Rennen gegen die Zeit
Nach dem missratenen Start seiner neuen Playstation 3 wird die Zeit für Sony knapp. Wenn die High-Tech-Spielekonsole nicht bald zum Überholmanöver ansetzt, dürfte das Rennen gegen die Konkurrenten von Nintendo und Microsoft endgültig verloren sein. Noch ist die Zielgerade im Kampf der Konsolen aber nicht in Sicht.
Die rasche Verbreitung von hochauflösenden Fernsehern (HDTV) kann der Playstation noch den nötigen Schub liefern -jedoch nur, falls die entscheidenden Spiele-Entwickler so lange an Bord bleiben. Für den jahrelang unangefochtenen Marktführer steht einiges auf dem Spiel: Das Schicksal der Playstation ist eine Nagelprobe für den gesamten Konzern, der bereits seine Dominanz bei anderen Geräten wie tragbaren Musikspielern eingebüßt hat.
"Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit", erläutert Experte Hiroshi Kamide, der für KBC Securities die Branche mit einem Jahresumsatz von rund 30 Mrd. US-Dollar untersucht. "Sony mus unbedingt die Zahl der Spieler erhöhen -sonst lohnt es sich für die Hersteller der Spiele nicht, die Playstation zu unterstützen."
Vor allem wegen Lieferengpässen misslang Sony die Markteinführung der Playstation 3: In Europa konnten Spielefans das mit 599 Euro relativ teure Gerät erst im März kaufen. Im Weihnachtsgeschäft räumten deshalb Microsofts Xbox für 360 Euro und Nintendos Wii für 249 Euro kräftig ab. Für Negativ-Schlagzeilen sorgte auch die Nachricht, dass nicht alle Spiele des Vorgängermodells auf dem neuen Gerät laufen. Weltweit blieben die Verkäufe deshalb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Viele Branchenexperten bezweifeln inzwischen, dass Sony an den Verkaufserfolg der Playstation 2 anknüpfen kann, die mehr als 100 Mio. Mal verkauft wurde.
Die Playstation 3 ist mit High Tech voll gestopft -etwa einem hochauflösendem DVD-Laufwerk der neuen Generation "Blu-ray" -und glänzt mit einer herausragenden Grafik. Deshalb ist ihre Herstellung auch sehr teuer: Bislang verkauft Sony jede Playstation mit deutlichem Verlust. Das ist jedoch in der Branche üblich, Gewinn machen die Konsolenhersteller vor allem mit Lizenzgebühren von Spielen. Diese Rechnung geht für Sony aber noch lange nicht auf, das Gerät verursachte 2006 wohl einen Milliarden-Verlust. Und das ausgerechnet in einer Zeit, in der Konzernchef Howard Stringer mit massiven Kostensenkungen und Entlassungen auf sinkende Marktanteile reagiert. Die Spiele-Sparte ist deshalb sein größtes Sorgenkind: Vor Jahresende wird sie kein Geld in die klammen Sony-Kassen spülen.
Bislang konnte die Playstation ihre Muskeln jedoch meist noch nicht gar nicht voll ausspielen. Herkömmliche Fernseher können die hochauflösende Grafik gar nicht darstellen. Das könnte sich aber bald ändern: Ende 2006 stand bereits in jedem 20. US-Wohnzimmer ein Fernseherät der neuen HDTV-Generation, Tendenz rasant steigend. "Das wird der Playstation 3 einen Vorteil verschaffen", zeigt sich Experte Masahiro Ono von Morgan Stanley gewiss.
Zudem könnten sinkende Chip-Preise Sony schon bald ermöglichen, den Verkauf wie beim Vorgängermodell mit Preissenkungen anzukurbeln. Deshalb gibt Fachmann David Gibson von der australischen Bank Macquarie das Rennen für Sony noch lange nicht verloren: "Im Jahr 2000 beschwerten sich japanische Entwickler, dass die Playstation 2 zu komplex war. Es gab kaum gute Spiele für das Gerät, die Verkäufe in Japan waren im ersten Jahr eine Enttäuschung. Hört sich das nicht bekannt an?"