Mittlerweile sehe ich diese Schulschließung auch relativ kritisch. Wir haben drei kinder, 11, 8 und 4. Beide berufstätig. Wir haben das Glück, dass wir Homeoffice machen können. Jedoch wenn ich mich im Bekanntenkreis umhöre, der nicht klein ist, dann trifft das auf die wenigsten Leute zu. Die Familien planen nun abwechselnd an den Wochentagen mehrere Kinder bis Nachmittag zu betreuen plus Unterstützung durch die Großeltern. Gerade im ländlichen Gebiet wird das Gang und Gäbe sein.
Solche Dinge muss man bei so einschneidenden Maßnahmen einfach bedenken, bevor man sie trifft. Die Behörden machen sich genau deshalb derzeit zum Affen, weil sie offen zeigen, dass sie absolut keine Ahnung haben, wie die Leute in ihrem Land leben und welche Probleme ihnen diese Maßnahmen nun bereiten. Und es ist nun wahrlich nicht so, dass die Konsequenzen überraschend kamen. Das war für jeden klar denkenden Menschen, dass es so kommt. Gerade der Teil mit den Großeltern dürfte damit die Gefährdung durch das Virus eher erhöhen als reduzieren.
... ganz zu schweigen davon, dass die positiven Auswirkungen einer Schulschließung bei einem Virus wie Corona sogar noch umstritten ist.
Nun haben sich die öffentlichen Verkehrsmittel in Hannover an den Umstand angepasst, dass die Bahn und Zugführer auch schulbedingt Zuhause gebraucht werden. Somit wird der Fahrplan angepasst, d.h. es fahren deutlich weniger Bahnen und Busse. In der Folge werden diese dann natürlich von mehr Fahrgästen genutzt und Leute sitzen dicht an dicht.
Das wird diverse Berufsgruppen treffen. Wenn der Mann mehr verdient als dir Frau, bleibt die Frau zuhause, wenn die Frau mehr verdient als der Mann, bleibt dieser zuhause. Öffentlicher Verkehr ist ein Faktor, ein anderer werden die Pflegeberufe sein. Es sei denn alle Pflegerinnen und Pfleger sind mit einer Person zusammen, die weniger verdient als sie/er.
Ich gehöre weder zur Risikogruppe noch habe ich jegliche Angst vor einer Ansteckung, aber die Schulschließungen halte ich für äußerst bedenklich. Man kann ein Kind von sechs Jahren nicht alleine Zuhause lassen.
Und der Vergleich mit den Ferienzeiten zieht einfach nicht. 99% aller verheirateten Paare teilen sich die Urlaube so ein, dass die Ferienzeiten abgedeckt sind inklusive Schließzeiten von KiTas, Krippe und Hort. Jeder einzelne Tag mehr, der abgedeckt werden muss ist ein großes Problem.
Das ist einer der Faktoren, warum es in Ferienzeiten einfacher ist: Planung, externe Kinderbetreuung ist möglich. Dazu kommt noch, dass die Arbeitgeber die Familien jeweils bevorzugen bei der Ferienplanung. Das heißt: wenn zu viele Leute gleichzeitig Ferien haben wollen, wird es am ehesten bei den Familien akzeptiert und die anderen Ferienanträge werden abgelehnt. Und wir haben in den Ferien kein Problem, dass die Kinderbetreuung aus Corona-Angst nicht auftaucht. Auch das ist aktuell nun mal Tatsache.
Wie ich schon mal sagte, es gibt für dieses Problem keine einheitliche und zufriedenstellende Lösung. KInder weiter in die Schule? Nicht okay. Alle Kinder zu Hause, so dass Eltern zuhause bleiben müssen? Auch nicht okay.
Natürlich gab es eine Lösung. Man kann auch in der Schule 2m Abstand halten zu den Mitschülerinnen und Mitschülern - gerade wenn in Zeiten wie Corona sowieso nicht alle Schülerinnen und Mitschüler zur Schule kommen. Ansonsten kann man das auch so organisieren, dass es irgendwie klappt.
Und ja, auf dem Spielplatz würde sich dadurch nichts ändern - daran ändert aber auch die Schulschließung nichts, denn die Kinder sitzen nun ja nicht einfach 4 Wochen zuhause. Die sind nun halt irgendwo, stecken sich an, verbreiten das Virus weiter. Konsequenz? Vorher konnte man die Infektionskette zurückverfolgen. Auch das funktioniert nun nicht mehr.
Es hätte unzählige einfache Lösungen gegeben.
1. Schulen offen lassen, Unterricht weiterführen aber Präsenzpflicht reduzieren. Dann wären die Schulen weniger überfüllt, aber es wäre nicht eine stupide Situation wie jetzt in der Schweiz, in der die Kinder zwar in die Schule gehen können, dort auch betreut werden, aber kein Unterricht stattfinden darf.
2. Kreative Lösungen wie: die Klassen beginnen und beenden den Unterricht zeitversetzt, sodass immer nur eine, maximal zwei Klassen zeitgleich Pause haben. Auch das ließe sich umsetzen und wäre nur mit minimalen Einschnitten in das tägliche Leben der Eltern verbunden. Und damit wäre zumindest der Kontakt zwischen
zu vielen Schülerinnen und Schülern verhindert. Denn das Risiko der Verbreitung dürfte ja vor allem in den Pausen groß sein.
Da können doch die Schulen nix für, wenn die Stadt beschließt den Fahrplan zu ändern bzw. beschwer dich bei der Bahn/Busgesellschaft.
Die Schulen? Nein, die sind an der Situation völlig unschuldig. Die Schulen haben auch nicht die Schulschließung veranlasst. Die Behörden tragen die Schuld, dass die Schulen geschlossen wurden und als Konsequenz der Schulschließung zu wenige Busfahrer vorhanden sind.