Coronavirus: 3200 der 5156 Toten in Bayern sind über 80 Jahre alt
Der Hintergrund: Gerade in den
Alten- und Pflegeheimen und unter Senioren rollt die Ansteckungswelle
ungebremst weiter – trotz wochenlangen
Teil-Lockdown. Das geht aus dem brisanten Bericht einer Münchner Forschergruppe von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) hervor. Es droht eine Kettenreaktion: Die neuinfizierten
Senioren könnten die
Todeszahlen rasch weiter ansteigen lassen. Denn sie gelten als Risikogruppe Nummer eins bei Covid-19, der Multi-Organ-Erkrankung, die das
Sars-Cov2-Virus anrichtet. In Bayern gehörten über 3200 der 5156 Corona-Toten der Generation 80 plus an.
Münchner Wissenschaftler: Corona-Maßnahmen verfehlen den Schutz der Älteren
„Die bisherigen Corona-Maßnahmen
verfehlen den Schutz der Ältesten“, heißt es in dem Bericht der Corona Data Analysis Group (CoDAG), einer Gruppe von erfahrenen Statistikern. Ihre Kernaussage: Die Zahl der neuen Corona-Fälle ist in allen Altersgruppen bis Anfang November stark angestiegen. Danach flachte die Kurve etwas ab – außer bei den über 85-Jährigen. „Hier ist der Anstieg der Infizierten ungebrochen und steigt auch weiterhin an,
besonders steil bei den über 90-Jährigen“, berichtet Professor Dr. Göran Kauermann. Die genauen Zahlen
Coronavirus: Mehr Testkapazitäten für die Heime gefordert
Der Co-Sprecher der Münchner Forschergruppe, Professor Dr. Helmut Küchenhoff,
rief die Politiker dazu auf, Alten- und Pflegeheime bei Schutz-
Coronavirus: Kritik auch von den Virologen Kekulé und Streeck
Zudem stehe die Situation in diesen Einrichtungen immer noch viel zun wenig im Fokus der öffentlichen Diskussion, so Küchenhoff weiter. „Es wäre
wünschenswert, wenn Spitzenpolitiker wie Frau Merkel mehr über die großen Probleme sprechen, die wir in vielen Altenheimen haben.“ Ähnlich äußerten sich in Interviews mit unserer Zeitung bereits die führenden Virologie-Professoren
Alexander Kekulé und Hendrick Streeck.
Corona-Lockdown: Haben Politiker den Schutz der Alten- und Pflegeheime verschlafen?
Haben unsere Politiker also den
Schutz der Heime verschlafen? „Bisher deutet sich keine Verlangsamung des Infektionsgeschehens für diese Bevölkerungsgruppe an“, berichten die LMU-Forscher. Ihre Schlussfolgerung: „Es zeigt sich deutlich, dass die ergriffenen Maßnahmen zur Infektionseindämmung für die hoch vulnerable Bevölkerungsgruppe nicht hinreichend zielführend sind.“ Oder anders ausgedrückt: Die bisherigen Schutzmaßnahmen für Seniorenheime – sofern es sie denn in der Praxis überhaupt gab – sind offensichtlich ins Leere gelaufen.
Coronavirus: Mediziner-Netzwerk fordert genauere Untersuchungen in den Heimen
Deshalb fordern auch immer mehr Ärzte, dass das Infektionsgeschehen in den
Heimen stärker unter die Lupe genommen wird. Es würden aber weder wissenschaftliche Daten erhoben noch die näheren Umstände von
Todesfällen bei Heimbewohnern geklärt, kritisiert das 1000 Mitglieder starke Mediziner-Netzwerk EbM. „Eine gezielte Dokumentation aus der Altenpflege fehlt.“