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Wie gefährlich ist das Virus?
Nach bisherigen Erkenntnissen ist das
Virus weniger ansteckend als der Sars-Erreger. Gesicherte Informationen gibt es bislang nur zu den ersten Todesfällen, die aus China gemeldet wurden. Demnach waren es vor allem ältere Menschen
mit teils schweren Vorerkrankungen, die infolge der Infektion mit dem Erreger 2019-nCoV gestorben sind. Der erste offiziell registrierte Tote hatte einen Tumor im Bauch und war chronisch leberkrank. Die beiden Patienten, deren Tod am 21. Januar bestätigt wurde, waren ein 66-jähriger Mann mit chronischer Lungenkrankheit und Bluthochdruck sowie eine 48-jährige Frau mit Diabetes und einem Schlaganfall in ihrer Krankengeschichte. Die neue Virusvariante scheint also besonders älteren und kranken Menschen gefährlich werden zu können. Dieses Muster kennen Medizinerinnen und Mediziner auch von
Grippeviren.
Harmlos ist das neue Coronavirus aber keinesfalls, gleichzeitig mahnen Wissenschaftler immer wieder zur Besonnenheit. Ungefähr ein Viertel aller Fälle verlaufe nach gegenwärtigem Kenntnisstand sehr schwer, hieß es von der Weltgesundheitsorganisation WHO. Von 41 Patientinnen und Patienten aus einem Krankenhaus in Wuhan, die in einem wissenschaftlichen Artikel beschrieben werden, starben sechs, also ungefähr 15 Prozent (
The Lancet: Huang et al., 2020). In einem der Studie beiliegenden Kommentar weisen Ärztinnen und Ärzte aber darauf hin, dass viele Infizierte wenige oder gar keine Symptome haben. Deshalb sei eher davon auszugehen, dass ungefähr drei Prozent der Infizierten sterben (
The Lancet: Wang et al., 2020). Aber auch diese Zahl, schreiben die Autoren, sei mit Vorsicht zu genießen, denn "nicht alle Patienten haben ihre Krankheit hinter sich gelassen (das heißt, sind gestorben oder haben sich erholt) und die wahre Zahl der Erkrankten ist unbekannt".
Wie hoch ist die Dunkelziffer?
Mit großer Sicherheit gibt es eine Vielzahl an Menschen, die sich angesteckt haben, aber nichts davon wissen. Sie tauchen in den offiziellen Zahlen also nicht auf. Wie
hoch diese Dunkelziffer ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wie gut ist das Überwachungssystem in China? Wie gut gelingt es, Kontaktpersonen von Infizierten ausfindig zu machen? Wie viele leichte Verläufe der Erkrankung gibt es, welche die Betroffenen nur für einen einfachen Schnupfen halten und deshalb nie zum Arzt gehen? Neil Ferguson, Professor für Gesundheitswesen am Imperial College in London, sagte dem
Guardian vom 26. Januar, er schätze, dass
weltweit bereits ungefähr 100.000 Menschen mit dem Virus infiziert sein könnten. Er und sein Team
haben die mögliche Zahl von Infizierten anhand von Modellrechnungen bestimmt.
Bei den meisten Fällen außerhalb Chinas handelt es sich offenbar um recht milde Verläufe der Lungenkrankheit. Ferguson sagt, das könnte bedeuten, dass diese sich leichter verbreiten als schwere Infektionen. Das würde aber auch heißen, dass viele Menschen gar nicht merken, dass sie infiziert sind. Dann könnten sie unbemerkt weitere Personen anstecken – auch solche, die dann, etwa wegen eines ohnehin schon schlechten Gesundheitszustands, schwerer erkranken.
Wie gut reagieren China und die Welt?
Alle Expertinnen und Experten, mit denen ZEIT ONLINE gesprochen hat, bescheinigen China eine rasche und koordinierte Reaktion. Die Regierung in Peking habe sehr schnell wichtige Daten öffentlich gemacht, insbesondere die Zahl der Verdachtsfälle und die Gensequenz des Erregers. Auch die Anrainerstaaten hätten vorbildlich reagiert, sagte Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Er ist einer der führenden deutschen Virologen. Bei der Sars-Epidemie, in deren Verlauf Anfang der Nullerjahre rund 800 Menschen starben, sei die Lage ganz anders gewesen. Damals sei "die dramatische Situation vor allem durch die späte Reaktion verursacht worden", sagte Schmidt-Chanasit.
Die Weltgesundheitsorganisation hat
sich bisher dagegen entschieden, den Ausbruch des Coronavirus zur "gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite" zu erklären. Allein die Ende Januar deshalb abgehaltene Krisensitzung machte aber deutlich, dass die WHO den Ausbruch als Ereignis von weltweiter Bedeutung einstuft. Außerdem behielt sich dieses internationale beratende Gremium zur Seuchenbekämpfung vor, seine Meinung jederzeit zu ändern und den Notstand doch noch auszurufen. Am 26. Januar
reiste der WHO-Generaldirektor Tedros Ghebreyesus nach China, um das weitere Vorgehen mit der Regierung zu besprechen.