Motivationstrainer. Als ich so etwas ähnliches live sehen musste in Bezug auf eine versuchte berufliche Umorientierung in Bezug noch dazu auf auf das deutsche Versicherungs(un)wesen lief es mir richtiggehend kalt den Rücken runter, wie manipulativ dieser Mist war, dass hatte eher etwas von einem sektenartig ausgerichteten Schneeballsystem. Irgendwann vor langer Zeit hatte ich mal aus welchem Grund auch immer (vielleicht weil es jemand empfohlen hatte?) ein Buch in diese Richtung gelesen. Das war so etwas in Richtung Selbsthypnose und ähnliche Dinge. Dies war so ziemlich der dümmste und hanebüchenste Mist, den ich je gelesen hatte und ich habe mich ernsthaft gefragt: Wie kommt jemand auf solchen Quatsch?
 
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Mein Opa deutete immer mit seiner Hand auf die rechte Innentasche seiner weste, wenn er nach seinem Glauben gefragt wurde. Dort hatte er seine Geldbörse und an die glaubte er.
 
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