Der
Blutaar oder
Blutadler (
altnordisch blóðörn) war eine mutmaßliche Form der
Hinrichtung bei den
Wikingern.
Dem lebenden Opfer wurde dabei der Rücken aufgeschnitten, die Rippen beidseitig von der Wirbelsäule getrennt und – wie Adlerschwingen – zur Seite geklappt. Manche vermuten, dass noch die Lungen herausgezogen wurden. Allerdings wird die Version von anderen Wissenschaftlern verworfen, da die Lunge nach einem derart gewaltsamen Öffnen in Sekunden zusammenfallen würde. Sie gehen davon aus, dass die Schulterblätter noch mit hochgeklappt wurden.
Der Blutaar ist in verschiedenen
Sagas,
Skaldengedichten und
Eddaliedern als Rache an Feinden gut belegt, so zum Beispiel in der
Orkneyinga saga oder den
Reginsmál. Die
Ragnarssona þáttr berichtet davon, dass der in England eingefallene dänische König
Ragnar Lodbrok von König
Ælle besiegt und in einer Schlangengrube hingerichtet wurde. Ragnars Söhne unterwarfen Ælle später und töteten diesen durch das Ritzen eines Blutadlers.
Der Hintergrund des Rituals ist jedoch ebenso umstritten wie die Frage, ob es tatsächlich ausgeübt worden ist oder ob es vielleicht auch nur eine besonders grausam wirkende literarische Ausschmückung zur Unterhaltung der Zuhörer war. So zumindest argumentiert die Skandinavistin
Roberta Frank.
[1] Andere Interpretationen sehen im Blutaar die Weiterentwicklung eines ursprünglichen Menschenopfers an den Gott
Odin oder aber eine spezielle Racheform, die Söhne am Mörder ihres Vaters vollzogen.
Quelle