Betrachtet man ausschließlich die Zahlen zur politisch motivierten Gewalt, sieht es in mehrerlei Hinsicht anders aus. Erstens stieg die Gesamtzahl linker Gewalttaten 2020 gegenüber dem Vorjahr von 1.052 auf 1.526 Fällen zwar stark an (plus 45,1 Prozent). Sie lag damit aber immer noch deutlich unter den Werten der Jahre 2015/16, in denen sich linkes Gewalthandeln vornehmlich als Reaktion auf das zuwanderungsfeindliche Demonstrationsgeschehen im Zuge der "Flüchtlingskrise" entlud, und des Jahres 2017 mit dem G20-Gipfel in Hamburg. Zweitens überstieg die Zahl linker Gewalttaten deutlich jene von rechts (1.092), was mit Ausnahme eines beinahe ausgeglichenen Verhältnisses 2016 (links: 1702, rechts: 1698) in den vergangenen zehn Jahren immer der Fall war. Drittens zeigt sich eine Reihe von Unterschieden hinsichtlich der Gewaltdeliktstruktur. Zwar stehen in den Bereichen PMK-links und -rechts Körperverletzungen an erster Stelle, allerdings machen diese rechts mit 903 Fällen fast 90 Prozent aller Gewalttaten aus, während es links "nur" 532 bzw. knapp 35 Prozent sind. Dem folgen links Landfriedensbrüche – hier hat sich die Zahl mit 357 Fällen gegenüber 2019 (80) mehr als vervierfacht –, Widerstandsdelikte (323 gegenüber 306 im Vorjahr) und Brandstiftungen (2020: 183; 2019: 178). Zusammenfassend lässt sich Gewalt gegenüber Sachen als "typischer" für den Bereich PMK-links und Gewalt gegenüber Personen als "typischer" für den Bereich PMK-rechts einordnen. In den vergangenen Jahren hat sich jedoch eine Angleichung vollzogen; Körperverletzungen werden heute durch die gewaltbereite linke Szene häufiger verübt als in den 1990er Jahren. Zugleich findet anders als im Rechtsextremismus auf der linken Seite eine intensive Gewalt- und Militanzdebatte statt. Gewalt gegen "Dinge" wird in der linken Szene weithin akzeptiert, gegen Personen indes nur von "hartgesottenen" Gewalttätern verübt bzw. unterstützt.