Ich find es schön wie es wieder geschafft wurde von Corona -sorgen und zahlen / Verbreitung zu Anti-China zu kommen.
Ich habe hier in China noch kein einziges Mal davon gehört dass jemand sagt es sei aus dem Ausland gekommen.
Wenn ich dann
@Duncan s schönen Post mit dem Punktesystem sehe, kann ich mir auch nur an den Kopf fassen. Besonders weil (wenn man ehrlich ist) was auf der Grafik die er gepostet hat zu sehen ist... Ist genau wie unsere Gesellschaft funktioniert. (Deutschland)
Aber gut. Ihr könnt gerne die Anti-China Propaganda verbreiten. Dann bleib ich lieber wieder aus dem Thread raus
Ich bin China-Wissenschaftler und einer meiner großen Schwerpunkte ist Geschichtspolitik und Erinnerungskultur. Es ist leider schon so, dass der Nationalismus in China seit den 1990er Jahren sehr geschürt wird. Einem Narrativ, dass der Westen und Japan im Jahrhundert der Schande (1840er-1949) China ausgebeutet hat (was stimmt) wird hinzugefügt, dass so eine Zeit nie wieder passieren darf und werde - dank der Führung der Kommunistischen Partei natürlich, die vor den schädlichen Einflüssen der westlichen Werte immer wieder warnt und sie einhegen werde. Das hat unter Xi nochmal sehr zugenommen. Das kann man an vielen Stellen belegen, z.B. in der Medienberichterstattung, dem Geschichtsunterricht oder auch, wenn man chinesische Reaktionen auf außenpolitische Konflikte studiert. Das hat oftmals fatale Konsequenzen, weil man damit gerne auch mal überzieht.
Ich habe keine Diskursanalyse der chinesischen Propaganda zu Corona gemacht, aber mir fällt schon auf, dass jetzt betont wird, wie gut China das Ganze in den Griff bekommen hat, während sich über den Westen doch zunehmend auch ein Sarkasmus einschleicht. Das ist definitiv von den oben genannten Prozessen subtil beeinflusst. Nicht umsonst zeigte sich Xi auch gerade jetzt in Wuhan, nachdem er das vorher nicht getan hatte.
Zu dem Narrativ selbst kann ich allerdings auch nicht viel mehr sagen, weil ich zwar immer chinesische Zeitungen lese, grade aber vor allem eher chinesische Transkripts für meine Diss auswerten muss^^ Ich würde für möglich halten, dass sollten sich die Zahlen im Westen weiter so entwickeln, die chinesische Propaganda das genau so für sich nutzt, vielleicht auch mehr als bislang. Bisher macht sie das aber nicht in einem groß angelegten Stil, wie man es z.B. kennt, wenn Japan mal wieder in Konflikt mit China wegen den Diaoyu/Senkaku-Inseln kommt oder so. Dann sind wirklich alle Zeitungen, alle Sprachrohre medial mit genau dieser einen Message gespickt. Das ist jetzt keineswegs so. Und ja, die chinesische Regierung versucht "unliebsame Berichterstattung" im Ausland oder ihrer Auffassung nach "unkorrekte Forschung" zu China immer wieder zu beeinflussen - wirklich schändlich ist dann, wenn z.B. ein großer Wissenschaftsverlag Publikationen löscht u.ä. Das hat bei uns vor einiger Zeit einen großen Aufschrei verursacht, da viele Forscher ihre eigenen Werte nicht zurückstellen wollen aus Wirtschaftsinteressen von Verlagshäsuern. Manche Konzerne agieren da schon oft extrem viel mehr angepasst, wenn sie die "Gefühle" der chinesischen Nation mal wieder verletzt haben (man denke an den Daimler-Spruch vom Dalai Lama, den sie mal gepostet haben). Da rudern sie schnellstens zurück, halt aus Sorge, dass ihre Verkäufe einbrechen würden. Trotzdem: Was du sagst, ist richtig, es gibt Stand jetzt keine groß angelegte Propaganda-Welle gegen den Westen wegen des Corona-Virus in China. Heute gibt es sogar eine Headline der China Daily, die zu
mehr internationaler Kooperation aufruft. Mal sehen, was da noch kommt.
Den Zahlen aus China kann man grundsätzlich nur bedingt vertrauen, das ist wissenschaftlicher Konsens. Dass sie aber offensichtlich eine gewisse Kontrolle über die Situation wiedererlangt haben, kann man wohl, so weit man das überblicken kann, definitiv sagen. Ein gutes Korrektiv für öffentliche Meinung in China stellt immer dar, wenn man neben den Staatsmedien eben noch die Social Media auswertet (zumindest wenn es nicht zensiert wurde^^). Das mache ich mit meinen Studierenden immer wieder, um einen möglichst 'breiten' Diskurs zu einem Thema abzubilden. Das geht qualitativ, quantitativ oder mit einer Mischung aus beidem. Aber dafür muss man eben die Sprache dann auch sehr gut können neben einem guten Verständnis des Mediensystems.
Mir ist eigentlich egal, wer was wie macht, ich möchte keine Systemfrage stellen wegen einer globalen Pandemie. Arbeitet zusammen, lernt voneinander und kriegt das Ding in den Griff.