Nochmal kurz ein kleiner Bericht von der Front.
In meinem Krankenhaus sind weiterhin ca. 50 Mitarbeiter der Pflege an Covid erkrankt. Natürlich nicht die gleichen wie vor zwei Wochen. Aber die Anzahl der Neuinfektionen unterhalb des Personals geht endlich zurück. Man denkt immer, klar, kein Ding, einfach das Krankenhaus dicht machen und alle Mitarbeiter testen. So einfach ist das aber leider nicht. Erstens ist der wirtschaftliche Schaden unermesslich, zweitens muss man sich fragen, wo (gerade in dünn besiedelten Gebieten) die Menschen dann in die Kliniken gehen sollen. Zumal man sich ohnehin nur für die Transportdienste abmelden kann, wer eigenständig in die Zentralambulanz kommt, muss versorgt werden. Rechtlich ein ganz schwieriges Thema. Zum Glück gibt es jetzt einen neuen Rettungsschirm für Kliniken, somit ist die wirtschaftliche Seite kein großes Problem mehr.
Wie auch immer, alle Mitarbeiter wurden getestet, alle Patienten werden am Aufnahmetag und am 5. stationären Tag getestet und trotzdem gibt es immer wieder Infizierte - klar, man kann sich ja auch zuhause anstecken, das passiert ja nicht zwingend auf der Arbeit.
Knapp die Hälfte aller Mitarbeiter haben sich für die Impfung durch den Arbeitgeber angemeldet, rechnet man die Leute hinzu, die bereits Covid durchgemacht haben und sich demnach derzeit noch nicht impfen lassen sollen, ergibt sich eine recht stattliche Zahl verantwortungsvoller Menschen, die keine Scheu von der mRNA-Impfung haben. Super!
Das Krankenhaus verfügt weiterhin über fünf Covid-Stationen (exklusive Intensiv, etc), die auch fast immer ausgelastet sind. Der Kinder- und Wöcherinnenbereich ist zuletzt Gott sei Dank verschont geblieben und wir klopfen alle auf Holz, dass das so bleibt. Stationen und Kliniken schließen ist immer scheiße, aber am schlimmsten ist es, eine Kinderklinik oder einen Kreissaal zu schließen. Man stelle sich vor, man fährt mit einem schwer kranken Kind ins Krankenhaus und wird abgewiesen. Oder man muss entbinden und findet keinen Kreissaal. Katastrophe. Aber wie gesagt, das wird nicht passieren. Das "Kinderhaus" ist abgeschottet von den anderen Bereichen und eine Vermischung des Personals ist verboten. Es könnten 200 Leute im Erwachsenenbereich krank werden, die Kinderkrankenschwestern werden nicht dort eingesetzt, Punkt.
Ich persönlich hatte zwei harte Wochen mit vielen Überstunden und Rufbereitschaften. Ich war zuerst mit der stellv. Pflegedirektorin alleine für das gesamte Krankenhaus verantwortlich (nicht mal der Geschäftsführer war da, einfach NIEMAND), dann mit dem Pflegedirektor. Der Dienstplanverantwortliche für über 20 Bereiche zu sein, ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Aber meine Arbeit wurde von der Obrigkeit gewürdigt und ich habe das Haus dadurch nochmals viel besser kennengelernt.
Viele Mitarbeiter, die Covid durchgemacht haben, klagen übrigens noch Wochen später über heftige Konzentrationsstörungen und Atemprobleme. #nureineGrippe
Jetzt habe ich erstmal 7 Tage frei, danach sollte die PDL und Geschäftsführung wieder in voller Stärke vor Ort sein. Dann entspannt sich alles zumindest auf administrativer Ebene wieder.