Unter den Industrieländern in Europa gebe es kein anderes Land mit einer so großen Impflücke wie Deutschland, sagte der Virologe Christian Drosten im Dlf. Das sei ein zunehmend gesellschaftliches Problem und werde einen extremen wirtschaftlichen Nachteil gegenüber anderen Ländern bringen. Werde...
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Wer Omikron erstmals bekommt, ist nicht geschützt gegen Vorgängervarianten
May: Sie haben das jetzt gerade noch mal angesprochen, dass wir viele Ungeimpfte haben. Das ist ja aber nun eine Tatsache, mit der wir wahrscheinlich leben werden müssen, dass es einfach eine Prozentzahl gibt, die sich allen Aufforderungen und allen auch guten Argumenten zum Trotz einfach, ja, nicht impfen lassen möchte. Ab welche Punkt kann uns das dann egal sein, dass wir sagen, okay, jetzt ist die Grundimmunisierung so weit fortgeschritten, dass wir sagen können, okay, wir können jetzt gefahrlos, zumindest für uns als Gesellschaft gefahrlos, wirklich zum normalen Leben in diese endemische Situation wieder übertreten?
Drosten: Ich bin nicht sehr optimistisch, dass das Omikron-Virus das einfach kurz mal eben erledigt, und zwar deswegen, weil dieses Omikron-Virus wahrscheinlich einen separaten neuen Zerotypen darstellt. Das heißt, wir können uns nicht ohne Weiteres drauf verlassen, dass diejenigen, die jetzt noch nicht geimpft sind und dann Omikron erstmals kriegen - und das ist der erste Viruskontakt -, dass die damit auch geschützt sind gegen Delta und alle Vorgängerviren, die co-zirkulieren werden. Die werden nicht komplett verschwinden.
Schutz durch Update-Vakzin im 2. Quartal gegen die neue Virus-Mutation
May: Ach, wenn ich da ganz kurz einhaken kann: Das heißt jetzt, wenn wir uns jetzt oder die Geimpften sich boostern lassen im Frühling eventuell, wenn es dann das angepasste Vakzin gibt, dann haben wir im Prinzip zwei Immunitäten, einmal durch die erste Impfkampagne gegen Delta und dann durch die zweite Impfkampagne gegen Omikron?
Drosten: Ja, das muss man zunehmend so sehen.
Also wir haben diese Differenzierung schon ganz eindeutig in den Labordaten gezeigt. Und es ist eben auch so, dass die Differenzierung von Omikron weg von dem anderen Virus gerade noch weitergeht. In den USA sieht man das im Moment relativ deutlich, da gibt es eine bestimmte Mutation, die gerade aufkommt, die eben das Virus noch mal ein bisschen weiter weg bringt von den bisher zirkulierenden Viren. Also das heißt, ich gehe davon aus, da formt sich ein zweiter Zerotyp, wie wir das nennen. Das kennen wir bei vielen, vielen anderen Viren auch, das ist etwas ganz Normales.
Und wir werden eben jetzt mit dieser Update-Vakzin ab dem zweiten Quartal … Die werden wir alle nehmen müssen, und dann sind wir eben ganz breit geschützt gegen diese beiden Serotypen. Aber das gilt leider eben nicht für die Leute, die sich bisher nicht impfen lassen haben. Und es ist einfach ein Sonderzustand in Deutschland. Es gibt unter den großen Industrieländern in Europa kein anderes, das so eine große Impflücke hat, und das ist ein zunehmendes gesellschaftliches Problem, und das wird in Konsequenz auch verhindern, dass wir in Deutschland in die endemische Phase eintreten können, und das wird uns in einen extremen gesellschaftlichen, auch wirtschaftlichen Nachteil bringen gegenüber anderen Ländern, wenn wir das nicht hinbekommen. Und das holt uns auch zum nächsten Winter wieder ein. Also das ist jetzt nicht so, dass man sagen kann, das moderieren wir jetzt bis Ostern durch, dann wird es wärmer und dann ist ja der Sommer entspannt, und danach haben sich alle schon irgendwie unbemerkt schleichend infiziert und dann wird alles gut - das wird nicht so sein. Also wir werden, wenn wir diese Impflücke nicht geschlossen kriegen, auch zum nächsten Winter hin wieder ein ähnliches Problem haben. Und es ist deswegen einfach zu überlegen: Also klar, die Politik redet gerade über Impfpflicht und das mag ein Weg sein, es gibt vielleicht andere Wege, wie man motivieren kann. Was mir auffällt, ist weiterhin Unkenntnis, Halbwissen, und das in großem Selbstbewusstsein vorgetragen – das ist doch eigentlich das, was die meisten Leute im Moment davon abhält, sich impfen zu lassen. Es ist ja nicht eine so breite, ich nenne es mal jetzt, Radikalisierung. Also diese Personen wird man nicht mehr erreichen, aber es sind vielleicht dann doch nicht so viele.
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Die Geimpften werden sich komplett frei bewegen können
May: Nach allem, was Sie jetzt erzählen: Das klingt so, als sollten wir uns eher drauf einstellen, dass wir auch im nächsten Jahr noch relativ weit entfernt sein werden von so etwas wie „normal“?
Drosten: Also ich gehe davon aus, dass wir bei den Leuten, die impfbereit und impfwillig sind, eigentlich einen ganz normalen Zustand haben werden. Also die werden sich in Deutschland bis dahin komplett frei bewegen können, die Pandemie wird für diese Menschen vorbei sein. Allerdings werden diese Menschen, falls wir es nicht schaffen, unsere Impflücke zu schließen, wahrscheinlich weiter Rücksicht nehmen müssen auf diejenigen, die es einfach nicht verstehen, dass sie zur Impfung gehen müssen und dass sie auch ihren Teil, ihren Beitrag leisten müssen. Und deswegen werden wir dann wahrscheinlich weiterhin gewisse Kontaktmaßnahmen brauchen, also Maske tragen in Räumen beispielsweise im nächsten Winter. Das würde mich nicht wundern, wenn wir das noch machen müssen. Ich glaube aber nicht, dass wir in großer Breite dann noch diese Belastung auf die Krankenhäuser haben werden.
Ohne Impfung und Update wird es nicht gehen
May: Gut. Letzte Frage: Der Jahreswechsel naht. Ich frage Sie das natürlich auch: Welche Wünsche haben Sie für 2022? Nach allem, was Sie jetzt gesagt haben, würde ich fast vorwegnehmen, dass sich mehr Menschen impfen lassen?
Drosten: Ja, das ist der Schlüssel. Also man soll das nicht so kommunizieren, dass das das Allheilmittel ist, also man braucht noch allgemein Maßnahmen zusätzlich. Aber ohne die Impfung und auch ohne die kommende Update-Impfung wird es nicht gehen. Also dieses Virus ist einfach zu verbreitungsfähig. Und deswegen ist das natürlich für Deutschland der Wunsch, den ich habe. Weltweit wünsche ich mir, dass, sagen wir mal, die milde Krankheitsrepräsentation, die wir bis jetzt in Afrika sehen, so bleibt, denn ich mache mir wenig Illusionen ehrlich gesagt, dass man im Laufe des nächsten Jahres den afrikanischen Kontinent mit ausreichend Impfstoffen versorgen kann. Das wird einfach logistisch aus bestimmten zwangsläufigen Hinderungsgründen nicht möglich sein. Und wir können nur hoffen, dass es so bleibt, wie es bis jetzt gesehen wird in Afrika.
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Mal schaun ob sich das so bewahrheitet. Klingt jedenfalls nicht so toll für die ungeimpften, wobei es schon erstaunlich wäre wenn Omikron Infektion gar keinen Schutz gegen ne schwere Deltainfektion bietet... (nicht dass eine Infektion der Impfung vorzuziehen wäre, das ist sie nie) immerhin erkennen es die T-Zellen andersrum ja auch irgendwie (vorherige Infektionen bieten wohl etwas Schutz gegen schwere Omikron Infektionen).
Ich lasse mir noch ne angepasste Auffrischung geben wenn nötig und dann kümmere ich mich nicht mehr um das Virus.