Mitch50k
L18: Pre Master
Notwehr ist ja auch nicht Mord.Das stimmt so nicht. Notwehr ist Teil der Deontologie. Ich verteidige durch den Stich mein Lebensrecht (Tathandlung). Es ist die ethische Pflicht (Ethik =/ Recht) sein Lebensrecht gegen Dritte zu verteidigen (Tathandlung). Ich darf nur nicht ohne Notwehrgründen jemanden verletzen, weil erst mit der Notwehr die Pflicht entsteht den Angreifer kampfunfähig zu machen.
Konsequentialistisch wäre hingegen zu schauen ob beispielsweise mein Leben mehr wiegt als die Gesundheit der Ehefrau desjenigen der mich umbringen will, welche ansonsten als Medizinerin mehr Menschen das Leben rettet, die durch die Depression jedoch arbeitsunfähig wird. Mehr Leben > Mein Leben.
Daher wird auch Kants Notlügeverbot zur Rettung von Menschenleben aus deontologischer Perspektive widersprochen. Indem die ethische Pflicht (Ethik =/ Recht) der Selbstverteidigung höher bewertet wird als die Pflicht der Nichtlüge.
Kant hat bei Kollisionen zwischen zwei Pflichten (Lebensrecht vs Wahrheit) die Regel, dass die negative Pflicht (Nichthandlung) den Vortritt hat gegenüber der positiven Pflicht (Handlung). In dem Fall also die Nichthandlung durch das Verbot einer Notlüge, obwohl damit Menschen gerettet werden können. Dabei die Kritiker bemängeln, dass eben nicht per Automatismus die negative Pfichthandlung folgen muss, sondern hieraus eine neue Maxime zu bilden ist. Und die Maxime wäre, dass die Pflicht Leben zu retten der Pflicht überwiegt Wahres zu sprechen, wenn man dem Täter belügt.
Aber ja, richtig ist, dass die Pflichtethik den moralischen Gehalt einer Tat (zB Mord) nicht davon abhängig macht, was für direkte und indirekte Konsequenzen diese mit sich bringt. Und das ist ja auch ganz gut, wenn man bedenkt was derartiges (konsequentialistisches) Denken in der Vergangenheit so alles hervorgebracht hat, wo man riesige Statistiken ermittelt hat um daraus unmenschliche Policies abzuleiten.
"Lasst uns statistisch den Wert aller Ethnien erfassen, und daraus ableiten, dass gewisse Ethnien sterilisiert gehören." (negiert das grundlegende Recht auf eine eigene Familie)
"Statistisch ist diese Ethnie erfolgreicher und wir sind ganz neidisch also lasst uns diese ausradieren zum Wohle unseres eigenen Volkes." (negiert das grundlegende Recht auf Leben)
Von daher verstehe ich, dass man als Reaktion darauf lieber beim simplen (pflichtethischen/deontologischen) Modell bleibt, das uns gleichzeitig auch erlaubt, eine wünschenswerte Zukunft zu modellieren (keine Morde, keine Lügen und und und), wo konsequentialistisches Denken als Folge überhaupt gar nicht mehr aufkommt.